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Selbstmedikation: Bisher positive Bilanz
Selbstmedikation kompensiert Verordnungsrückgang
Die Selbstmedikation spielt im Markt rezeptfreier Arzneimittel eine zunehmend wichtige Rolle: Im 1. Halbjahr 2000 verzeichnete sie über alle Vertriebskanäle ein Umsatzwachstum von 8,2% und erreicht ein Volumen von 4,1 Mrd. DM. Nach Menge legte die Selbstmedikation um 6,2% auf 345,4 Mio. Packungen zu. Dagegen stagniert der Gesamtmarkt (Selbstmedikation und Verordnungen) im gleichen Zeitraum bei einem Umsatz von 7,1 Mrd. DM (-1,3%) zu Endverbraucherpreisen bzw. einem Absatz von 491,1 Mio. Packungen (+1,3%). Hauptursache hierfür - bedingt durch den Zwang zur Einhaltung der Arzneimittelbudgets - ist der massive Verordnungsrückgang bei OTC-Produkten um 11,4% auf 146,4 Mio. Packungen, entsprechend einem Umsatzrückgang von 11,8% auf 3,0 Mrd. DM.
Apotheken legen zu
Nachdem in den vergangenen Jahren der Selbstmedikationsmarkt außerhalb der Apotheke deutlich schneller gewachsen ist als in der Apotheke, ist die Entwicklung im 1. Halbjahr 2000 nun annähernd gleich. Grund hierfür ist zum einen der Rückgang der Verordnungen, der durch Selbstmedikation von apothekenpflichtigen Arzneimitteln weitgehend kompensiert wird. Erstmalig werden im 2. Quartal 2000 mehr rezeptfreie Arzneimittel in der Apotheke selbst gekauft als vom Arzt verordnet (Wert: 54% zu 46%, Menge: 67% zu 33%). Zum anderen sorgen erfolgreiche Apothekeneinführungen wie Voltaren Schmerz-Gel und anhaltendes Wachstum von apothekenexklusiven Produkten wie dem Vitaminpräparat Centrum für mehr Dyamik in der Apotheke. Für innovative Entwicklungen im Selbstmedikationsmarkt scheint die Apotheke der bevorzugte Absatzkanal zu sein.
Dennoch spielt für frei verkäufliche Arzneimittel der Markt außerhalb der Apotheke weiterhin eine wichtige Rolle. Führend ist hier mit einem Umsatzanteil von 46% am Gesamtmarkt der Teilmarkt Tonika, Geriatrika, Melissengeist und Immunstimulanzie. Davon sind Drogeriemärkte mit 77% der wichtigste Absatzkanal. Weitere wichtige Marktsegmente für Drogerie-, Verbrauchermärkte und Discounter sind Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Vitamine und Mineralstoffe (25% bzw. 12% Marktanteil nach Umsatz).
Verlierer Knoblauchpräparate
Die einzelnen Teilmärkte der Selbstmedikation entwickeln sich unterschiedlich: Während Herz- und Kreislaufmittel, Präparate für den Verdauungstrakt und Entwöhnungsmittel zweistellige Wachstumsraten aufweisen, sind Tonika/Stärkungsmittel weiter leicht rückläufig. Der größte Verlierer sind die Knoblauchpräparate (-10,4% nach Wert über alle Vertriebskanäle).
Erkältungsmarkt im Blickpunkt
Wenn es um Medikamente gegen Husten, Schnupfen und Erkältung geht, ist die Apotheke nach wie vor erste Adresse: 93% aller vom Patienten selbst gekauften Arzneimittel dieser Indikation werden in der Apotheke erworben. Vom Wachstum in der Selbstmedikation profitiert die Apotheke (+8%) in bevorzugtem Maße, im Vergleich zu Drogerie- und Verbrauchermärkten (+2,5%).
Der Wert des Erkältungmarktes mit rezeptfreien Arzneimitteln in der Apotheke beläuft sich im Winterhalbjahr von Oktober 1999 bis einschließlich März 2000 auf 1,56 Mrd. DM. In Höhe von fast drei Viertel dieses Betrages, also für 1,13 Mrd. DM, kaufen die Apothekenkunden selbst. Nur ein Viertel des Umsatzes basiert auf Verordnungen.
Während der Umsatz via Rezept im Erkältungsmarkt um 23% einbrach, konnte die steigende Selbstmedikation diese Verluste fast kompensieren. Mit Ausnahme der Hustenstiller (-2%) tragen alle untersuchten Warengruppen zu dieser insgesamt positiven Entwicklung in der Selbstmedikation bei: Expektoranzien wachsen mit +12%, Schnupfenmittel legen um 15% und Grippemittel um 4% zu. Vitamin C wächst sogar um rund 30%. Interessant ist dabei, dass bei Vitamin C Verordnungen und Selbstmedikation in gleichem Maße zunehmen.
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