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Thüringer Apothekerverband: Projekte zur Zukunftssicherung

o}Am 10. September fand in Suhl die Jahresmitgliederversammlung des Thüringer Apothekerverbandes statt, einen Tag nach der Festveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des Verbandes am selben Ort. Tagesaktualität erhielt die Versammlung durch die Nachricht über eine bevorstehende Aktionswoche der sächsischen Kassenärzte (siehe Bericht auf Seite34). Als weitere Neuigkeit wurde der Einstieg des Verbandes in ein QMS-Projekt vorgestellt.

Profilierung im Verteilungskampf

Der Verbandsvorsitzende Dr. Helmut Wittig beschrieb den Verteilungskampf im Gesundheitswesen. Weitere Anbieter möchten an diesem großen Markt teilhaben. Daher hätten die Apotheken als reine Distributeure keine Chance, stattdessen müssten sie sich durch Pharmazeutische Betreuung profilieren. Doch werde dieses Konzept außerhalb und bedauerlicherweise auch innerhalb des Berufsstandes oft noch immer falsch verstanden.

Der Zukunftssicherung diene auch die Einführung von QMS in Apotheken. Nach langem Überlegen habe sich der Verband entschlossen, in eigener Regie ein preisgünstiges System einzuführen, das kein Selbstzweck sei. Doch stelle es ein Problem dar, wenn Kollegen, die sich nicht über die Hintergründe derartiger Entscheidungen informierten, solche Aktionen in der Öffentlichkeit abwerteten.

Wittig bescheinigte vielen Politikern einen lockeren Umgang mit den Gesetzen. So würden auch Grundpositionen in Frage gestellt und müssten immer wieder neu erklärt und verteidigt werden. Es werde immer wieder das Dispensierrecht für Ärzte diskutiert oder die Arzneimittelpreisverordnung angegriffen.

Verbandsarbeit im Detail

Dagegen seien beim jüngsten Ersatzkassenliefervertrag Zugeständnisse nötig gewesen. Man habe zugestimmt, um einen vertragslosen Zustand zu verhindern, der zu willkürlichen Entscheidungen einzelner Krankenkassenvertreter geführt hätte. Der Vertrag sei das bestmögliche Ergebnis, da der Ersatzkassenverband mit Einzelausschreibungen gedroht hatte. Diese hätten zur Entsolidarisierung der Apotheker geführt, die auf jeden Fall zu verhindern sei.

Denn in einer Gesellschaft der Verbände, Lobbys und Parteien könne man in Grundsatzfragen nur als Verband seine Ziele erreichen. Dies gelte auch für die Öffentlichkeitsarbeit. So sollte jede Gelegenheit genutzt werden, die Öffentlichkeit auf die oft unbekannten Leistungen der Apotheken aufmerksam zu machen.

Verbandsgeschäftsführer Dr. Reinhard Giese stellte u.a. die bevorstehende Impfaktion vor und warb für eine möglichst vollständige Beteiligung aller Apotheken. Die Aktion sei sehr öffentlichkeitswirksam und fördere als Gemeinschaftsprojekt mit Ärzten, Krankenkassen und dem Gesundheitsministerium auch die Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.

Aus Anlass der Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag stellte Vorstandsmitglied Claus Diethmann einige Hintergründe zur Tarifentwicklung dar. Er wies auf die besondere Bedeutung der Tarifgruppe für die Pharmazieingenieure Ost hin. Nur so seien sie für die Apotheken finanzierbar, was wiederum deren Arbeitsplätze sichere. Denn in den Thüringer Apotheken seien durchschnittlich 2,1 Pharmazieingenieure beschäftigt. Eine Angleichung der Tarifgruppen führe nach einer dargestellten Modellrechnung zu einer Mehrbelastung von durchschnittlich 100000 DM pro Apotheke im Laufe von zehn Jahren.

Eine Analyse des Lebensalters der Pharmazieingenieure zeige, dass diese Besonderheit noch im Laufe der nächsten 20 Jahre zu beachten sei. Denn in Thüringen, Berlin und Brandenburg liege der Altersgipfel der Pharmazieingenieure übereinstimmend zwischen 35 und 45 Lebensjahren.

Einführung von QMS

Vorstandsmitglied Annemarie Dreßler stellte die Bemühungen von Verband und Kammer hinsichtlich QMS dar. Sie planen, in eigener Regie den Rahmen für das QMS in den Apotheken zu gestalten. Die mittlerweile verabschiedete Satzung der Kammer werde vom Gesundheitsministerium des Landes ausdrücklich begrüßt. Für die Erarbeitung des Systems und die Seminare sei ein erfahrener Trainer verpflichtet worden.

Die ersten Informationsveranstaltungen sollen am 2. und 3. November stattfinden. Die Seminare zur Einführung von QMS sollen jeweils 16 Teilnehmer umfassen, die an je drei Terminen über insgesamt vier Tage geschult werden. Die Einführung eines QMS sei generell freiwillig, doch sollten Apotheker angesichts der Qualitätstradition in diesem Beruf keine Berührungsängste gegenüber QMS haben.

Regularien

Vorstandsmitglied Michael Karow stellte einige Satzungsänderungen vor, mit denen die Qualitätssicherung als Aufgabe verankert, die Dienstleistungen für die Mitglieder hervorgehoben und einige Formulierungen aus der Wendezeit geändert werden. Die Bezirksverbände entfallen als Verbandsorgane, stattdessen sind die Mitglieder aufgefordert, Vorschläge für die künftige Verbandsarbeit auf lokaler Ebene zu machen.

Die Satzungsänderungen wurden einstimmig angenommen. Außerdem wurde der Vorstand einstimmig entlastet und die Haushaltspläne für die Jahre 2000 und 2001 einstimmig angenommen. Der Haushalt weist für 1999 und 2000 einen Fehlbetrag aus, der sich durch die Finanzierung des Thüringer Apothekerhauses ergibt. Für 2001 wird bereits wieder mit einem Überschuss gerechnet.

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