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DAZ aktuell
Betriebskrankenkassen: Frontalangriff auf Offizin
Der Vertrieb von Arzneimitteln müsste in Deutschland moderner und wirtschaftlicher organisiert werden, meinen die Betriebskrankenkassen, denn die Bundesrepublik habe "eins der teuersten Vertriebssysteme in Europa". Die Distribution über Großhandel und Apotheke habe einen Anteil von fast 40 Prozent an den Medikamentenkosten (ohne Mehrwertsteuer).
Die BKK fordern die Öffnung der bisherigen Abgabewege, vor allem in Versandapotheken und im Internethandel vermuten sie "beachtliche Wirtschaftlichkeitsreserven". Sie verweisen auf zwei Beispiele in Europa, auf den in der Schweiz praktizierten Versandhandel sowie die Internetapotheke in den Niederlanden. Bei letzterer fehlt allerdings der Hinweis, dass der Versand aus den Niederlanden von rezeptpflichtigen Medikamenten nach Deutschland via Internet nach geltendem Recht verboten ist.
Vorbild USA?
Als besonders verbraucherfreundliche Versorgung wird die Versorgung in den Vereinigten Staaten von Amerika dargestellt. In den USA würden rund 13 Prozent aller Arzneimittel über Internet und Versand vertrieben. Das komme besonders chronisch Kranken und immobilen Patienten entgegen.
Schutz ist nötig
Allerdings seien bei Zulassen von Internetapotheken und Versandhandel umfassende Bestimmungen zum Datenschutz und zum Verbraucherschutz notwendig, meinen die BKK. Ein leichtfertiger Bezug verschreibungspflichtiger oder für den deutschen Markt nicht zugelassener Arzneimittel sei nicht hinnehmbar.
Daher müssten auch Internetapotheken dieselben technischen, räumlichen und personell fachlichen Qualitätsstandards wie die Offizinen erfüllen. Beim Bezug verschreibungspflichtiger Arzneimittel aus dem Ausland solle das "Empfängerlandprinzip" vorherrschen, so dass die deutschen Zulassungs- und Abgabebestimmungen gelten.
Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen versucht massiv, im Arzneimittelvertrieb in Deutschland die Weichen in Richtung Internet und Versandhandel zu stellen. Das neue Positionspapier des BKK-Bundesverbands, das am 18. September in Berlin vorgelegt wurde, propagiert unverhohlen völlig neue Distributionswege.
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