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- DAZ 25/2000
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Die Seite 3
Ein neues Langzeit-Verhütungsmittel für Frauen ist auf dem Markt. Das etwa streichholzgroße Stäbchen Implanon wird unter die Haut des Oberarms implantiert und setzt dort über eine Zeit von drei Jahren kontinuierlich das Gestagen Etonogestrel frei. Damit entspricht Implanon in seiner Wirkung der "Minipille". Das Stäbchen hat den Vorteil, dass die tägliche und pünktliche Pillen-Einnahme nicht mehr nötig ist. Der Nachteil: Das 600 DM teure Hormonstäbchen kann nach der Implantation zwar jederzeit wieder entfernt werden, aber das Geld ist dann weg. Bevor eine Frau diese Investition tätigt, sollte sie also wissen, ob sie mit reinen Gestagenpräparaten zurechtkommt und sie sollte sich sicher sein, dass sie in den nächsten drei Jahren nicht schwanger werden möchte.
In manchen Fällen sind orale Kontrazeptiva unentbehrlich - wenn es um die hormonelle Behandlung der Akne bei Frauen geht. Östrogene vermindern die Testosteron-Konzentration im Serum und verringern als Folge davon die Talgproduktion. Gestagene wirken ebenfalls antiandrogen, das wirksamste ist Cyproteronacetat. Unser Beitrag geht auf die Rolle der Geschlechtshormone bei der Entstehung der Akne ein und stellt die Behandlungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Hormonpräparaten vor.
Ein weiteres Thema dieser Ausgabe, das Männer (heute noch) häufiger betrifft als Frauen, ist die HIV-Infektion. Der Frauenanteil bei den Neuinfizierten nimmt jedoch ständig zu: Er stieg von 6% im Jahr 1988 auf jetzt fast ein Viertel. In Asien und Afrika sind sogar fast 50% der Neuinfizierten Frauen. Viele Frauen wünschen sich aber trotz ihrer Infektion ein Kind, und manche erfahren erst während der Schwangerschaft, dass sie HIV-positiv sind. Auch bei einer Infektion der Mutter hat das Kind eine gute Chance, gesund ins Leben zu starten: Bei optimaler medizinischer Betreuung liegt das Risiko, dass das Baby infiziert wird, unter 2%.
Die großen Fortschritte in der AIDS-Therapie haben dazu geführt, dass es für Patienten nach der Diagnose "HIV-positiv" neue Perspektiven gibt. Zwar ist es auch heute noch nicht möglich, das Virus endgültig auszurotten, aber infizierte Menschen können dank der modernen Kombinationstherapien mit den 15 zugelassenen antiretroviralen Arzneimitteln länger leben, ohne dass die Krankheit AIDS ausbricht. Doch das Überleben hat seinen Preis: Bei einer längerdauernden Therapie entwickelt sich häufig ein so genanntes Lipodystrophie-Syndrom, das zu Störungen des Fett- und Glucosestoffwechsels sowie zu entstellenden Veränderungen der Fettverteilung führt. Weil die Patienten sehr lange mit diesen Nebenwirkungen leben müssen und dadurch auch die Compliance leidet, hat sich die Einstellung zu einer möglichst frühen Therapie geändert - die Devise "hit hard and early" gilt heute als überholt. Bisher ließ sich nämlich nicht beweisen, dass durch eine frühzeitige Therapie zum Zeitpunkt der Infektion das Immunsystem geschützt, das Virus eradiziert und die Behandlung dann sogar beendet werden kann. Beginnt der Patient sehr früh mit der Therapie, hat er zwar die Chance, die HIV-spezifischen CD4-Zellen zu retten. Andererseits muss er damit rechnen, dass er unter Umständen nach fünf Jahren alle Therapieoptionen verbraucht hat und nicht weiß, ob seine Erkrankung ohne Therapie nicht einen ganz langsamen, milden Verlauf gehabt hätte.
Vielleicht ergeben sich mit den neuen antiretroviralen Arzneimitteln, die derzeit entwickelt werden, auch völlig neue therapeutische Ansatzpunkte. Zum einen werden neue Arzneimittel aus bekannten Stoffklassen geprüft, zum anderen aber auch Stoffe mit neuen Wirkungsmechanismen untersucht. Dazu gehören Integraseinhibitoren, Fusionsinhibitoren und Nukleotidanaloga. Wir werden Sie über diese spannenden Neuentwicklungen auf dem Laufenden halten.
Bettina Hellwig
Frauen im Mittelpunkt: Verhütung, Akne und HIV-Infektion
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