Arzneimittel und Therapie

Varizella-Zoster-Virus: Im Zweifelsfall lieber impfen

Die durch Varizella-Zoster-Virus hervorgerufenen Windpocken gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten des Kindesalters. 10 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen besitzen jedoch keine Antikörper gegen das Virus und sind damit dem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufes ausgesetzt. Eine rechtzeitige Schutzimpfung mit Varilrix® könnte die hiermit verbundene Letalität und Mortalität senken.

Bis zum Schulalter haben 90 Prozent aller Kinder Windpocken meist ohne Komplikationen überstanden und Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus gebildet. In Europa und den USA erkranken jedoch immer mehr Menschen erst im Erwachsenenalter zum ersten Mal, was mit einem wesentlich schwereren Verlauf und einer hohen Komplikationsrate verbunden ist. Für diese Verschiebung werden sowohl bessere Hygieneverhältnisse als auch die Tendenz hin zur Einzelkind-Familie verantwortlich gemacht, die die Anstekkungsgefahr im Kindesalter reduzieren. In der Folge nimmt die Anzahl der Personen, die keine Immunität gegen das Varizella-Zoster-Virus besitzen, zu, und damit erhöht sich auch das Risiko, im höheren Alter zu erkranken.

Ob eine allgemeine Impfung aller Kinder sowie aller anamnestisch negativen Jugendlicher und Erwachsener notwendig ist, ist umstritten. Unbestritten ist hingegen, dass sich eine Gefährdung von Risikopatienten durch eine rechtzeitige aktive Impfung z.B. mit Varilrix® vermeiden lässt (siehe STIKO-Empfehlung).

Frauen vor einer Schwangerschaft sollten sich impfen lassen

Vor allem Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten sich impfen lassen, wenn sie seronegativ sind. Einerseits ist der Verlauf der Erkrankung bei Schwangeren häufig sehr viel schwerer, andererseits ist das Kind sehr gefährdet. Erkrankt die Mutter innerhalb der ersten 20 Schwangerschaftswochen an Windpocken, kann das Neugeborene schwer geschädigt zur Welt kommen: In rund 2% der Fälle kommt es zu einer Hypoplasie einer Extremität, muskulären Atrophien, Hautnarben sowie schweren Schädigungen der Augen, der Leber und des Gewebes.

Eine Erkrankung in der zweiten Schwangerschaftshälfte kann dazu führen, dass bereits das Kleinkind an Herpes zoster erkrankt. Tritt eine Windpocken- Erkrankung der Mutter fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt auf, besteht für das Neugeborene die Gefahr einer sehr schwer verlaufenden neonatalen Varizellenerkrankung, an der fast ein Drittel (30%) der Neugeborenen sterben.

Immungeschwächte Personen

Bei Personen mit einer abgeschwächten Immunantwort können Windpocken zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung werden, die mit einer erhöhten Mortalitätsrate und schweren Begleiterkrankungen wie Hepatitis, Pneumonie, Zerebellitis, Enzephalitis, Thrombozytopenie oder Arthritis einhergeht. Daher ist vor allem Patienten mit angeborenem Immundefekt, mit schweren chronischen Erkrankungen, schweren Nierenerkrankungen oder solchen, die unter Neurodermitis oder schwerem Bronchialasthma leiden, eine Schutzimpfung zu empfehlen.

Die durch das Varizella-Zoster-Virus hervorgerufenen Windpocken gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten des Kindesalters. 10 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen besitzen jedoch keine Antikörper gegen das Virus und sind damit dem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufes ausgesetzt. Eine rechtzeitige Schutzimpfung könnte die hiermit verbundene Letalität und Mortalität senken.

Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Indikationsimpfung gegen Varizellen bei seronegativen

  • Kindern mit Leukämie in hämatologischer Remission
  • Patienten mit soliden malignen Tumoren
  • Patienten mit einer schweren Neurodermitis
  • Kindern vor geplanter Immunsuppression, z.B. wegen schwerer Autoimmunerkrankung, vor Organtransplantationen, bei schwerer Niereninsuffizienz
  • Geschwistern und Eltern der vorstehend Genannten
  • Frauen mit Kinderwunsch
  • medizinischen Mitarbeitern, insbesondere der Bereiche Pädiatrie, pädiatrische Onkologie, Schwangerschaftsfürsorge, Betreuung Immundefizienter
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