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Arzneimittel und Therapie
Oft verstopft: neurologische Patienten
Wer dement ist, leidet oft auch unter einer chronischen Verstopfung. Immerhin die Hälfte der Patienten mit einer Demenz im fortgeschrittenen Stadium hat damit zu kämpfen. Als unklar gilt, ob die zerebrale Schädigung selbst die Darmmotilität beeinträchtigt oder ob der reduzierte Allgemeinzustand – körperliche Inaktivität, Appetitlosigkeit, mangelndes Durstgefühl, Missachtung des Stuhldrangs – für den Stau im Darm verantwortlich ist. Auch Medikamente, beispielsweise Neuroleptika mit cholinergen Nebenwirkungen, unterstützen die Entwicklung einer chronischen Obstipation. Ähnlich ist die Situation bei Schlaganfall-Patienten. Auch hier sorgen zerebrale Störungen, Immobilität und Unterdrückung des Stuhlgangs für die Chronifizierung der Obstipation.
Je nachdem wo der Entzündungsherd im Gehirn sitzt, sind auch Patienten mit Multipler Sklerose gehäuft Kandidaten für langwierige Verstopfung. Ganz besonders hoch ist der Anteil der Obstipierten aber unter den Parkinson-Patienten. Je nach Stadium der Erkrankung liegt er bei 40 bis 80 Prozent. Autonome Regulationsstörungen durch zentrale und periphere Degeneration parasympathischer Kerngebiete, wie beispielsweise des Nervus vagus, werden hier für die stark verzögerte Darmpassage verantwortlich gemacht. Bis zu sieben Tage kann es dauern, bis die Nahrung den Darm passiert hat.
Laxanzien sind meist nicht zu umgehen
Konservative Therapiemaßnahmen sprechen bei diesen Patienten nur selten an. Es wird zwar empfohlen, nach dem üblichen Therapieschema – ärztliche Führung, Allgemeinmaßnahmen, geistige und körperliche Aktivierung, Ernährung und (erst dann) Laxanzien – vorzugehen. Ein wirklicher Erfolg stellt sich aber meist erst durch die Gabe von Abführmitteln ein.
Macrogol ist osmotisch wirksam
Was sich damit erreichen lässt, zeigt eine Untersuchung mit dem osmotisch wirksamen Laxans Macrogol 3350, einem Polyethy-lenglykol, an Parkinson-Patienten. In einer dreimonatigen multizentrischen Studie erhielten die 544 Probanden, die unter chronischer Obstipation litten, Macrogol 3350 mit Elektrolytzusatz. Bereits innerhalb der ersten beiden Behandlungswochen ließ sich bei 86 Prozent der Patienten die Stuhlfrequenz normalisieren (mehr als zwei Stuhlgänge pro Woche), nach drei Monaten bei nahezu allen Probanden (96 Prozent).
Auch der Defäkationsschmerz ließ bei den meisten Probanden nach. So stieg der Anteil der Patienten mit einer beschwerdefreien Defäkation von 43 Prozent auf 82 Prozent an. Über harte Stühle klagten am Ende der Studie nur noch 4 Prozent, zu Beginn waren es 41 Prozent. Erreicht wurde dieser Therapieerfolg mit einer mittleren initialen Tagesdosis von 1,9 Beuteln des Macrogols. Im Gegensatz zu anderen Laxanzien konnte die Dosis jedoch im Laufe der Therapie gesenkt werden und lag nach drei Monaten bei 1,3 Beuteln pro Tag. Nebenwirkungen waren extrem selten. Lediglich vier Patienten klagten über gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit oder Brechreiz. Die Laborwerte blieben unverändert.
Quelle Fachpressegespräch "Chronische Obstipation bei zerebralen Störungen des alten Menschen – aktuelle Behandlungskonzepte", München, 26. Januar 1999, veranstaltet von Norgine GmbH, Marburg.
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