Feuilleton

Ausstellung: Geschichte der Weinkultur

Der Geschichte des Weinbaus in Europa widmet sich eine Sonderausstellung im Museum Schloss Moritzburg in Zeitz, die bis zum 17. Dezember zu sehen ist. Einen lokalen Akzent setzt die lange Weinbautradition des ehemaligen Bischofssitzes, an die in jüngster Zeit angeknüpft wurde. Gezeigt werden historische Trinkgefäße und Vorratsbehälter aus eigenen Beständen sowie Leihgaben aus namhaften Sammlungen.

Trinklust der Germanen

"Die Anwohner des Rhein- oder Donauufers kaufen sich auch richtigen Wein. Gegen den Durst zeigen sie nicht die gleiche Beherrschtheit. Wenn man ihrer Trinklust dadurch Vorschub leistet, dass man ihnen so viel zuführt, wie sie trinken wollen, wird man sie ebenso leicht durch ihre eigenen Laster wie durch Waffengewalt bezwingen können", berichtete Tacitus in "De origine et situ Germaniae". Der römische Schriftsteller hatte beobachtet, dass es bei Gelagen häufig zu Streitigkeiten kam, die mitunter sogar Todesopfer forderten. Durch römische Legionäre, aber auch durch Kaufleute und Handwerker hatten die Menschen am Rhein den Rebensaft kennen gelernt. Grabbeigaben belegen, dass in der Kaiserzeit die Germanen das "Savoir vivre" der Eroberer längst zu schätzen wussten: Neben einheimischen Gefäßen wie Trinkhörnern wurden bronzene Kasserollen und Eimer zutage gefördert, die aus dem Römischen Reich importiert worden waren. Im 2. und 3. Jahrhundert gelangte der Weinbau in Germanien zur Blüte. Fossilien beweisen indessen, dass in Mitteleuropa schon vor 60 bis 70 Millionen Jahren Weinreben gediehen. In der Alten Welt sind Vitis vinifera ssp. sylvestris und ssp. caucasica die Ursprungsarten der Edelrebe Vitis vinifera ssp. sativa, die in Vorderasien und Ägypten schon um 3500 vor Christus kultiviert wurde.

Wein bei den alten Griechen und Römern

In Griechenland wusste man seit dem ausgehenden 2. vorchristlichen Jahrtausend Rebstöcke als Kulturpflanzen zu nutzen. Kein Wunder, dass hier der Wein als "göttliches" Getränk geschätzt wurde. Von Homer erfahren wir, dass jedes Symposion mit einem Trankopfer für Dionysos, den Gott der Ekstase und der Fruchtbarkeit, begann. Ein "Trinkmeister" legte das Mischungsverhältnis von Rebensaft und Wasser fest und bestimmte, wie viele Trinkschalen jeder Teilnehmer leeren musste. Mit der griechischen Kolonisation gelangte die Weinkultur im 8. Jahrhundert vor Christus nach Sizilien und Unteritalien. Bereits drei Jahrhunderte später beschrieb Sophokles Italien als "Lieblingsland des Dionysos". Auch die Römer erlernten rasch die Kunst des Anbaus und des Kelterns. In "De agricultura" schilderte Columella ausführlich die mühselige Arbeit des Winzers auf dem Rebenacker. Wie schon die Griechen mischten auch die Römer den Wein mit Wasser. In Mitteleuropa waren es die Franken, die nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches den Weinbau pflegten. Da sie Wein für die christliche Liturgie benötigten, erlernten auch die Mönche die Rebenkultur. Kein Wunder, dass im Mittelalter Diözesanstädte wie Mainz und Speyer zu Weinbauzentren avancierten.

Weinbau in Mitteldeutschland

Aber auch an den Hängen von Weißer Elster, Saale und Unstrut gedeihen bis heute Rebstöcke. In Zeitz, nach langer Unterbrechung, allerdings erst seit wenigen Jahren wieder. Nachdem Otto I. Zeitz 968 zum Bischofssitz erhoben hatte, wurde dort nachweisbar seit 1121 Wein angebaut. Eine Urkunde vom 9. November belegt die Stiftung des Benediktinerklosters Bosau (Posa) durch Bischof Dietrich. Darin werden auch Weinberge erwähnt. 1147 stiftete Bischof Udo I. den Nonnen des Stephansklosters ebenfalls einen Weinberg. Wenngleich es bisher keine Indizien dafür gibt, reicht hier die Tradition des Weinbaus vermutlich bis in das 10. Jahrhundert zurück. Im 16. und 17. Jahrhundert ließ auch der Kurfürst von Sachsen in Zeitz einen Weinberg bewirtschaften. Die kurfürstliche Kellerei in Leipzig vertrieb Rebensäfte, die an den Hängen der Weißen Elster gereift waren, bis nach Hamburg und Brandenburg. Im 19. Jahrhundert wurden in zahlreichen Zeitzer Weinbergen Streuobstwiesen angelegt. Wie auch anderswo in Deutschland wurden dann um 1860 die letzten Bestände durch die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus vernichtet. Vor einem Jahr wurde der "Verein zur Förderung des kulturhistorischen Weinanbaus auf Kloster Posa e.V." gegründet, dessen Mitglieder an die alte Tradition anknüpfen. Mittlerweile gedeihen auf dem historischen Weinberg am Südhang des Klostergeländes Weißburgunder, Dornfelder, Kernling und Regent. Die "Weinfreunde Zeitz e.V.", die sich 1998 zu einem Verein zusammenschlossen, führen Veranstaltungen mit Raritätenweinproben, Weinbergwanderungen, Informationen zum Weinrecht und anderen Themen rund um den "Trunk des Dionysos" durch.

Ort: Museum Schloss Moritzburg, Schlossstraße 6, 06712 Zeitz, Tel. (03441) 212546, http://www.zeitz.de/de/tourismus/sehenswuerdigkeiten Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr.

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