Jahrestagung der Pharmazieräte: Aktuelle Themen der Apothekenaufsicht

Von Gesundheitsreform bis Qualitätsmanagementsystem

Der Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, Ernst Heinrich Wehle, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort. Seiner Meinung nach muss der Staat entscheiden, wie die Apotheke der Zukunft aussehen soll. PhR Dr. Ulrich Krötsch, der 1. Vorsitzende der AGP, warnte in seinem Referat "Fortentwicklung der ApBetrO und Auswirkungen auf Apotheke und Überwachung" vor einer Liberalisierung der ApBetrO.

Dr. Christine Gaudich, Ministerialrätin im Bundesministerium für Gesundheit, ging in ihrem "Bericht aus Bonn" auf aktuelle Entwicklungen ein. Sie betonte, dass zurzeit überwiegend über das Gesundheitsreformgesetz verhandelt wird. Tendenzen zur Selbstverwaltung seien zu erkennen, und die Apotheken sollen "beratungsaktive Gesundheitszentren" werden. Bei den technischen Regeln für Rezeptur und Defektur solle man sich auf QMS stützen. Im weiteren beschäftigten sich die Pharmazieräte und Amtsapotheker mit der Entwicklung des QMS in den verschiedenen Kammerbereichen.

Dr. Hartmut Schmall, Präsident der Bundesapothekerkammer, hielt ein grundlegendes Referat über die "Entwicklung des QMS und seinen Einfluss auf die ApBetrO". Dr. Martin Thomsen, Apothekerkammer Niedersachsen, referierte über "QMS und Pharmazierat: Modell Niedersachsen", und Ludwig Steger, Pharmazierat und Vorstand der Bayerischen Landesapothekerkammer, stellte das "QMS in Bayern und die mögliche Einbindung der Pharmazieräte" vor. Prof. Dr. Helga Möller, Leiterin des ZL, beschäftigte sich mit dem "QMS des Zentrallabors" und gab einen interessanten Einblick in die Struktur des ZL. Rosemarie Eifler-Bollen, Mitarbeiterin des ZL, sprach über das "Qualitätssicherungssystem für Primärpackmittel".

Dr. Johannes Pieck, Sprecher der Geschäftsführung der ABDA, handelte in seiner unnachahmlichen Weise die "Berufspolitische Lage unter geänderten Rahmenbedingungen" ab. Er ging ein auf das Gesundheitsreformgesetz, die Apothekengesetznovelle, das Verbot von Fremd- und Mehrbesitz, die ApBetrO, den Versand von Arzneimitteln und das Schüttenproblem. Vorausschauend wurde von verschiedenster Seite ein Zusammenhang zwischen QMS und der Häufigkeit der Revisionen durch Pharmazieräte und Amtsapotheker hergestellt.

Unruhe kam in deutschen Apotheken auch auf durch neue Preisverhandlungen des Deutschen Apotheker-Verbands mit den Krankenkassen bezüglich des Verpackungsmaterials. Zwar kann kein direkter Zusammenhang zwischen preisgünstiger Verpackung und mangelnder Qualität hergestellt werden, wohl aber ergeben sich aus AMG-, GMP- und ApBetrO-Regelungen, dass bei ordnungsgemäßer Herstellung von Individualrezepturen ausschließlich qualitätsgesicherte Materialien verwendet werden dürfen.

Resolutionen

Die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte (und Amtsapotheker) Deutschlands hat jeweils einstimmig folgende Resolutionen beschlossen: 1. Die AGP fordert alle Landesapothekerkammern und -verbände, welche ein QMS einführen wollen, auf, die Pharmazieräte einzubinden. 2. Die AGP fordert die Hersteller von Primärpackmitteln für Apotheken auf, ausschließlich zertifizierte Ware zu verwenden. Nicht zertifizierte Primärpackmittel müssen bei Revisionen aus Qualitätsgründen beanstandet werden. 3. Der in § 25 ApBetrO aufgeführte Katalog von apothekenüblichen Waren soll in Zweifelsfragen durch eine von der ABDA einzurichtende "Clearingstelle" beurteilt und fortgeschrieben werden. 4. Zur Erleichterung von den in der Apotheke durchzuführenden Identitätsprüfungen von Ausgangsstoffen wird das ZL aufgefordert, die ehemalige Identkartei fortzuführen und praktikable Kurzfassungen zu erstellen. 5. Die AGP fordert die Hersteller/Lieferanten von Arzneimittel-Ausgangsstoffen auf, ihre Versandgefäße zu kennzeichnen (Eignung, Haltbarkeit, richtige Signierung gemäß ApBetrO).

Am Ende der Tagung wurde Pharmazierat Frieder Mölkner für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit die "Cosmas-und-Damian-Verdienstmedaille" der Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands verliehen. Mit einem faszinierenden Festvortrag über "Gentechnisch hergestellte Arzneimittel" von Prof. Dr. Theodor Dingermann, Universität Frankfurt/Main, klang die Tagung aus. Der Dank der Teilnehmer für die hervorragende Organisation galt dem 1. Vorsitzenden, PhR Dr. Ulrich Krötsch, und seinen Stellvertretern, Amtsapotheker Dr. Wolfgang Butz und PhR Dr. Helger Buttle. Die nächste Tagung der AGP wird vom 17. bis 20. September 2000 in Weimar stattfinden.