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Feuilleton
Zur Erinnerung: 100. Geburtstag von Kurt Mothes
Kurt Albin Mothes wurde am 3. November 1900 als drittes Kind des städtischen Beamten Albin Mothes und seiner Frau Anna in Plauen geboren. In kärglichen Verhältnissen wuchs er auf und verlor schon früh seine Mutter. Die Liebe zu seiner vogtländischen Heimat und der Natur wuchs durch sonntägliche Wanderungen und Exkursionen mit seinem Vater. In seinem späteren Dienstzimmer an der Universität Halle hing ein großes Gemälde, das eine vogtländische Landschaft in Abendstimmung zeigt, als Ausdruck der lebenslangen Verbundenheit mit seiner vogtländischen Heimat.
Mothes besuchte in Plauen die Oberrealschule. Nach einem kriegsbedingten Notabitur und Rekrutenzeit begann er 1918 seine Apothekenlehre in der Johannes-Apotheke in Plauen. 1920 schloss er die Lehre mit der pharmazeutischen Vorprüfung mit "Sehr gut" ab. Bis zum Beginn seines Pharmaziestudiums in Leipzig (Ostern 1921) war er noch ein Jahr als Apothekerassistent in der Schwan-Apotheke in Plauen tätig. Von beiden Apothekeninhabern (A. Sachoritz und Dr. W. Schulze) wurde Mothes als lernbegieriger, geschickter, gewandter und zuverlässiger Mensch charakterisiert.
Nach zwei Jahren des Studiums legte Kurt Mothes das Staatsexamen in Pharmazie mit "Sehr gut" ab. Mit der Promotion über den Stickstoff-Stoffwechsel höherer Pflanzen zum Dr. phil. im August 1925 endete die Leipziger Zeit. Er wurde danach Assistent am Botanischen Institut der Universität Halle.
1929 heiratete Mothes die in Germanistik promovierte Dr. Hilda Eilts. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor - 1931 Ute, 1933 Georg und 1935 die Zwillingsbrüder Winrich und Heinrich. 1928 wurde Mothes Privatdozent. Vorausgegangen war die erfolgreiche Habilitation über den Nicotin-Stoffwechsel in der Tabakpflanze. 1934 bekam er einen Ruf nach Königsberg und wurde dort Professor für Botanik und Pharmakognosie. Dort war er tätig bis 1945, zuletzt als einzig verbliebener Apotheker von Königsberg, und leitete den Wehrkreissanitätspark. Die Familie Mothes hatte Königsberg bereits im Herbst 1944 nach einem Bombenangriff verlassen, bei dem das Institut und die Wohnung abgebrannt waren. Mothes blieb bis zur Einnahme durch die Rote Armee und kam erst im Herbst 1949 aus sowjetischer Gefangenschaft, wo er als Holzfäller und im Bergwerk hart arbeiten musste, nach Hause.
In Gatersleben bei Aschersleben begann für Mothes ein neuer Lebensabschnitt am Institut für Kulturpflanzenforschung. Als Leiter der chemisch-physiologischen Abteilung widmete er sich insbesondere dem Stickstoffstoffwechsel der Pflanzen. 1954 wurde er Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher "Leopoldina". Diese altehrwürdige, älteste deutsche Akademie war 1652 in Schweinfurt gegründet worden. Ihr Credo "Die Natur zum Segen der Menschheit erforschen" und ihre internationale Ausrichtung verursachten manche Spannungen mit der DDR-Führung. Mothes scheute auch vor öffentlichen Disputen mit Kurt Hager und Walter Ulbricht nicht zurück, kritisierte vor allem die Behinderung der freien Forschung und Lehre durch staatliche Restriktionen und weltanschauliche Bevormundung. Bis 1974 übte Mothes das Amt des Akademiepräsidenten als international geachteter und geschätzter Wissenschaftler aus. Sein großes Ansehen im westlichen Ausland schützte ihn vor direkten Repressalien der SED-Führung, besonders als er die gesamtdeutsche Arbeit der Akademie auch nach dem Mauerbau stets betonte.
Mehrere Professuren an den Lehrstühlen für Pharmakognosie, Allgemeine Botanik und Biochemie an der Universität Halle in den Jahren 1951 bis 1966 sowie viele Ehrungen, über 30 Mitgliedschaften in Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften rund um den Erdball sowie sechs Ehrendoktorwürden zeichnen ein deutliches Bild von seinem wissenschaftlichen Format.
Aber auch als Mensch war Mothes sehr geschätzt und beliebt. Schon als Student war er maßgeblich an der Organisation eines eigenständigen Studentenwerkes mit eigener Mensa in der Zeit der Weltwirtschaftskrise beteiligt. Später war er für sein fröhliches Naturell, insbesondere bei Faschingsfeiern mit seinen Studenten, bekannt. Die Prämie für seinen Nationalpreis 1953 teilte er zwischen seinen Mitarbeitern und einer Spende für die Gaterslebener Kirchenglocken auf. Darüber hinaus war Mothes Domherr in Naumburg und leidenschaftlicher Jäger, letzteres bis ins hohe Alter.
Während eines Spazierganges am 12. Februar 1983 im verschneiten Darßwald bei Ahrenshoop wurde dieser große Lebenslauf durch einen Infarkt beendet. Ein schlichter Grabstein ohne jegliche akademischen Titel schmückt sein Grab in Ahrenshoop.
Als 1985 für die neuerrichtete Apotheke am Chrieschwitzer Hang in Plauen ein Name gesucht wurde, favorisierte die SED-Kreisleitung sowjetische Ärzte als Namensgeber. Nur mit Mühe gelang es dem damaligen Kreisapotheker M. Schröder und dem ersten Leiter M. Jeuthe, stattdessen dem Plauener Apotheker und Wissenschaftler Kurt Mothes diese Ehrung zuteil werden zu lassen. Nun bringt die neue Gedenktafel an der Kurt-Mothes-Apotheke zum Ausdruck, welch große Vorbildfunktion Mothes auch heute noch für die wissenschaftlich fundierte Pharmazie in der Praxis hat.
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