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Die Seite 3
Es ist mittlerweile schon zu einer Art Zauberwort geworden: lifestyle, das klingt einfach nach mehr, nach großer, schöner, reicher Welt. lifestyle, frei übersetzt mit Lebensstil und allem was dazu gehört, wer möchte das nicht haben? Ein Leben mit Anspruch, Klasse und Niveau - wenn es das nur zu kaufen gäbe!
Gibt es - sagen die bunten Medien dem Volk, jedenfalls im Hinblick auf unser körperliches Wohlbefinden, auf unsere "wellness". Holt euch körperliche Schönheit, Potenz und Fitness in der Apotheke, laßt euch einfach lifestyle-drugs verschreiben. Gehen die Haare aus, nehmt Propecia, zuviel Fett auf den Rippen, dann hilft Xenical, und wenns nicht mehr so richtig geht und steht, na, Sie wissen schon. Selbst für die Frau solls bald ein "Viagra" geben. Beim seelischen Tief helfen Stimmungsaufheller wie Fluoxetin und Johanniskraut, auch Melatonin, DHEA und Vitamin E sind fürs allgemeine Wohlbefinden nicht zu verachten. Und auf jeden Fall: Apfelessigkapseln - die bringen Fitness, gesunden Stoffwechsel und reine Haut. Gute schöne neue Welt, ein Volk unter Drogen - uns Apotheker solls freuen!
Die andere Seite: Der Trend zu den lifestyle-drugs verstärkt bei vielen das Gefühl, mit Arzneimittel sind (fast) alle körperlichen Unzulänglichkeiten zu reparieren und in den Griff zu bekommen. Es kommt auch gar nicht mehr so sehr darauf an, wie gesund oder sogar ob ich gesund lebe - ein paar Pillen und mein Leben hat wieder Stil. Eine nicht ungefährliche Entwicklung, da sie dazu verleiten könnte, eine gesunde Lebensweise und Ernährung, überhaupt die Vorbeugung zu vernachlässigen.
Sicher, auch die lifestyle-drugs haben ihre berechtigten Indikationen. Warum soll nicht einem, der unter Impotenz oder Haarausfall seelisch leidet, mit diesen Arzneien geholfen werden. Schade ist nur, daß bei vielen die pure lifestyle-Indikation im Vordergrund steht - auch eine Art der Verharmlosung von Arzneimitteln.
Wir werden den Trend nicht aufhalten können. Wenn Sie Lust haben, sich mit diesem Thema zu befassen, dann kommen Sie zur Interpharm nach Hamburg (19. bis 21. Februar). Unsere Experten geben Ihnen sachlich fundierte Informationen zu lifestyle-drugs, was sie können und wo die Grenzen liegen. Eine Podiumsdiskussion beleuchtet auch philosophische, rechtliche und politische Aspekte dieses Trends.
Weniger lifestyle als vielmehr medizinische Indikation bringt das neue Grippemittel Zanamivir. Ein erster Durchbruch scheint gelungen bei einer Krankheit, von der man lange nicht glaubte, sie in den Griff zu bekommen. Die auslösenden Viren schienen einfach zu variabel und veränderungsfähig zu sein. Jetzt existiert eine Substanz, die das Virusenzym Neuraminidase hemmt mit der Folge, dass Vermehrung und Ausbreitung des Virus im Körper verhindert werden. Grippe könnte schon in der nächsten Grippesaison 2000 weniger als sonst unseren Lebensstil beeinflussen. Die neue Grippewaffe - also vielleicht doch lifestyle?
Peter Ditzel
Alles Lifestyle - oder was?
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