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Neuheit: Das preiswerte Lehrbuch
Hohe Preise für notwendige Lehrbücher sind nicht selten eine bittere Pille für die Studentinnen und Studenten in Deutschland. Oft wird der amerikanische Markt als Beispiel für erschwingliche Lehrbücher herangezogen. Die viel höheren Auflagen aufgrund der weit größeren Zahl der Studierenden in den USA, die günstigere Preise erst ermöglichen, werden meist ignoriert. Dieses Beispiel hat jetzt endgültig ausgedient! Die bahnbrechende Neuentwicklung kommt aus Deutschland und wurde jetzt erstmals auf der CEBIT präsentiert. Das Lehrbuch des neuen Jahrtausends vereinigt alle Fähigkeiten in sich, die heute konventionell und mit elektronischen Verknüpfungen erreicht werden können. Die Verbindung von Buch, Chip und Satellitenübertragung (GPS) bewerkstelligt das preiswerte Lehrbuch der Zukunft.
Online mit dem Verlag verbunden
Und so funktioniert's: Das Buch wird vom Verlag in der gedruckten Form zu einem sehr günstigen Grundpreis herausgegeben. Der Unterschied zu früher macht sich erst bei der Nutzung des Buches bemerkbar. Einmal aufgeschlagen, kommt die eingebaute Elektronik zum Einsatz. Ein Seitenumblätter-Registrator informiert über einen elektronischen Impuls über die auf jeder Seite angebrachte Seitenzahl über Satellit den Verlag über die beim Kauf erworbene erstmalige Nutzung der Seite dieses Lehrbuches. Im Grundpreis enthalten ist eine dreimalige Lesung jeder Seite. Danach setzt die Seiten-Kostenpflicht ein. Der Student hat beim Aufschlagen des Buches bereits seine Anschrift und seine Bankverbindung eingetragen. Jede mehr als dreimalige Seitenlesung löst eine zusätzliche Gebühr aus. Das wasserdichte Verfahren konnte bisher nicht geknackt werden. Eine Kombination aus einem Augenkontaktimpuls und Umblätterregistrator ist nach Angaben der Entwickler die geniale Lösung. Das exakte Verfahren soll geheim bleiben.
Beim vierten Mal Lesen kostet's
Will die Person das Lehrbuch oder auch nur eine Seite das vierte Mal lesen, und stimmt sie durch Löschung der Bankverbindung oder durch Störung der elektronischen Registrierung der Zusatzkostenerhebung nicht zu, erlöschen die betroffenen Seiten automatisch durch Satellitenschaltung. Eine Zusatzmöglichkeit für elektronisch fixierte Studentinnen und Studenten soll Anfang 2001 marktreif sein. Dann kann durch einen Tippcode auf der Titelseite des Buches, vergleichbar mit Morsezeichen, das gesamte Lehrbuch auf die Festplatte des Computers übertragen werden. Danach ist das Lehrbuch leer. Die Abrechnung der Zusatzlesekosten erfolgt nun über das Internet wie beim E-Commerce. Eine Rückübertragung der Texte in das Buch ist noch nicht möglich., soll aber Ende 2001 kommen.
Vielfachleser
bezahlen mehr Wir haben für Sie eine Beispielrechnung für die kombinierte Nutzung aufgemacht: Normalpreis des Lehrbuches ist DM 178,- bei 512 Seiten Umfang in einer gebundenen Ausgabe. Damit ist nach bisheriger Praxis alles bezahlt. Das neuartige Lehrbuch, hergestellt im lichtsensorischen Druckverfahren, hat oberflächlich betrachtet eine absolut gleiche Ausstattung. Der Grundpreis ist jedoch nur DM 68,-. Für einen zügig und konzentriert arbeitenden Studenten bleibt es dabei. Das ist deutlich preiswerter als bisher. Gehen wir trotzdem davon aus, dass 100 Seiten ein viertes Mal gelesen werden und jede Seite 28 Pfennig zusätzlich kostet, ist der Endnutzerpreis insgesamt immer noch nur DM 96,-. Ab sofort heißt es ganz im Sinne der Bildungspolitiker "Schnell studiert - ist viel gespart!". Faulpelze und Vielfachleser werden zukünftig zur Kasse gebeten. Ein neuer großer Vorteil für die Studentinnen und Studenten ist die Wiederbenutzbarkeit und die damit hervorragende Weitergabemöglichkeit des Lehrbuches nach dem Studium. Die Bankverbindung wird per E-Mail auf den neuen Besitzer geändert, und ab sofort kommt der Weiterverkaufspreis von neun Pfennig je gelesene Seite zum Tragen. Macht bei 512 Seiten nur noch DM 46,08! Für die Umwelt sicher ein Meilenstein. Knappe Druckressourcen werden sparsam und umweltschonend eingesetzt.
Exklusiv bei der WVG in Stuttgart
Die Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH in Stuttgart hat für dieses innovative Verfahren eine Exklusivlizenz erworben. Das erste Lehrwerk, das im lichtsensorischen Druckverfahren produziert wird, ist jedoch leider kein pharmazeutisches oder medizinisches Lehrbuch. In einer weltweiten Erstproduktion erscheint im Dezember 2000 das neue Lehrbuch der Politikwissenschaft von Tuschler, Parteimittelwirkungen.
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