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Weltkongress der Pharmazeutischen Wissenschaften

SAN FRANCISCO (diz). Der Millennium-Weltkongress der Pharmazeutischen Wissenschaften führte über 2200 Teilnehmer aus über 50 Ländern vom 16. bis 20. April nach San Francisco, Californien. Es war der erste Weltkongress seiner Art, der sich zum Ziel gesetzt hatte, angesehene Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammen zu bringen, um aus ihrer Forschung zu berichten. Der Millennium-Weltkongress wurde gemeinsam von insgesamt sieben pharmazeutischen Organisationen veranstaltet.

Wie der Vorsitzende des Organisationskomitees, Professor Leslie Z. Benet, University of California, San Fransisco, in seiner Begrüßung anmerkte, war die Idee, einen Weltkongress der Pharmazie im Jahr 2000 zu veranstalten, bereits vor vier Jahren entstanden. Er freute sich darüber, dass es gelungen sei, sieben große, internationale pharmazeutische Organisationen, unter ihnen der Weltapothekerverband FIP und der europäische Verband der Pharmazeutischen Wissenschaften (EUFEPS), für die Ausrichtung dieses Kongresses, der im Moscone Center in San Francisco stattfand, zu gewinnen.

Auf dem Programm stand hochkarätige pharmazeutische Wissenschaft, die präsentiert wurde in 42 Symposien, 18 Plenarvorträgen, zusätzlich 2000 Posters und Papers, von denen etwa 80 herausragende Arbeiten vom Programmkomitee als selected papers in Kurzvorträgen präsentiert werden konnten. Eine Ausstellung, an der sich über 200 Firmen beteiligten, die sich vor allem im wissenschaftlichen Bereich betätigen, begleiteten den Weltkongress.

Grußworte zur Eröffnung überbrachte der Präsident des Weltapothekerverbands (Fédération Internationale Pharmaceutique, FIP), Dr. Peter Kielgast. Während sich FIP-Kongresse in der Vergangenheit der Wissenschaft und Praxis widmeten, stelle der Millennium-Weltkongress die pharmazeutischen Wissenschaften in den Mittelpunkt. Es müsse zwar noch immer Wissenschaft und Praxis überbrückt werden - die Fortschritte in den pharmazeutischen Wissenschaften zeigten, dass es hier nur lebenslanges Lernen geben könne. Dennoch sei es wichtig, dass sich auch die pharmazeutischen Wissenschaften selbst in einem eigenen Kongress darstellen könnten. Es sei noch nicht allzu lange her, so ergänzte Professor Benet, als es noch keine eigenständige Anerkennung der pharmazeutischen Wissenschaften gegeben habe. Einen großen Einfluss auf die internationale Anerkennung der pharmazeutischen Wissenschaften habe, so Benet, die Japanische Pharmazeutische Gesellschaft gehabt.

Insbesondere Ende der 80er Jahre rückten japanische und nordamerikanische Wissenschaftler enger zusammen, was den pharmazeutischen Wissenschaften in beiden Staaten großen Auftrieb gegeben habe. So seien beispielsweise 1986 die American Association of Pharmaceutical Scientists (AAPS) gegründet worden, auch in Japan formierte sich die Pharmaceutical Society of Japan. In Europa schlossen sich die pharmazeutischen wissenschaftlichen Gesellschaften im Jahre 1986 zur European Federation for Pharmaceutical Sciences (EUFEPS) zusammen, die sich ebenfalls zum Ziel gesetzt hatten, die pharmazeutischen Wissenschaften als eigenständige Disziplin zu repräsentieren.

Um Entwicklungen in den pharmazeutischen Wissenschaften voranzubringen, sei weltweite Kommunikation notwendig, über die Grenzen hinweg. Möglich sei dies insbesondere, so betonte Benet, auch auf einem Weltkongress der pharmazeutischen Wissenschaften, nicht auf dem Weltkongress der Pharmazie. Er hoffe, wie er hinzufügte, dass mit dem diesjährigen Weltkongress eine neue Entwicklung eingeleitet werde, die dazu führen könne, alle vier Jahre einen solchen Weltkongress der pharmazeutischen Wissenschaften stattfinden zu lassen.

Ehrungen

Den Hauptteil der Kongresseröffnung nahm die Ehrung von 21 herausragenden pharmazeutischen Wissenschaftlern ein, die den Millenniumspreis der Pharmazie in Form von 2000 Dollar und einer Medaille entgegen nehmen konnten. Unter den Geehrten waren sieben aus Europa (allerdings kein deutscher pharmazeutischer Wissenschaftler), sieben aus den Vereinigten Staaten, sechs aus Japan und einer aus China.

Vertrauen in die FDA

Aus ihrer Arbeit als führende Mitarbeiterin in der amerikanischen Arzneimittelzulassungsbehörde (Food and Drug Administration, FDA) berichtete Dr. Jane E. Henney, Commissioner der FDA. Sie stellte vor allem heraus, wie sich ihre Behörde um Fortschritte in der Arzneimittelzulassung bemüht. Mit neuen Vorschriften wurde die Zulassung verschreibungspflichtiger Arzneimittel geregelt. Dies habe zur Folge, dass die Industrie nun besser die Einführung neuer Produkte planen könne, die FDA sei berechenbarer, auch die Zeit der Zulassungsbearbeitung. Die Patienten selbst könnten von diesen neuen Vorschriften profitieren, denn sie bekommen so einen schnelleren Zugang zu innovativen Arzneimitteln. Mit solchen neuen Vorschriften bereite sich die FDA auf die Zukunft vor.

Fortschritte zeichneten sich auch ab, so stellte Frau Henney heraus, bei Arzneimitteln, die speziell für Kinder zugelassen würden. Man habe dies dadurch erreicht, dass man für die Pharmaindustrie Anreize schaffe, wenn sie klinische Studien unternehme, die speziell darauf ausgerichtet seien, Arzneimittel für Kinder zuzulassen. Solche Incentives hätten bereits Früchte getragen, es sei erstaunlich, was das mittlerweile bewirkt habe, so die FDA-Beamtin.

Die Zukunft der Arzneimittelentwicklung sei vielversprechend. Besonders schnell gewachsen seien die Fortschritte in der Gentechnologie. Die Gentherapie könne die Behandlung menschlicher Krankheiten revolutionieren, insbesondere wenn man sich darum bemühe, defekte Gene zu ersetzen. Frau Henney sprach von einer "Genrevolution", die sich letztendlich auch in einer patientenspezifischen Therapie niederschlagen könne. Hier denke sie beispielsweise an Arzneimittel, die individuell für den einzelnen Patienten hergestellt werden könnten, Arzneimittel, die ausgerichtet seien auf die individuelle Krankheit, insbesondere Erbkrankheit des Patienten. Arzneimittel und Arzneimitteltherapie werden in Zukunft auf den Patienten zugeschneidert. Doch über allem stehe die Maxime Sicherheit und Wirksamkeit, diese beiden Ansprüche seien es, weshalb auch der Verbraucher ein größtmögliches Vertrauen auf die Zulassungsinstitution wie die FDA haben könne.

Das Programm

Die Plenar- und Symposiumsvorträge gaben einen beeindruckenden Überblick über aktuelle High-end-Forschung in der Pharmazie. Die meisten Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse vorstellen konnten, kamen aus den USA und Japan. Aus Deutschland konnte sich Prof. Dr. Schunack, FU Berlin, mit einem Plenarvortrag beteiligen, der sich mit nicht-peptidischen G-Protein-Aktivatoren als vielversprechende Werkzeuge in der Zellbiologie und als potenzielle Leitsubstanzen (Non-peptide G-Proteins Activators as Promising Tools in Cell Biology and Potential Leads) befasste.

Weitere deutsche Wissenschaftler, die sich auf dem Weltkongress mit Symposiumsbeiträgen oder mit selected papers profilieren konnten:

  • Prof. Dr. Henning Blume, Frankfurt: In-vitro-/In-vivo-predictability (predicition of BA/BE from in vitro studies)
  • Prof. Dr. Thomas Kissel, Marburg: Long circulating nanoparticle systems: In vivo disposition
  • Dr. Volker Steinijans, Konstanz: Criteria for comparisons: European perspective (BA/BE measures and parameters)
  • Dr. Rüdiger Schulz, München: G-protein coupled receptors and opioid dependence
  • PD Dr. Claudia Leopold, Düsseldorf: A novel pharmacodynamic approach to investigate the percutaneous penetration of local anesthetic bases
  • Prof. Dr. Theo Dingermann, Frankfurt: chair des Symposiums "Natural Resources for Medicinal Agents"

    Einen Kurzüberblick über einige ausgewählte Vorträge werden wir in einer der nächsten Ausgaben veröffentlichen.

  • Der Millennium-Weltkongress der Pharmazeutischen Wissenschaften führte über 2200 Teilnehmer aus über 50 Ländern vom 16. bis 20. April nach San Francisco, Californien. Es war der erste Weltkongress seiner Art, der sich zum Ziel gesetzt hatte, angesehene Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammen zu bringen, um aus ihrer Forschung zu berichten. Der Millennium-Weltkongress wurde gemeinsam von insgesamt sieben pharmazeutischen Organisationen veranstaltet.

    Veranstalter des Millennium-Weltkongresses

    Folgende wissenschaftliche pharmazeutische Organisationen veranstalteten den Millennium World Congress of Pharmaceutical Sciences gemeinsam:

  • AAPS - American Association of Pharmaceutical Scientists
  • APGI - Association de Pharmacie Galenique Industrielle
  • APSTJ - Academy of Pharmaceutical Sciences and Technology, Japan
  • BPS/FIP - Board of Pharmaceutical Sciences of the International Pharmaceutical Federation
  • CRS - Controlled Release Society
  • EUFEPS - European Federation for Pharmaceutical Sciences
  • MWC - Millennium World Congress Awards Committee
  • PSJ - Pharmaceutical Society of Japan
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