Arzneimittel und Therapie

Morbus Crohn: Infliximab jetzt auch in Deutschland zugelassen

Der TNFα-Antikörper Infliximab (Remicade®) ist seit September 1999 in Deutschland zur Therapie von Patienten mit einer schwergradigen, aktiven Form des Morbus Crohn und Morbus-Crohn-Patienten mit Fistelbildung, die auf eine konventionelle Behandlung nicht ansprechen, zugelassen (s. auch DAZ 35/99, S. 24 - 26). Experten erhoffen sich von der Zulassung einen Durchbruch bei der Behandlung von Morbus Crohn, da mit Infliximab zum ersten Mal eine effektive und sichere Therapieoption vorzuliegen scheint.

Beim Morbus Crohn handelt es sich um eine chronisch-rezidivierende unspezifische granulomatöse Entzündung des Darms, eine eher seltene, wenn auch äußerst schmerzhafte und die Lebensqualität beeinträchtigende Erkrankung. Sie kann jeden Teil des Verdauungstraktes betreffen, wobei sich das individuelle Befallsmuster eines Patienten im Verlauf der Krankheit nicht verändert.

Typischerweise kommt es in fortgeschrittenen Stadien des Morbus Crohn aufgrund der granulomatösen Entzündung der Darmwand zu deren Verdickung und zu Schrumpfungen, Stenosen und Verwachsungen der Darmschlingen und zu Ulzera. Fisteln bilden rund 30 Prozent der Patienten aus. Diarrhöen und teilweise kolikartige Schmerzen im rechten Unterbauch sind die Leitsymptome der Erkrankung, die häufig von Fieber, Gewichtsverlust und einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet werden.

Kausale Behandlung ist bisher nicht möglich

Die bisherige Morbus-Crohn-Therapie war äußerst unbefriedigend, da die Ätiologie der Erkrankung nicht eindeutig geklärt und eine kausale Behandlung nicht möglich ist. Neueste wissenschaftliche Ansätze gehen jedoch davon aus, dass für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Entzündungsreaktionen das proinflammatorische Zytokin Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα) eine bedeutende Rolle spielt.

Die nun neu zugelassene Substanz Infliximab neutralisiert TNFα, indem sowohl die lösliche als auch die membrangebundene Form von TNFα blockiert und damit die Entzündungsreaktion in der Mukosa zum Abklingen gebracht wird.

Wenn nichts mehr hilft: Infliximab

Infliximab (Remicade®) wird in einer zweistündigen Infusion in der Regel vom Facharzt verabreicht und darf nur bei schweren Morbus-Crohn-Verläufen eingesetzt werden, die auf herkömmliche Therapieoptionen nicht ansprechen. Zugelassen ist Remicade® seit September 1999 in Deutschland deshalb lediglich zur Therapie von Patienten mit einer schwergradigen, aktiven Form des Morbus Crohn und Morbus-Crohn-Patienten mit Fistelbildung, die auf eine konventionelle Behandlung nicht ansprechen.

Die Wirksamkeit von Infliximab konnte durch zahlreiche klinische Studien, wenn auch nur anhand von kleinen Patientenzahlen, belegt werden. Bei einer Dosierung von 5 mg/kg Körpergewicht (KG) sprachen nach vier Wochen 81 Prozent der Patienten auf die Behandlung an, während in der Plazebo-Gruppe die Rate bei 17 Prozent lag. Die auftretende Nebenwirkungsrate war hingegen in beiden Gruppen vergleichbar hoch.

Vor allem Patienten mit Fisteln profitieren

Von der Therapie mit Infliximab scheinen vor allem Patienten mit Fistelbildung zu profitieren. In einer plazebokontrollierten Studie, in der 94 Patienten eingeschlossen waren, kam es nach drei Infusionen à 5 mg/kg KG Infliximab, im Abstand 0, 2, 6 Wochen verabreicht, zu einer hochsignifikanten Verbesserung der Symptome. Über 80 Prozent der Patienten sprachen auf die Infliximab-Therapie an, 55 Prozent wiesen sogar einen vollständigen Fistelverschluss auf.

Der typische Patient erkrankt mit 18 Jahren

Der typische Morbus Crohn-Patient erkrankt mit 18 Jahren, ohne dass seine Lebenserwartung durch die Erkrankung reduziert wird. Die Schwere der Erkrankung schränkt jedoch die Lebensqualität der Betroffenen massiv ein. Unter einer Infusions-Therapie mit Infliximab kam es nicht nur zu einer signifikanten Besserung der Krankheitssymptomatik, sondern parallel dazu zu einer signifikanten Steigerung der Lebensqualität.

Hohe Nebenwirkungsrate

Die Nebenwirkungen der Infusionstherapie mit Infliximab weichen zwar nicht signifikant von einer Infusionstherapie mit Plazebo ab, liegen aber je nach Studie bei bis zu 75 Prozent. Rund vier Prozent der Patienten erlitten schwerwiegende Infektionen wie Lungenentzündungen. Daher sollte die Therapie mit Infliximab immer von einem Spezialisten durchgeführt werden. Sachgerecht angewendet, muss Remicade® nach Ansicht von Experten trotz hoher Nebenwirkungsrate, die in der Regel auf die Behandlungsform zurückzuführen sei, als ein wichtiger Schritt in Richtung einer effektiven und sicheren Therapie des Morbus Crohn angesehen werden.

Der TNF-Antikörper Infliximab (Remicade) ist seit September 1999 in Deutschland zur Therapie von Patienten mit einer schwergradigen, aktiven Form des Morbus Crohn und von Morbus-Crohn-Patienten mit Fistelbildung, die auf eine konventionelle Behandlung nicht ansprechen, zugelassen. Experten erhoffen sich von der Zulassung einen Durchbruch bei der Behandlung von Morbus Crohn, da mit Infliximab zum ersten Mal eine effektive und sichere Therapieoption vorzuliegen scheint.

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