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- DAZ 19/2000
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Die Seite 3
Nehmen wir eine "typische" Apotheke, Umsatzgrößenklasse 1,5 bis 1,75 Millionen DM (ohne Mehrwertsteuer), und schauen uns das betriebswirtschaftliche Ergebnis für das vergangene Jahr an, dann stellen wir fest, dass ein Einkommen vor Steuern von 137.000 DM "unterm Strich" für den Apothekenleiter bzw. die Apothekenleiterin herauskam. Zu viel, zu wenig? Bedenkt man, dass davon noch Kranken- und Rentenversicherung abgeht, außerdem die Berufsunfähigkeitsversicherung und das volle wirtschaftliche Haftungsrisiko für die Apotheke getragen werden muss, ganz abgesehen davon, dass darin auch die Verantwortung liegt für die Arbeitsplätze der Apothekenmitarbeiter, dann kann ein Einkommen in dieser Größenordnung, von dem noch die Steuer abgezogen werden muss, nicht als überzogen bezeichnet werden.
Traditionell im Frühjahr stellt die ABDA die wirtschaftlichen Zahlen der Öffentlichkeit vor, in diesem Jahr am vergangenen Dienstag den wirtschafts- und sozialpolitischen Journalisten und am heutigen Donnerstag der Berufsöffentlichkeit, jeweils in Berlin. Wenn man bedenkt, dass die typische Apotheke bereits 1992 ein nahezu identisches betriebswirtschaftliches Ergebnis vorlegen konnte, dann sieht die Lage für die deutsche Apotheke nicht rosig aus. Sie wird nicht besser, wenn man sich die Umsatzrendite anschaut, also die Differenz aus Handelsspanne und Gesamtkosten: sie lag bei mageren 0,3%. Kein Grund zum Freudensprung.
Die Statistik offenbart: Das Wachstum im Bereich Apotheke hält sich (noch) zurück. Das zeigt sich auch an den Zahlen der Neueröffnungen. Im vergangenen Jahr kamen per saldo nur 34 neue Apotheken dazu, was einer Apothekenvermehrung von nur 6% entspricht. Auch dies kann ein Hinweis darauf sein, dass der Markt gesättigt ist und keinen Raum mehr für Wachstum zulässt.
Interessantes tritt bei der Analyse der Mengenentwicklung im Arzneimittelmarkt zu Tage: Die steuernd eingreifenden Maßnahmen der Politik zeigen Wirkung, die Zahl der ärztlich verordneten Arzneimittelpackungen liegt 1999 um 20% niedriger als noch 1992, die Zahl der auf dem Weg der Selbstmedikation erworbenen Arzneipackungen sind um 20 Millionen auf 590 Millionen Einheiten angestiegen. Was in den vergangenen Jahren immer wieder prognostiziert wurde, scheint einzutreten: die Selbstmedikation wächst, langsam, aber stetig.
Mittlerweile macht die Selbstmedikation fast 40 % der Gesamtmedikationsfälle aus. Setzt sich dieser Trend fort, wird in diesem Jahrzehnt Gleichstand bei den Zahlen verordneter und in der Selbstmedikation erworbener Arzneimittel erreicht. Für die Praxis lässt sich daraus ablesen: Die Abhängigkeit einer Apotheke von der gesetzlichen Krankenversicherung geht zurück, Engagement in Sachen Selbstmedikation ist gefordert und ausbaufähig.
Was die wirtschaftlichen Zahlen der ABDA zur Lage der Apotheke auch zeigen: die Apotheke muss sich angesichts der Leistungen, die sie erbringt, und des Gegenwerts, den sie die Patienten kostet, in keiner Weise verstecken. High-tech-Logistik und -distribution zusammen mit Beratung und Fachkompetenz zu einem Preis, der sich sehen lassen kann. Auf durchschnittlich nur 20,3 % beläuft sich der Vertriebskostenanteil an den GKV-Ausgaben für Arzneimittel, betrachtet man allein den Teilmarkt der teuren Arzneimittel, schrumpft der Vertriebskostenanteil auf nur 16,4 % zusammen.
Und wie geht es Ihnen mit Ihrer Apotheke? Haben Sie eine typische Apotheke, oder eher eine darunter oder darüber? Egal wie, noch geht es. Nutzen Sie die Zeit, Ihre Apotheke im Markt zu positionieren und zu festigen. Es gibt Anzeichen, dass Sie Ihren Bereich ausbauen können.
Peter Ditzel
Wie geht es uns eigentlich?
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