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Arzneimittel und Therapie
Genomforschung: Neuartiger Impfstoff-Kandidat für Meningitis B
Wie Chiron weiter mitteilte, nutzt das Unternehmen diese ausführlichen Informationen über die genetische Struktur des Mikroorganismus, um neue Impfstoff-Kandidaten gegen Meningitis B zu identifizieren. Diese Forschungsarbeiten, über die das Wissenschaftsmagazin Science in der Ausgabe vom 10. März 2000 berichtet, zeigen, welch wichtige Rolle die Genomforschung bei der Entwicklung kommerzieller Produkte spielen kann.
"Herkömmliche Forschungsansätze zur Entwicklung wirksamer Impfstoffe gegen verschiedene Stämme von Meningokokken der Serogruppe B haben versagt", sagte Rino Rappuoli, Ph.D., Ko-Autor der in Science veröffentlichten Artikel und Leiter der Impfstoff-Forschung bei Chiron. "Der auf der Genomforschung basierende Ansatz - ein völlig neues Paradigma - ermöglichte die Entdeckung zahlreicher Impfstoff-Kandidaten, die für die Entwicklung eines neuen Meningokokken-Impfstoffes eingesetzt werden können."
"Diese Forschungsarbeiten haben uns auch zu einem besseren Verständnis des Krankheitsprozesses verholfen", ergänzte Dr. Rappuoli, "auf der Grundlage dieser Erkenntnisse entwickeln wir einen Impfstoff, der vor dem vielfältigen Spektrum der invasiven Stämme dieses virulenten Mikroorganismus schützen kann. Dieser Fortschritt konnte erst durch die Zusammenarbeit von drei Gruppen erreicht werden, die ihre besondere Expertise auf den folgenden Gebieten einbringen: Genomsequenzierung (TIGR), Biologie und Pathogenese des Bakteriums (Universität Oxford) und Impfstoffentwicklung (Chiron)."
Starke Antikörperreaktion
Mit den herkömmlichen Ansätzen der Impfstoffentwicklung war es problematisch, eine starke Immunantwort gegen mehrere Stämme des Erregers auszulösen. Mit Hilfe der durch die Sequenzierung des vollständigen Genoms erhaltenen Informationen ist es den Forschern gelungen, neue Oberflächenproteine zu identifizieren. Diese neu entdeckten Proteine verhalten sich anders als die bisher bekannten und sind in einem breiteren Spektrum von Stämmen vorhanden.
Die Forscher konnten ferner zeigen, dass diese Proteine eine Antikörperreaktion auslösen können, die stark genug ist, um das Bakterium abzutöten. Dieses Merkmal korreliert mit der Wirksamkeit eines Impfstoffes beim Menschen. Derzeit wird an der Auswahl der vielversprechendsten Impfstoffkandidaten gearbeitet. Der daraus hervorgehende Impfstoff wird eines oder mehrere dieser oberflächenexprimierten Proteine enthalten.
Unter dem Begriff "Meningokokken-Meningitis" werden fünf verschiedene Infektionskrankheiten zusammengefasst, die im Wesentlichen von fünf verschiedenen Serotypen von Neisseria meningitidis (A, B, C, Y und W135) ausgelöst werden. Chiron verfügt derzeit über einen Konjugat-Impfstoff gegen Meningitis C, der im Vereinigten Königreich zugelassen ist, doch es gibt noch keinen zugelassenen Impfstoff gegen Meningitis B, der weltweit vertrieben wird.
Dieser Erreger hat unter den verschiedenen Meningokokken-Serotypen in den meisten Ländern die höchste Prävalenz. Als Zwischenschritt kooperiert Chiron mit den National Institutes of Health in Norwegen, um einen Meningokokken-B-Impfstoff der ersten Generation auf den Markt zu bringen.
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