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Berichte: Festsitzung zu Ehren von Dr. Hermann Vogel
Richtgröße im Berufsstand
"Dieser Tag bringt Ihnen einen Über- fluss an Glückwünschen und verdiente Anerkennungen für Ihre Leistungen für unseren Berufsstand und für die DPhG", sagte Dr. Fritz Stanislaus, 1. Vorsitzender der DPhG-Landesgruppe Bayern zu Dr. Vogel, den er als "Richtgröße" im Berufsstand der Apotheker bezeichnete. Die Pharmazie, so Stanislaus, müsse als Wissenschaft in all ihren Disziplinen integraler Bestandteil von Forschung und Lehre auch in der Zukunft bleiben. Dr. Vogel habe dieses Ziel der DPhG ideell und materiell in hohem Maße gefördert. "Dafür sprechen wir Ihnen unsere höchste Anerkennung aus", sagte Stanislaus.
24 Jahre lang Präsident der Bayerischen LAK
Einen Rückblick auf Dr. Vogels vielfältige Aktivitäten in der Berufspolitik gab der Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer Johannes M. Metzger: Der Jubilar ist seit 1966 Delegierter der Bayerischen Landesapothekerkammer und war von 1974 bis 1998 deren Präsident. Dieses Amt, so Metzger, habe Dr. Vogel 24 Jahre lang mit viel Engagement, Weitblick, klarer berufspolitischer Linie und großer Umsicht ausgeübt. Seit 1976 ist Dr. Vogel Mitglied des Vorstandes der Bundesapothekerkammer, seit 1984 deren Vizepräsident.
Metzger würdigte Dr. Vogels Verdienste um die PTA-Lehranstalten, das Deutsche Apotheken-Museum in Heidelberg und die Lesmüller Stiftung, deren Stiftungsratsvorsitzender Dr. Vogel seit letztem Jahr ist. "Sie haben mit Ihrem Wirken den Berufsstand stets beflügelt und oft richtungsweisend in der Bundesrepublik Ihren Einfluss geltend gemacht", lobte Metzger Dr. Vogel. Im Namen des Berufsstandes dankte Metzger abschließend der Gattin des Geburtstagskindes, Frau Renate Vogel, mit einem Blumenstrauß dafür, dass sie "Freude und Bürde" des außergewöhnlichen Lebensweges ihres Mannes mitgetragen habe.
Lehrmeister im Fach Standespolitik
Gerhard Reichert, 1. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes BAV, bedankte sich bei seinem "Lehrer im Fach Standespolitik". "Herr Dr. Vogel, Sie haben mich nach meiner Lehrzeit als Partner akzeptiert und viele Jahre in Bayern und in Frankfurt optimal mit mir zusammengearbeitet", sagte Reichert. Dr. Vogel habe den BAV als gleichwertig zur Bayerischen Landesapothekerkammer eingestuft und ihm, Reichert, immer das Gefühl eines partnerschaftlichen Verhältnisses vermittelt. Reichert bedankte sich bei der Frau und den fünf Kindern von Dr. Vogel. Denn diese hätten es ermöglicht, "dass unser Dr. Vogel sich in diesem Maße für unseren Stand einsetzen konnte".
Gemeinsame Strategien von Arzt und Apotheker
Den akademischen Festvortrag über "Arzt und Apotheker in gemeinsamer Verantwortung" hielt der Kinderarzt und Apotheker Prof. Dr. Dr. Dieter Adam vom Haunerschen Kinderspital der Münchner Ludwig-Maximilians- Universität. Wie Adam ausführte, bedeutet der Titel seines Vortrages die Verantwortung von Arzt und Apotheker für den Patienten, nicht die Konkurrenz um den Patienten. Bei der jetzigen Gesundheitspolitik müssen Arzt und Apotheker gemeinsame Strategien entwickeln und näher zusammenrücken. Das gelingt laut Adam aber nur dann, wenn sich beide Beteiligten über die Verteilung ihrer Rollen einig sind. Seit Anbeginn der Rollenverteilung zwischen beiden Heilberufen gibt es Konfliktthemen, zum Beispiel das von den Ärzten manchmal geforderte Dispensierrecht oder die Beratung des Patienten durch den Apotheker, wenn sie dessen Kompetenz übersteigt.
Wandel tut Not
Adam fragte sich, welche Möglichkeiten die Apotheker hätten, um in der Öffentlichkeit dasselbe Ansehen zu genießen wie die Ärzte. Dazu müssen sich, wie Adam meinte, die Apotheker permanent fragen, worin ihr Beitrag für die Gesellschaft liegt. Denn nur ein Beruf, der von der Gesellschaft benötigt wird, kann langfristig überleben. Weil sich die Gesellschaft wandelt, müssen sich auch die Apotheker wandeln und ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft überdenken. Die Chancen stehen prinzipiell gut für die Apotheker, denn die Pharmazie gehört zu den Life Sciences, die in unserer Gesellschaft hoch angesehen sind.
Um noch stärker anerkannt zu werden, müssen die Apotheker ihre Kompetenz verstärken. "Denn der Apotheker ist wegen seiner auf langen Strecken veralteten, überholten und mit unnötigen Inhalten überfrachteten Ausbildung zur Zeit nach Beendigung seines Studiums in Bezug auf das Informationsbedürfnis des Patienten und auch des Arztes nicht ausreichend kompetent", sagte Adam wörtlich. Deshalb habe er mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, dass es eine Änderung der Approbationsordnung für Apotheker geben soll.
Klinische Pharmazie – Bindeglied zur Medizin
Der Schwerpunkt der neuen Approbationsordnung liegt nach Adams Worten auf der verantwortlichen Ausübung des Apothekerberufs. In dem Entwurf finden sich neben den bekannten Stoffgebieten neue Fächer wie zum Beispiel Biopharmazie, Klinische Pharmazie, Pharmakoepidemiologie und Pharmakoökonomie. "Das sind alles wichtige und interessante Fächer", so Adam, "in welchen sich ein Apotheker auch wissenschaftlich profilieren und damit eine stabile Brücke zur Medizin bauen kann".
Nach Adams Ansicht liegt die Zukunft der Pharmazie in Fächern wie zum Beispiel der Klinischen Pharmazie, denn sie ist ein gutes Bindeglied zwischen Pharmazie und Medizin. Die Ärzte bauen schon jetzt ihre Vorbehalte ab, weil sie großen Nutzen davon haben, wenn Apotheker in Klinischer Pharmazie ausgebildet sind. "Die Apotheker müssen aber auch akzeptieren, dass die Entscheidung für die Therapie immer beim behandelnden Arzt liegen muss", fügte Adam hinzu.
Kompetenz ausbauen
Die Lehrinhalte der Apothekerausbildung, fasste Adam zusammen, müssen aktualisiert und weiter entwickelt werden. Wenn sich die Apotheker auf ihr Fach beschränken, ihre Kompetenz ausbauen und alles das tun und machen, wozu die Ärzte naturgemäß nicht in der Lage sind, dann wird es auch in Zukunft keinerlei Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit dieser beiden Berufsgruppen in der gemeinsamen Verantwortung für den Patienten geben. Allerdings sei es höchste Zeit, dies auch wirklich in die Tat umzusetzen. "Eine Pharmazie als Selbstzweck mit Inhalten, die niemanden interessieren oder überholt sind, wäre das baldige Ende des akademischen Berufs des Apothekers", warnte Adam.
Den Nachwuchs im Auge haben
Der Jubilar Dr. Hermann Vogel bedankte sich bei allen Gästen, vor allem aber bei seinen Kindern und seiner Frau, "der Neuhauser Kollegin vor Ort, für den pausenlosen Einsatz im Haus und Hof, in der Apotheke und mit den Kindern". Die Arbeit in der Kammer habe ihm, so Dr. Vogel, fast immer sehr großen Spaß gemacht, "denn sie war ein Mixtum Compositum". Als Resümee seiner Arbeit wies Dr. Vogel auf die Bedeutung der Einigkeit in der Apothekerschaft hin. "Die Apotheker dürfen nicht eine versprengte Schar werden. Sie dürfen eigenwillige Charaktere sein, aber doch mit einer solidarischen einheitlichen Berufsauffassung."
Die Kammerarbeit sei dann richtig, so Dr. Vogel, wenn sie die Interessen des pharmazeutischen Nachwuchses im Auge habe. "Wir stehen in der Pflicht, die Verhältnisse, wie wir sie haben, möglichst so zu erhalten, dass der Nachwuchs mit seinem Idealismus, den er vom Studium mitbringt, nicht enttäuscht wird." ms
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