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DAZ aktuell
Vorläufige Entwarnung für Apotheken in Dänemark
So bleibt es bei einheitlichen Arzneimittelpreisen im ganzen Land. Unter dieser Vorgabe erübrige sich nach Auffassung der Gesundheitsministerin Sonja Mikkelsen die Liberalisierung, die eine Voraussetzung für ein Konkurrenzpreissystem sei. So soll auch das System der Niederlassungsregelung mit Rücksicht auf die Arzneimittelversorgung in dünn besiedelten Gebieten erhalten bleiben. Doch sollen die regionalen Gebietskörperschaften (amter) ein stärkeres Mitspracherecht bei der Vergabe der Konzessionen erhalten.
Apothekenmonopol bleibt erhalten
Auch die Apothekenpflicht für Arzneimittel in der Selbstmedikation soll in der bisherigen Form bestehen bleiben. Dabei werden rezeptfreie Arzneimittel auch in Lebensmittelgeschäften auf Rechnung einer naheliegenden Apotheke abgegeben, die für die ordnungsgemäße Lagerung der Arzneimittel zuständig ist. Eine Freigabe des Marktes und der Preise für OTC-Arzneimittel würde höhere Preise für rezeptpflichtige Arzneimittel nach sich ziehen müssen, was nicht im Interesse der Sozialversicherung liege. Diese Lösung enttäuscht die in Dänemark sehr häufigen Drogerien klassischen Stils, die ein neues lukratives Marktsegment erwartet hatten. Gegenüber den Kritikern, die eine Abschaffung des Apothekenmonopols gefordert hatten, argumentierte die Ministerin, eine Liberalisierung würde nicht zu Einsparungen führen. Die Preise würden dadurch nicht sinken. Prinzipiell seien Monopole wirtschaftlich ineffizient, doch ginge es hier um einen regulierten Markt. Poul Bundgaard, der erst kürzlich wiedergewählte Vorsitzende des dänischen Apothekerverbandes, begrüßte den grundsätzlichen Erhalt des bewährten Systems, forderte aber gleichzeitig die Niederlassungsfreiheit. Die Apotheker sollten selbst entscheiden dürfen, dort eine Apotheke zu betreiben, wo die Kunden dies wünschen.
Ärzte als Apotheker
Doch der Vorschlag der Ministerin enthält auch Neuigkeiten, die aus deutscher Sicht erstaunlich anmuten. So schlägt sie vor, dass Angehörige anderer Gesundheitsberufe - insbesondere Ärzte - als Apotheker arbeiten und auch Apotheken besitzen und betreiben können sollen. Damit soll dem derzeitigen Mangel an Apothekern begegnet werden. Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Vereinigung der angestellten Apotheker, Gerd Askaa, sollten stattdessen die Einsatzmöglichkeiten von Apothekern in öffentlichen Apotheken attraktiver gestaltet werden, damit junge Apotheker in die Apotheken gelockt werden. Auch die angestrebte Aufwertung der "Farmakonomen" soll den Apothekermangel ausgleichen. Diese in Dänemark etablierte pharmazeutische Berufsgruppe verfügt über eine vierjährige praktische Ausbildung in der Apotheke und eine zwanzigwöchige theoretische Ausbildung. Die "Farmakonomen" sollen nach den Vorstellungen der Ministerin künftig in Zweigapotheken Rezepte beliefern können, ohne dass ein Apotheker dabei anwesend ist. Eine Rückfragemöglichkeit bei einem Apotheker in der Hauptapotheke soll hierfür ausreichen. Inwieweit diese Vorschläge in die Realität umgesetzt werden, wird das parlamentarische Beratungsverfahren ergeben, das erst im Herbst in Gang gesetzt werden kann.
Arzneimittel aus dem Internet
Außerdem möchte die Ministerin eine Arbeitsgruppe einsetzen, die sich mit den Möglichkeiten des Internethandels mit Arzneimitteln beschäftigen soll. Da nach dänischer Einschätzung der Bezug von Arzneimitteln aus ausländischen Internet-Apotheken nicht zu unterbinden ist, sollen auch dänische Apotheken entsprechende Angebote machen dürfen. In diesem Zusammenhang hatte das norwegische Parlament kürzlich beschlossen, dass Internet-Apotheken in Norwegen nur zulässig sind, wenn die Homepage von einer herkömmlichen Apotheke betrieben wird.
Mit Spannung war die jüngste Gesetzesvorlage des dänischen Gesundheitsministeriums zur Neuordnung des dänischen Apothekenwesens erwartet worden. Angesichts eines starken Liberalisierungstrends in unserem nördlichen Nachbarland gingen viele Beobachter von einer Freigabe des Apothekenmonopols nach norwegischem Vorbild aus. Doch hält der am 12. Juli veröffentlichte Entwurf nun an den meisten Grundsätzen des bisherigen Systems fest. Dennoch sind einige “Sprengsätze" für das System erkennbar.
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