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- DAZ 17/2000
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Arzneimittel und Therapie
Helicobacter pylori: Übertragung von Mensch zu Mensch
Seit mehreren Jahren ist bekannt, dass das Bakterium Helicobacter pylori ein peptisches Ulkus verursachen kann und wahrscheinlich an der Entwicklung eines Magenkarzinoms beteiligt ist. Es ist jedoch noch immer unklar, wie der Keim übertragen wird. Insbesondere ist nicht bekannt, auf welchem Weg das Bakterium seinen Wirt verlässt, wo es sich zwischenzeitlich aufhält und unter welchen Voraussetzungen es erneut einen Wirt befallen kann.
Übertragung von Mensch zu Mensch
Da Helicobacter pylori ausschließlich beim Menschen und nicht bei anderen Säugetieren oder Spezies vorkommt, muss die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgen. Da sich Helicobacter pylori wiederum nur im menschlichen Magen aufhält, muss die Übertragung gastral-oral oder gastral-anal, also durch Speichel, Erbrochenes oder Kot erfolgen. Von diesem Gedankengang ausgehend, untersuchte eine kalifornische Arbeitsgruppe den möglichen Übertragungsweg von Helicobacter pylori genauer.
Studie mit freiwilligen Probanden
Zwischen Februar und Dezember 1998 wurden an einem Krankenhaus in Nordkalifornien 16 gesunde, erwachsene Testpersonen ausgewählt, die an einer asymptomatischen Helicobacter-pylori-Infektion litten (serologischer Nachweis und Nachweis durch 13C-Atemtest). Als Vergleichsgruppe dienten 10 gesunde Erwachsene, bei denen kein Helicobacter pylori nachweisbar war.
Von allen Teilnehmern wurden Speichelproben, Kotproben (normaler Stuhl und durch ein Abführmittel provozierter Durchfall) sowie Erbrochenes (ausgelöst durch Ipecacuana als Emetikum) untersucht. Ferner wurden im näheren Umkreis des sich übergebenden Probanden speziell präparierte Agarplatten aufgestellt, um somit auch die Umgebungsluft überprüfen zu können. Die Ausscheidungsprodukte wurden aufbereitet und Helicobacter pylori mit Hilfe einer speziellen Polymerase-Kettenreaktion identifiziert.
Hohe Keimbelastung im Erbrochenen
Bei den infizierten Probanden konnte Helicobacter pylori in allen Proben des Erbrochenen nachgewiesen werden, oftmals in hohen Konzentrationen von mehr als 106 Keimen pro Milliliter Erbrochenem. Bei sechs erbrechenden Probanden (37,5%) wurde der Keim auch in der Umgebungsluft festgestellt. Im Speichel vor dem Erbrechen wurde bei drei (18,8%) infizierten Teilnehmern, nach dem Brechvorgang bei neun (56,3%) Probanden der Keim nachgewiesen. In den normalen Stühlen wurde kein Keimbefall festgestellt, bei 22 (21,8%) der insgesamt 101 induzierten Stühle konnte Helicobacter pylori nachgewiesen werden. Die Ausscheidungsprodukte der nicht infizierten Probanden hatten erwartungsgemäß keinen Keimbefall mit Helicobacter pylori.
Das Studienergebnis deckt sich mit epidemiologischen Daten
In dieser Studie konnte nachgewiesen werden, dass sich Helicobacter pylori vor allem dann in den menschlichen Ausscheidungsprodukten feststellen lässt, wenn der Ausscheidungsprozess (d.h. Erbrechen oder Durchfall) forciert ist, wie bei einer Gastroenteritis. Bei einer normalen Darmpassage wird der Keim nicht ausgeschieden, da er einen längeren Aufenthalt im Darmmilieu nicht überlebt.
Epidemiologische Studien zeigen nun, dass die Inzidenz einer Helicobacter-pylori-Infektion in Entwicklungsländern besonders hoch und in industrialisierten Ländern eher niedrig ist. Risikofaktoren für eine Helicobacter-pylori-Infektion sind u.a. unzureichende sanitäre und hygienische Verhältnisse, enge Lebensräume und eine hohe Geschwisterzahl.
Es ist nun wahrscheinlich, dass unter solchen Bedingungen häufiger gastrointestinale Erkrankungen auftreten und die Haushaltsmitglieder aufgrund enger und unzureichender hygienischer Verhältnisse zwangsweise mit den infizierten Ausscheidungsprodukten in Berührung kommen. Somit unterstützen auch epidemiologische Daten die Vermutung, dass Helicobacter pylori während einer gastrointestinalen Erkrankung, vor allem wenn diese mit Erbrechen einhergeht, übertragen wird.
Wahrscheinlich wird Helicobacter pylori während einer gastrointestinalen Erkrankung, die mit Erbrechen einhergeht, übertragen. Diese Vermutung wird durch Studienergebnisse und epidemiologische Daten unterstützt.
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