DAZ aktuell

Weg aus der Sackgasse (Kommentar)

Vor dreieinhalb Jahren beauftragte der Deutsche Apothekertag die ABDA mit der Ausarbeitung von Qualitätsstandards. Gemeint sind inhaltliche Regelungen zur Qualitätsorientierung über pure Formalitäten hinaus. Was damals als logische Folge apothekenspezifischer QMS erschien, wurde immer mehr zur Kontroverse: QMS-Apotheken brauchen dringend inhaltliche Orientierung, damit nicht hundert- und tausendfach das Rad neu erfunden werden muss. Andererseits würden festgeschriebene Standards zum einklagbaren Rechtsanspruch an alle Apotheken.

Dies erwies sich als Weg in eine Sackgasse. Zudem leiten sich "Standards" von der akzeptierten Praxis ab. Sie müssen demnach bekannt und anerkannt sein. Dies schließt die geplante Verabschiedung als "Standard" vor der Veröffentlichung logischerweise aus. Wegen der unausweichlichen Diskussion über inhaltliche Details drohte zuletzt die Vertagung, was jedoch noch tiefer in die Sackgasse geführt hätte.

Schließlich definierte die Bundesapothekerkammer die "Standards" zu "Leitlinien" um. Dies ist keine sprachliche Kosmetik, sondern ein klarer Kurswechsel - heraus aus der Sackgasse. Nun darf und muss diskutiert werden, was einst als zwingende Vorgabe für alle QMS-Apotheken gedacht war. Dies ist der normale Werdegang von Normen in anderen Disziplinen. Außerdem stärkt es den Föderalismus: Die Länderkammern können nun souverän entscheiden, wie weit sie die Leitlinien in ihre QMS-Regeln einbauen.

Damit ist der Weg jetzt frei für die Weiterentwicklung des QMS auf breiter Basis und für konstruktive Diskussionen über weitere Fragen zum Thema QMS. Der Blick ins benachbarte Ausland lässt die nächste Kontroverse schon erahnen: Nach den Regelungen zur Struktur- und Prozessqualität steht bald die Frage nach der Ergebnisqualität an. Wie soll sie gemessen werden? Wer soll welche Art von Vorgaben machen? Fachlich und politisch sind dies erst die wahren Herausforderungen von QMS.

Thomas Müller-Bohn

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