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Arzneimittel und Therapie
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Warnsignale aus den Beinen
Systemerkrankung der Gefäße
Die PAVK sollte man ernst nehmen, weil ihre Hauptursache die Atherothrombose ist. Weil es sich hier um eine Systemerkrankung der Arterien handelt, besitzen Patienten mit PAVK ein deutlich erhöhtes Risiko, Atherothrombose auch an anderen Regionen des arteriellen Systems zu entwickeln, zum Beispiel am Herzen oder im Gehirn. Es drohen dann Herzinfarkt oder ischämischer Schlaganfall, die wichtigsten Todesursachen in den Industriestaaten.
Um diese Gefahr zu bannen, ist es ratsam, dass Patienten mit PAVK möglichst viele Risikofaktoren abstellen, die wie das Rauchen die Entstehung von Atherothrombose fördern, sowie rechtzeitig eine Therapie mit Thrombozytenfunktionshemmern beginnen.
Schmerzen beim Gehen
Die Arterien eines Menschen, der an der PAVK leidet, sind verengt, die Blutzufuhr ist eingeschränkt, und es gelangt weniger Sauerstoff zu den Muskeln in den Beinen. Die Betroffenen spüren oftmals diese Minderversorgung mit Sauerstoff nicht, auch dann nicht, wenn die Gefäßverengung bereits fortgeschritten ist. Treten Symptome auf, so sind dies vor allem leichte Schmerzen in der Wadenmuskulatur beim Gehen. Die Schmerzen können sich steigern, so dass der Patient hinkt oder stehen bleiben muss. Nach einer kurzen Pause von 1 bis 2 Minuten vergehen diese Muskelschmerzen. Der Betroffene kann weitergehen, bis er erneut vor Schmerzen innehalten muss, weil die Schmerzen bei Belastung rasch wiederkehren.
Dieses Abwechseln von Schmerzen beim Gehen und Schmerzfreiheit nach Rast, Claudicatio intermittens genannt, ist charakteristisch für Patienten mit symptomatischer PAVK. Selten kommt es vor, dass der Patient an Ruheschmerzen leidet, seine Haut an den Zehen verfärbt ist und sich Geschwüre oder Gangräne bilden. Diese Symptome deuten auf ein bereits weit fortgeschrittenes Stadium der Krankheit hin.
Rasche Diagnose möglich
Die PAVK lässt sich von einem erfahrenen Arzt einfach diagnostizieren, wenn er sich die Zeit nimmt, das Schmerzprofil der Patienten zu erforschen. Mit dem Stethoskop lassen sich die Arterien auf Pulsationen untersuchen, das heißt auf wellenförmige Volumenschwankungen, die auf Veränderungen der Arterien schließen lassen. Der Vergleich des systolischen Blutdrucks am Oberarm mit dem am Knöchel erlaubt schließlich Rückschlüsse auf das Ausmaß der Gefäßverengung. Man misst dabei zuerst den systolischen Knöchel-Blutdruck an der Fußrückenschlagader und der hinteren Schienbeinschlagader, danach den systolischen Arm-Blutdruck an der Armschlagader.
Den Quotienten aus Knöchelwert und Armwert bezeichnet man als "Ankle-Brachial-Index" (ABI = Knöchel-Arm-Index). Ein normaler ABI-Wert liegt über 0,90, Werte von 0,71 bis 0,90 deuten auf eine milde Obstruktion der Gefäße hin. Fällt der Wert auf unter 0,40 ab, muss man eine starken Obstruktion annehmen.
Systemerkrankung Atherothrombose
Die Hauptursache der PAVK ist die "Atherothrombose", womit man zwei zusammenhängende pathologische Prozesse in einem Begriff benennt: die Atherosklerose und die Thrombose. An einer Gefäßwand kann sich ein atherosklerotischer Plaque bilden, der lange Zeit stabil bleibt. Gefährlich wird es, wenn dieser Plaque in das Gefäßlumen aufbricht und sich daran ein aus Blutplättchen bestehender Thrombus anlagert. Denn dadurch wird das betreffende Gefäß eingeengt oder verschlossen und das Gewebe geschädigt. Die Folgen hängen vom Ort der Schädigung ab. Am Herzmuskel entwickeln sich die koronare Herzkrankheit und der Herzinfarkt, im Gehirn ischämische Attacken bis hin zum Schlaganfall, in der Peripherie die periphere arterielle Verschlusskrankheit.
Trotz unterschiedlicher klinischer Manifestationen gleichen sich die pathophysiologischen Prozesse, die der Atherothrombose zugrunde liegen. Die gemeinsame Grunderkrankung Atherothrombose erklärt, weshalb ein Patient mit PAVK ein erhöhtes Risiko hat, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Patienten mit PAVK sterben 10 Jahre früher als ein Vergleichskollektiv. 10 Jahre nach Diagnosestellung leben noch 30 bis 50 Prozent der PAVK-Patienten.
Viele Risikofaktoren
Das Risiko von atherothrombotischen Ereignissen ist abhängig von der Zahl der Risikofaktoren. Man unterscheidet endogene Risikofaktoren (Geschlecht, Alter, Genetik), die nicht zu beeinflussen sind, von beeinflussbaren exogenen Risikofaktoren (zum Beispiel Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Hypertonie, Dyslipidämie). Die einzelnen Risikofaktoren haben unterschiedliche Auswirkungen. So erhöht etwa die Hypertonie das Schlaganfallrisiko, die Dyslipidämie das Risiko von Herzinfarkten und das Rauchen wiederum das Risiko für die periphere arterielle Verschlusskrankheit.
Schmerzen lindern, Gefäßerkrankung behandeln
In der Therapie der PAVK verfolgt man zwei Ziele: erstens die Gehleistung zu steigern durch eine Linderung der Schmerzen und zweitens die der Krankheit zugrunde liegende Atherothrombose zu behandeln. Patienten mit Wadenschmerzen hilft oftmals ein einfaches körperliches Training, das aus Übungen wie etwa dem wiederholten Anheben der Fersen besteht.
Der größte Anteil der Patienten mit PAVK sind Raucher, denen es spürbar besser geht, wenn sie das Rauchen aufgeben. Manchmal setzt man vasodilatierende Substanzen und Medikamente ein, welche die Viskosität des Blutes erniedrigen. Diese Mittel wirken allerdings nur symptomatisch und werden nur kurze Zeit eingesetzt. In schweren Fällen hilft nur eine Interventionstherapie. Hat man zum Beispiel bei der Angiographie eine klar umgrenzte Verengung entdeckt, muss diese Verengung mit einem Ballonkatheter erweitert werden. Frühzeitig sollten Patienten mit PAVK Medikamente einnehmen, die gegen die Atherothrombose wirken. Zum Einsatz kommen hier vor allem Thrombozyten-Funktionshemmer wie der ADP-Hemmer Clopidogrel, mit dem sich die Bildung von Thromben unterbinden lässt.
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