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Interdisziplinäre Gesundheitsforum Saar: Zukünftige Arzneimittel

Das "Interdisziplinäre Gesundheitsforum Saar", eine Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Apotheker, findet im Winter 1998/99 zum zweitenmal in Saarbrücken statt. Gegenstand dieser Seminarreihe sind die medikamentösen und pharmazeutischen Aspekte einer zeitgemäßen Arzneimitteltherapie. Im Dezember referierte Prof. Dr. Dr. E. Mutschler, Frankfurt, über "Zukünftige Arzneimittel - wo liegen die innovativen Ansätze?"

Innovative Therapieansätze

Mit einem kurzen Rückblick auf die letzten 100 Jahre Arzneimittelentwicklung stellte Mutschler zunächst das heutige Wissen um die Behandlung vieler Krankheitsbilder dar, für die es früher keinerlei Therapie-Aussichten gab. Auf der anderen Seite sind viele, z.T. neue Erkrankungen immer noch nicht kausal therapierbar. Therapiedefizite bestehen bei degenerativen Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer, bei der großen Gruppe der Autoimmunkrankheiten und insbesondere bei bösartigen Tumoren.

Die Arzeimittelforschung sei bei der Lösung dieser Aufgaben in neue Dimensionen in bezug auf den finanziellen Aufwand und die angewandten Technologien vorgedrungen. Nicht nur kombinatorische Chemie, Hochdurchsatzscreening und gentechnologische Verfahren seien daran beteiligt, so Mutschler, sondern insbesondere sei der menschliche Körper nach wie vor eine Quelle innovativer Pharmaka. Vor allem sind es körpereigene Eiweißstoffe, z.B.

  • der Glial Derived Neurotrophic Factor zur Parkinson-Therapie,
  • der Basic Fibroblast Growth Factor zu Schlaganfallbehandlung oder
  • Neurotrophin-3 zur Therapie peripherer Neuropathien,

die sich allesamt bereits in klinischer Prüfung befinden. Weiter zeigte Mutschler den Fortschritt in der Morbus-Alzheimer-Therapie mit selektiven M1-Agonisten und einen neuen, vielversprechenden Ansatz zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit IgG-fusionierten Tumornekrosefaktor-Rezeptoren. Auch bei kardiovaskulären Erkrankungen gebe es mit Natrium-Protonen(Na+/H+)-Austauschhemmern und Vasopressin-Antagonisten innovative Ansätze.

Ein grundlegender Strategiewechsel finde, so Mutschler, derzeit in der Tumortherapie statt. Das Ziel der Zerstörung der Tumorzelle rücke immer mehr in den Hintergrund zugunsten einer Hemmung der Gefäßversorgung des Tumors und damit des Tumorstroma-Wachstums. Der grundlegend neue Gedanke dabei sei, daß dieses Therapieprinzip von der Art des Tumors unabhängig ist. Damit seien neue erfolgversprechende medikamentöse Therapien zu erwarten.

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