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Die Entwicklung in der Pharmazie bleibt nicht stehen. Neue Wirkstoffe, gewonnen auf gentechnischen Wegen, produziert mit biotechnologischen Methoden, überführt in ausgeklügelte Darreichungsformen - das ist die Pharmazie, die immer stärker das Bild der Arzneimittelherstellung bestimmt. Hält die pharmazeutische Ausbildung da Schritt mit den neuen Entwicklungen? Was erfährt der angehende Pharmazeut darüber während des Studiums?

Bisher sicher nicht allzu viel. Wir haben die vier bekannten Grunddisziplinen der Chemie, Biologie, Technologie und Pharmakologie. Sie sollen mit der geplanten Änderung der Approbationsordnung um die Disziplin der Klinischen Pharmazie erweitert werden. Es ist ein Fach, das sich zwar noch am ehesten an die Pharmakologie anlehnen kann, aber so bisher noch nicht vorhanden war: es stellt den Patienten, die Arzneimittelanwendung und die Auswirkungen der Arzneimitteltherapie auf den Organismus in den Mittelpunkt. Nach meiner Einschätzung ist es ein Fach, das längst überfällig ist angesichts der geforderten modernen Ausrichtung des pharmazeutischen Berufsbilds: der Apotheker als Betreuer des Patienten.

Mittlerweile macht eine weitere moderne Strömung in der Pharmazie stärker auf sich aufmerksam, die sich in der Forschung und Lehre bisher unterrepräsentiert fühlt: die Pharmazeutische Biotechnologie. Ihre Protagonisten kommen aus der pharmazeutischen Technologie, sie sind aber selbst der Ansicht, dass es nicht sinnvoll sei, die pharmazeutische Biotechnologie in einer bereits bestehenden Disziplin zu verankern, sondern plädieren für eine organisatorische Eigenständigkeit. Mit dieser Forderung dürften sie nicht verkehrt liegen. Denn in der Pharmazeutischen Biotechnologie arbeiten Mikrobiologie, Biochemie, technische Chemie, Verfahrenstechnik und auch der Apparatebau eng miteinander zusammen. Dieses Spektrum macht deutlich, dass dies den Rahmen der pharmazeutischen Technologie sprengt.

Dass dieses neue Fach für die Forschung richtig und wichtig ist, lässt sich noch relativ leicht nachvollziehen. Aber für die Lehre, für die Ausbildung der angehenden Pharmazeuten? Ein Apotheker in seiner Offizin wird kaum aktiv mit Pharmazeutischer Biotechnologie zu tun haben. Dem ist entgegen zu halten, dass die universitäre Ausbildung nicht allein für die Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke ausbildet. Zur Kompetenz eines Pharmazeuten gehört heute wie früher das Wissen darüber, wie Arzneimittel hergestellt werden. Waren es einst Kenntnisse z. B. über die Extraktion von Pflanzen, dann sind es heute auch Kenntnisse über die biotechnologische Gewinnung von Wirkstoffen.

Nach der Klinischen Pharmazie also die Pharmazeutische Biotechnologie, die ein "Eigenleben" in Forschung und Lehre fordert. Wenn wir modern ausgebildete und international wettbewerbsfähige Pharmazeuten wollen, wird sich die Approbationsordnung damit auseinander setzen müssen.

Von der High-tech-Pharmazie zu den Niederungen der Gesundheitspolitik. Die Fischerin hat ihre Gesundheitsrefom zwar durch den Bundestag gebracht, aber damit dürfte denn auch das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Die nächste Hürde, der Bundesrat, zeigt sich unüberwindbar. Die CDU/CSU skizzierte noch Ende der letzten Woche ihre Vorstellungen einer Gesundheitsreform, mehr als eine Skizze liegt allerdings noch nicht vor. Die jedenfalls liest sich zeitgemäßer und patientenfreundlicher als der rot-grüne gesundheitspolitische "Flickerlteppich".

Peter Ditzel

High-tech-Pharma

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