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Arzneimittel und Therapie
Psoriasis: Hautärzte behandeln mit Fumarsäure-Estern
Erste Erfahrungen mit Fumarsäure-Estern publizierte Ende der 50er-Jahre der BASF-Chemiker Schweckendiek, der seine Psoriasis im Selbstversuch behandelte. Der praktische Arzt Dr. Schäfer griff diese Therapie 13 Jahre später wieder auf und behandelte viele Patienten mit einer eigenen Rezeptur oral und topisch. Er empfahl den Psoriasispatienten außerdem eine begleitende Diät. Berichte in den 70er-Jahren über eine nephrotoxische Wirkung bei gleichzeitiger oraler und topischer Anwendung wirkten zunächst wie ein "Todesstoß" für die Fumarsäure-Ester. Nur in alternativmedizinischen Kreisen ging die Verordnung weiter.
Klinische Studien zur Wirksamkeit
Erst Ende der 80er-Jahre und in den 90er-Jahren wurden klinische Studien durchgeführt, die die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen der Therapie dokumentierten. So belegte eine deutsch-schweizerische randomisierte Doppelblindstudie an 100 Psoriasispatienten, die 16 Wochen lang mit Fumarsäure-Estern in steigender Dosierung behandelt wurden, eine überlegene Wirksamkeit gegenüber Plazebo.
Der PASI(Psoriasis Area and Severity)-Index sank unter der Therapie von 21,6 auf 10,8. In der Plazebo-Gruppe blieb er praktisch stabil. Als Nebenwirkungen kamen Diarrhö, Bauchbeschwerden und Flush (Hitzewallungen) vor, nahmen aber im Lauf der Behandlung ab. Der Creatinin-Spiegel wurde nicht negativ beeinflusst. Verringert wurden allerdings die Leukozyten und besonders die Lymphozyten. In einer Langzeitbehandlung über 12 Monate ging der PASI-Index noch weiter zurück. Ein Großteil der Patienten wurde klinisch erscheinungsfrei.
Multifaktorielle Erkrankung
Die Psoriasis ist eine multifaktorielle Erkrankung mit genetischer Komponente. Das auslösende Antigen bei dieser chronisch-rezidivierenden T-Zell-vermittelten Autoimmunerkrankung muss noch gefunden werden. Die Immunreaktionen weisen eine Verschiebung im Th1-/Th2-Muster zugunsten der T1-Helferzellen (Th1) auf. Fumarsäure-Ester scheinen die T2-Helferzellen zu stimulieren und so die Dysbalance auszugleichen.
Orale Behandlung bei schweren Fällen
Eine topische Behandlung mit Fumarsäure-Estern wird wegen der unkontrollierten Resorption nicht empfohlen. Die orale Behandlung ist wie alle systemischen Therapien schweren Psoriasisfällen vorbehalten. Hierzu gehören unter anderem auch die generalisierte Plaque-Psoriasis, die generalisierte pustulöse Psoriasis, die schwere therapieresistente Psoriasis des Kopfes und die schwere Nagelpsoriasis.
Etwa 70% der Patienten profitieren
Nach bisherigen Erfahrungen vertragen etwa 70% der Patienten die Behandlung und profitieren davon. Geringer ist die Ansprechrate bei der Psoriasisarthritis. Sie beträgt 30%. Die Präparate Fumaderm® und Fumaderm® initial enthalten sowohl Dimethylfumarat als auch Ethylhydrogenfumarat. Die Therapie wird mit dem niedriger dosierten Fumaderm® initial begonnen, und die Dosis wird langsam gesteigert, bis nach mehreren Wochen langsam auf Fumaderm® umgestellt werden kann. Dadurch können Durchfall- und Flush-Symptome begrenzt werden. Beide Symptome verlieren sich in der Regel nach einigen Wochen. Manchen Patienten hilft die Einnahme von 500 mg Acetylsalicylsäure, um die Hitzewallungen zu vermeiden.
Kontraindikationen
Fumarsäure-Ester dürfen nicht an Kinder, Schwangere und Stillende sowie an Patienten mit Magen-Darm-, Nieren- oder Leukozyten-Erkrankungen verordnet werden. Engmaschige Laborkontrollen unter der Therapie werden empfohlen. Hierbei werden zunächst alle 4 Wochen, später alle 8 Wochen unter anderem Blutbild, Serum-Creatinin und Leberwerte bestimmt. Die Dosis muss reduziert oder die Therapie abgebrochen werden bei:
- Absinken der Leukozyten unter 3000/ml,
- Absinken der Lymphozyten unter 500/ml,
- andauernder Eosinophilie über 25%,
- Anstieg des Serum-Creatinins um über 30%.
Die Wirkung setzt verzögert ein
Die klinische Wirkung von Fumarsäure-Estern auf die Psoriasis setzt erst verzögert - etwa ab der fünften oder sechsten Woche - ein. Die Gelenkpsoriasis spricht sogar erst nach 2 bis 3 Monaten auf die Behandlung an. Hier muss vorübergehend mit anderen Antipsoriatika kombiniert werden. Die Behandlungskosten sind hoch: Eine Therapie mit 6 Tabletten täglich kostet pro Woche fast 200 DM.
Die Behandlung der Schuppenflechte mit Fumarsäure-Estern galt lange Zeit als alternativmedizinisch. Berichte über eine Nierentoxizität verhinderten zunächst eine breitere Anwendung. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt: In Deutschland werden etwa 6000 Psoriasispatienten dauernd mit Fumaderm behandelt.
- Leichte Psoriasis: Topisch (Dithranol, Vitamin-D3-Analoga, Retinoide, Steroide)
- Mittelschwere Psoriasis: Bestrahlung (PUVA oder UV-B) plus topisch
- Schwere Psoriasis: Systemisch (Methotrexat, Fumarsäure-Ester, Ciclosporin) plus Bestrahlung plus topisch
Trends in der Behandlung der Psoriasis
- Auf Teerpräparate kann man in der Psoriasisbehandlung heute weitestgehend verzichten.
- Goldstandard der topischen Behandlung ist noch immer Dithranol.
- Das Dithranol-Präparat Micanol® hat eine verbesserte kosmetische Akzeptanz. Bei richtiger Anwendung bleibt hierunter die Verfärbung von Haut, Wäsche und Badezimmer-Installationen aus: Micanol® kann mit kaltem Wasser und ohne Seife abgewaschen werden.
- Die Vitamin-D3-Analoga Calcipotriol und Tacalcitol sind etwa genauso wirksam wie Dithranol, haben aber eine bessere kosmetische Akzeptanz.
- In der Bestrahlungstherapie geht der Trend von der systemischen PUVA (Psoralen plus UV-A-Bestrahlung) hin zur topischen PUVA (Bade-PUVA).
- Bei der UV-B-Bestrahlung wird vorzugsweise 311-nm-Licht in Suberythemdosis über 4 bis 6 Wochen eingesetzt.
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