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Arzneimittel und Therapie
Apoplex: Schützt Alkohol vor einem Schlaganfall?
In mehreren Studien wurde bereits nachgewiesen, dass mäßiger Alkoholkonsum das Schlaganfallrisiko senken kann. Je nach Studiendesign lag die Risikoreduktion zwischen 20 und 60%; Männer und Frauen profitierten gleichermaßen von mäßigem Alkoholgenuss; der günstige Effekt von Alkohol trat erst bei über 35-jährigen Erwachsenen ein. Da in diesen Studien jedoch das Ausmaß des Alkoholkonsums unterschiedlich definiert wurde und das Schlaganfallrisiko nur allgemein und nicht differenziert ermittelt wurde, führte eine amerikanische Arbeitsgruppe eine prospektive Untersuchung zu diesem Thema durch.
Daten der Physicians' Health Study
Die erforderlichen Daten wurden der Physicians' Health Study entnommen. Für die Auswertung lagen die Angaben von 22 071 Ärzten im Alter von 40 bis 84 Jahren vor, die in ihrer Krankengeschichte weder einen Schlaganfall noch ischämische Attacken oder einen Myokardinfarkt aufwiesen. 21 870 Probanden tranken gelegentlich oder regelmäßig Alkohol.
Das Ausmaß des Alkoholkonsums wurde in fünf Kategorien unterteilt:
Von allen Studienteilnehmern waren potenzielle Risikofaktoren, wie Zigarettenrauchen, Bluthochdruck, körperliche Bewegung, Körpermassen-Index und Diabetes, bekannt und wurden in den statistischen Auswertungen berücksichtigt. Nach durchschnittlich 12,2 Jahren Beobachtungsdauer wurde ermittelt, ob ein Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und dem Schlaganfallrisiko besteht. Dabei wurde zusätzlich differenziert, ob es sich um einen ischämischen oder hämorrhagischen Schlag handelte.
Mäßiges Trinken senkt das Schlaganfallrisiko
Insgesamt waren 679 Schlaganfälle registriert worden. Im Vergleich zu den Studienteilnehmern, die weniger als einen Drink pro Woche zu sich nahmen, hatten die anderen Probanden ein deutlich reduziertes Apoplexierisiko. Bei ihnen betrug das relative Risiko für einen Schlaganfall 0,79 (95% Konfidenzintervall 0,66–0,94) und das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall 0,77 (95% Konfidenzintervall 0,63–0,94). Zwischen dem Ausmaß des Alkoholkonsums und der Häufigkeit eines hämorrhagischen Schlaganfalls bestand keine statistisch signifikante Beziehung.
Die Ermittlung des Schlaganfallrisikos in Abhängigkeit der konsumierten Alkoholmenge ergab folgende Werte:
Kastentext: Alkohol zur Prävention?
Nachdem bereits in mehreren Studien nachgewiesen wurde, dass sich mäßiger Alkoholgenuss günstig auf kardiovaskuläre Parameter auswirkt, konnte in dieser Untersuchung nun auch eine Minderung des Schlaganfallrisikos durch Alkohol bestätigt werden. Soll nun der Arzt seinen Patienten regelmäßigen Alkoholkonsum empfehlen? Trotz der günstigen Wirkungen von Alkohol muss diese Frage differenziert beantwortet werden. Im Hinblick auf eine Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen ist es vorrangig, potenzielle Risikofaktoren, wie Zigarettenrauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, mangelnde körperliche Bewegung und Übergewicht, zu minimieren. Auch darf nicht vergessen werden, dass regelmäßiger Alkoholkonsum zu einer Abhängigkeit führen kann, die erhebliche soziale, ökonomische und gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Das bedeutet, dass eine "Therapieempfehlung" für mäßigen Alkoholkonsum nur individuell und unter Berücksichtigung des sozialen und gesundheitlichen Zusammenhangs gegeben werden kann.
Literatur Berger, K., et al.: Light-to-moderate alcohol consumption and the risk of stroke among U.S. male physicians. N. Engl. J. Med. 341, 1557– 1564 (1999). Hommel, M., et al.: Alcohol for stroke prevention? N. Engl. J. Med. 341, 1605–1606 (1999).
Leichter bis moderater Alkoholkonsum senkt das Schlaganfallrisiko bei erwachsenen Männern. Diese positive Wirkung des Alkohols tritt bereits bei einem Drink pro Woche ein; größere Mengen an Alkohol senken das Schlaganfallrisiko nicht mehr als kleinere Mengen.
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