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Private Krankenversicherung: Apotheker sollen PZN aufdrucken
Seit wenigen Jahren gebe es überproportionale Steigerungen bei den Ausgaben in der privaten Krankenversicherung (siehe Kasten), sagten übereinstimmend Dr. Christoph Uleer und Peter Greisler vom PKV-Verband am 9. November vor Journalisten in Bonn. Vermutlich gebe es weniger Anreize, Privatversicherten zum Beispiel preisgünstige Generika zu verordnen. Darüber hinaus gebe es viele Ärzte, die es angesichts der strikten Budgetierung für GKV-Versicherte als vorteilhaft ansähen, Patienten mit privatem Schutz eine moderne Arzneitherapie zukommen zu lassen.
Kontrollen angestrebt
Neben Instrumenten wie Beitragsrückgewähr - für die Fälle, in denen die Versicherten Rezepte nicht einreichten, sondern selbst zahlten - plane der Verband jetzt mehr Kontrollen. Nach Angaben von Greisler, dem PKV-Vorstandsvorsitzenden, soll etwa die Übereinstimmung der verschriebenen Arzneimitteln mit den abgegebenen Präparaten geprüft werden. Für die moderne Datenerfassung mittels Scannern sei jedoch die Auftragung der Pharmazentralnummer (PZN) durch die Apotheker dringend erforderlich.
Appell an Apotheker
Schweres Geschütz fuhr PKV-Verbandsdirektor Uleer auf. Der PKV-Verband habe vor wenigen Jahren bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände-ABDA das PZN-Verzeichnis "für einen nicht unerheblichen Betrag" gekauft und eine entsprechende Datenbank eingerichtet. Die Erwartung des Verbands, dass anschließend alle Apotheken die PZN wie bei den GKV-Rezepten aufdruckten, sei jedoch enttäuscht worden. Die PKV vertritt hier einen anderen Standpunkt als die Funktionäre der Apotheker. Mit dem Kauf des PZN-Verzeichnisses halten Uleer und Greisler sämtliche Folgekosten durch das Bedrucken der Rezepte für vergütet. Im Gegensatz dazu hatte seinerzeit der Deutsche Apothekerverband (der mit der PKV Verträge schließen müsste) vertreten, die Honorierung der Aufwendung der Apotheker sei darin nicht enthalten. Auch mit der GKV sei schließlich ein Vertrag über die Vergütung für die PZN-Auftragung geschlossen worden, lautete die Argumentation des DAV damals.
Drohung mit Gesetzgeber
Die PKV versucht nach einem ersten Anlauf (1997/1998), bei dem etliche Ärzte zwar einen ersten Satz an blauen Rezepten erhielten, danach jedoch keine weiteren anforderten, eine erneute Runde und ruft auch nach dem Gesetzgeber. Falls ein freiwilliger Appell an die Apotheker nichts fruchte, müsse notfalls der Gesetzgeber die Pharmazeuten dazu verpflichten, lautete die Forderung von Uleer.
Kastentext: Arzneiausgaben klettern
Um zehn Prozent wuchsen die Ausgaben für Arznei- und Verbandmittel pro Versichertem bei privaten Krankenversicherungen im vergangenen Jahr - dies steht im Zahlenbericht 1999/2000 des Verbands der privaten Krankenversicherung, der am 7. November in Köln veröffentlicht wurde. Damit liegt dieser Anstieg über dem Durchschnitt, der Kostenanstieg pro Versichertem hat 1999 insgesamt 3,2 Prozent betragen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wuchsen die Ausgaben für Arzneimittel in der PKV um brutto sechs Prozent oder netto 3,8 Prozent. Letzteres ist der "bestandsbereinigte" Wert, bei dem etwa Zugänge herausgerechnet werden. Wie Dr. Christoph Uleer von der PKV weiter mitteilte, stiegen die Leistungsausgaben pro Versichertem im ersten Halbjahr 2000 um 3,14 Prozent, netto ("bestandsbereinigt") um 1,7 Prozent.
Die privaten Krankenversicherer (PKV) planen Maßnahmen gegen die steigenden Kosten für Arzneimittel. Sie wollen erneut mittels blauer Rezepte den Versuch starten, analog wie in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu standardisierten Formularen und der Pharmazentralnummer der abgegebenen Medikamente zu kommen. Die Apothekerschaft soll kostenlos die PZN aufdrucken.
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