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Arzneimittelshopping im Internet – bald Realität in der Schweiz?
Die Documed AG, die heute bereits zahlreiche Internetseiten mit Informationen zu Gesundheits- und Arzneimittelthemen anbietet, will es in Zukunft nicht nur bei der Information belassen. Wer sich ausführlich über Indikationen und sein ausgewähltes Arzneimittel informiert hat, soll ab Juli 2000 auch die Möglichkeit haben, dieses Arzneimittel für die Selbstmedikation über das Internet zu bestellen. Ausgeliefert werden soll das Arzneimittel dann über die Apotheke seiner Wahl, die sich diesem System angeschlossen hat, oder per Postversand.
Zur Förderung der Selbstmedikation
Unter dem Namen "www.wellshop.ch" soll das geplante Einkaufssystem für Selbstmedikationsarzneimittel in der Schweiz "die Selbstmedikation fördern, gleichzeitig die hohe Qualität und Beteiligung etablierter Vertriebskanäle wahren", so das Ziel von Documed. Die Idee, die Wellshop zugrunde liegt: immer mehr Menschen nutzen das Internet als Informationsquelle, auch in Sachen Gesundheit. Wellshop geht davon aus, dass die Internetnutzer in Zukunft nicht nur Informationen über Selbstmedikationsarzneimittel abrufen wollen, sondern gleich auch ihre Arzneimittel auf diesem Weg bestellen möchten.
Schon heute werden bekanntlich Arzneimittel, zum Teil aus dubiosen Kanälen, aus dem Ausland per Internetbestellung bezogen. Wellshop möchte dieses Geschäft in geordnete Bahnen lenken und den Arzneimittelbezug mit fundierten Informationen begleiten. Die an Wellshop beteiligten Pharmafirmen wollen dadurch auch zweifelhaften Anbietern entgegentreten und dem Wildwuchs in diesem Bereich Paroli bieten. Außerdem soll verhindert werden, das Geschäft an ausländische Anbieter zu verlieren.
Bestellung nur nach gründlicher Beratung
Wellshop hat sich daher selbst einigen Bedingungen unterworfen, wie der Bezug von Selbstmedikationsarzneimitteln ablaufen soll. Der Einstieg für eine Arzneimittelbestellung per Internet soll über eine umfassende Gesundheitsberatungsplattform erfolgen. Auch eine mündliche Arzneimittelberatung soll zusätzlich durch einen 24-Stunden-Callcenter-Service bereitgestellt werden. Bei kritischen Präparaten soll ein Patientenscreening erfolgen. Die Auslieferung der bestellten Arzneimittel soll nicht direkt, sondern via Fachhandel, also über eine Apotheke oder auch eine Drogerie, erfolgen. Die Bestellung wird mehrstufig auf mögliche Gefahren geprüft. Neben dem Online-Fragebogen und einem automatisierten Risikocheck kommt dem 24-Stunden-Callcenter eine entscheidende Bedeutung zu. Geschultes Fachpersonal soll bei der Auslieferung der Medikamente mögliche kritische Fälle überprüfen.
Klick für Klick zum Selbstmedikationsarzneimittel
So stellt sich wellshop.ch die Internetbestellung von Selbstmedikationsarzneimitteln in der Schweiz vor:
- 1. Klick: Der Einstieg in die Bestellplattform erfolgt über www.meine-gesundheit.ch, www.wellshop.ch oder über eine der Webseiten der teilnehmenden Apotheken und Drogerien.
- 2. Klick: Ein umfassender Informations- und Ratgeberteil bietet Hilfe im Rahmen einer sinnvollen Selbstmedikation. Der Kunde erhält praktische Tipps für die Gesundheitsvorsorge oder eine Übersicht über mögliche rezeptfreie Medikamente bei Gesundheitsproblemen.
- 3. Klick: Hat sich der Internetkunde zu einer Bestellung entschlossen, kann er seine Apotheke oder Drogerie sowie die Zustell- und Zahlungsart frei wählen. Apotheke oder Drogerie übernehmen dann die Bestellungskontrolle und die korrekte, zeitgerechte Medikamentenauslieferung.
- 4. Klick: Ein auf mehreren Ebenen abgestütztes System prüft jede Bestellung. Ein Fragebogen und bei Bedarf die Zuschaltung des Callcenters (rund um die Uhr) sollen dafür sorgen, dass eine gesicherte Verabreichung von Arzneimitteln jederzeit garantiert ist.
- 5. Klick: Die Vertrauensapotheke oder -drogerie soll für die gewünschte Zustellung der Originalprodukte sorgen. Bei Unsicherheiten oder Fragen betreffend der Bestellung nimmt die Apotheke oder Drogerie mit dem Kunden persönlich Kontakt auf.
Versandhandel mit Arzneimitteln in der Schweiz
Obwohl Versandhandel mit Arzneimitteln -von wenigen Ausnahmen abgesehen - auch in der Schweiz verboten ist, ist Wellshop fest entschlossen, ab etwa Mitte des Jahres diesen Dienst einzurichten. Schon heute werben die Macher von Wellshop für eine breite Akzeptanz bei Behörden, der Industrie und beim Fachhandel und hoffen darauf, aufgrund der umfassenden Sicherheits- und Beratungsvorkehrungen von den Gesundheitsinstitutionen offiziell akzeptiert zu werden.
Wellshop wirbt heute bereits bei der Industrie, sich diesem Konzept anzuschließen, ebenso bei Apotheken, hier einzusteigen. Für die Apotheke wird die Teilnahme an Wellshop beispielsweise durch eine einmalige Einstandsgebühr ermöglicht, außerdem durch monatliche Beiträge. Wellshop hofft, hier neue Chancen für Industrie, Handel und Konsumenten aufzutun. Man möchte sich positionieren zwischen der problematisch liberalen Praxis in den USA und einer totalen Restriktion, die in manchen EU-Ländern vorherrscht.
In einem Gespräch mit Dr. Max Brentano, Präsident des Schweizerischen Apothekervereins, erfuhr die DAZ, dass sich die Standesführung nicht glücklich zeigt über diese neue Entwicklung. Man nehme eine sehr kritische Haltung gegen Bestrebungen ein, Selbstmedikationsarzneimittel übers Internet zu bestellen und durch Apotheken auszuliefern. Derzeit, so machte auch Brentano deutlich, besteht in der Schweiz ein Versandhandelsverbot für Arzneimittel.
Werden Schweizer Bürgerinnen und Bürger schon in naher Zukunft ihre Selbstmedikationsarzneimittel per Internet einkaufen können? Die Schweizer Arzneimittelinformationsgesellschaft Documed AG, Basel, zeigt sich hier zuversichtlich. Sie stellte vor kurzem ihr geplantes System "www.wellshop.ch" vor
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