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Ernährung
K. Bayer-Pörsch, A. TombekSchlank, fit und gesund d
Das von den Medien beworbene Ideal des schlanken, schönen und erfolgreichen Menschen treibt viele von einer Diät zur nächsten. Sieht man jedoch von der Propaganda ab, die hinter diesem Schönheitsideal steht, steigt die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland tatsächlich immer weiter an. Diese Einschätzung wird von der Datenlage untermauert. Im internationalen Vergleich gehört Deutschland zu den Ländern mit sehr hoher Prävalenz von Übergewicht (20% lt. BGA 1994). Das bedeutet, jeder zweite erwachsene Deutsche ist übergewichtig und jeder fünfte bis sechste adipös. Die Gründe für diesen Trend sind sicherlich in unseren Lebensgewohnheiten zu suchen. Laut Ernährungsuntersuchungen essen die Deutschen zu viel, zu fett, zu süß und zu salzig.
Eine ausgewogene Ernährung und das richtige Gewicht spielen jedoch nicht nur für die "Bikinifigur" eine Rolle, sondern sind auch wichtige Parameter in Bezug auf die Prävention der so genannten Zivilisationskrankheiten wie erhöhte Blutfettwerte, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder kardiovaskuläre Erkrankungen. Es gibt also zahlreiche Gründe, sich dafür zu entscheiden "ein paar Pfunde loszuwerden" und mit einer Diät zu beginnen.
Alte Hüte in neuer Verpackung
Ziel des Vorhabens ist für die meisten "Diätwilligen", möglichst schnell und viele Pfunde zu verlieren. Genau das ist auch der Slogan der so genannten "Modediäten", die pünktlich zum Frühjahrsbeginn von den Medien präsentiert werden. Viele der als "neue" Modediäten angepriesenen Diäten sind allerdings "alte Hüte", die jedes Jahr wieder neu verpackt werden: "Mehr Fett, keine Kohlenhydrate, nur Eiweiß, trenne immer oder nie, viel Rohkost, nur destilliertes Wasser oder Wunderdrinks." Es fällt schwer, dabei den Überblick zu behalten.
Da gibt es zum einen die so genannten Außenseiterdiäten, deren Ziel es ist, durch extreme Nährstoffverteilung in einem zeitlich eng gesteckten Rahmen schnell Gewicht zu reduzieren. Sie weichen meist erheblich von der sonst üblichen Ernährung ab. Zum anderen gibt es die alternativen Ernährungsformen, die ebenfalls nicht unserer herkömmlichen Ernährung entsprechen. Sie verstehen sich jedoch als dauerhafte Alternative und versprechen nicht nur eine Gewichtsabnahme, sondern häufig auch diverse Heilerfolge. Als dritte Diätform sind die Formula- oder Pulverdiäten zu nennen. Dabei handelt es sich um Nährstoffgemische, die für einen bestimmten Zeitraum die üblichen Mahlzeiten ersetzen und dadurch eine effektive Gewichtsabnahme in kürzester Zeit erzielen sollen.
Entscheidend ist der langfristige Erfolg
Nach amerikanischen Vorgaben zur Evaluierung von Reduktionsprogrammen ist nicht die absolute Gewichtsabnahme das entscheidende Erfolgskriterium einer Adipositastherapie, sondern die langfristige Stabilisierung auf einem niedrigeren Gewichtsniveau. Als Erfolg gilt eine Reduktion von 5 - 10% des Körpergewichts oder die Reduktion des BMI um eine Einheit nach mindestens einem Jahr. Weitere Erfolgskriterien sind die Verbesserung von übergewichtsassoziierten Erkrankungen (gemessen an den Risikofaktoren Blutdruck, Cholesterin, Triglyceride und HbA1c) und ein verbessertes Gesundheitsverhalten.
Als letzter entscheidender Faktor zur Beurteilung von Reduktionsdiäten muss die Nährstoffzusammensetzung der Ernährungsintervention unter die Lupe genommen werden. Diese sollte, zumindest vom Grundprinzip, den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entsprechen, die auf der Basis zahlreicher Ernährungsstudien eine kohlenhydratreiche, fett- und eiweißreduzierte Ernährung empfiehlt. So werden von der DGE für die Allgemeinbevölkerung Nährstoffrelationen mit einem Eiweißanteil von 10 - 15%, einem Fettanteil von 30% und weniger sowie einem Kohlenhydratanteil von 50 - 60% propagiert.
Anhand einer Auswahl der aus unserer Sicht bekanntesten Vertreter möchten wir im folgenden Abschnitt diskutieren, welchen Beitrag Modediäten aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zur Erreichung dieser Ziele leisten können.
Formuladiäten - die Formel gegen Fett?
Formula- oder Pulverdiäten sind Nährstoffgemische, die als Pulver oder Granulat angeboten, unter Zusatz von Magermilchprodukten oder Wasser, zu Drinks und Suppen unterschiedlicher Geschmacksrichtung zubereitet werden. Die Pulvergemische müssen, um einen Nährstoffmangel zu verhindern, lebensnotwendige Nährstoffe wie Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe in ausreichender Menge enthalten. Vielfach werden die Shakes in den Geschmacksrichtungen Vanille, Erdbeere oder Schokolade angeboten. Aber auch Suppen und Fruchtsäfte sind gebräuchlich.
Das Prinzip dieser Ernährungsform ist einfach. In der Regel werden eine oder mehrere Hauptmahlzeiten durch das Pulverkonzentrat ersetzt. Da die Pulvergemische nach den Richtlinien der Diätverordnung (§ 14) nicht mehr als 400 kcal pro Mahlzeit bzw. 1200 kcal pro Tag liefern dürfen, ist die Energieaufnahme bei Formuladiäten stark eingeschränkt und es kommt dadurch zur Gewichtsreduktion.
Glaubt man der Werbung, versprechen diese Produkte eine schnelle und mühelose Gewichtsabnahme innerhalb kürzester Zeit. Um diesen Erfolg zu erzielen, ist es weder notwendig, die Ernährungsgewohnheiten umzustellen noch besondere Kenntnisse über die Speisenzubereitung zu erwerben. Diese Verheißung erweist sich in der Realität jedoch allzu oft als trügerisch, denn wer beispielsweise zu viel, zu fett, zu süß oder aus Stress, Langeweile oder Einsamkeit isst, wird dies auch nach der Durchführung einer Formuladiät wieder praktizieren und dadurch erneut zunehmen. Nur die bewusste Auseinandersetzung mit denjenigen Ess- bzw. Lebensgewohnheiten, die einen "dick" gemacht haben, ermöglicht ein langfristig erfolgreiches Gewichtsmanagement.
Auch die Gesundheit kommt bei den "Pulvermahlzeiten" oft zu kurz. Standardmäßige Vitalstoffanreicherungen können die Vielfalt an Substanzen in natürlich vorkommenden Nahrungsmitteln keinesfalls ersetzen. Zahlreiche Fachleute bezweifeln, dass die künstlich zugesetzten Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente die gleiche Wirkung entfalten wie die natürlich vorkommenden Vertreter. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang v. a. die sekundären Pflanzenstoffe, deren Schutz- und Heilwirkung zum aktuellen Zeitpunkt noch kaum absehbar ist. Zudem werden die relativ teuren Präparate bald eintönig, weil man des Geschmacks überdrüssig wird und das Kauen vermisst.
Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist diese Möglichkeit zur Gewichtsreduktion daher einzig als Einstieg in eine längerfristige Therapiemaßnahme bei ernährungsbedingtem Übergewicht (mind. BMI 30) akzeptabel. Ein langfristiger Erfolg zeigt sich jedoch nur dann, wenn diese Ernährungsform schrittweise in ein verhaltenstherapeutisches Konzept überführt wird.
Seriöse Anbieter versuchen daher, um ihre Produkte ein verhaltensorientiertes Programm zu formen. Die Durchführung der Diät ist dabei in ein gezieltes Beratungs- und Betreuungskonzept integriert, das von speziell ausgebildeten Ärzten und Ernährungsberatern durchgeführt wird. In der Regel beginnen die Programme mit einer strengen Fastenphase, in der die Ernährung ausschließlich auf die Formuladiät umgestellt wird. Im Anschluss daran erfolgt ein stufenweiser Aufbau, der in einer den Richtlinien der DGE entsprechenden kohlenhydratreichen und fettarmen Ernährung mündet. Die Durchführung der Diät findet unter ärztlicher Überwachung (Voruntersuchung, Begleituntersuchungen) statt. Im Idealfall wird ergänzend eine sporttherapeutische Betreuung angeboten.
Außenseiterdiäten sind meist wahre Außenseiter
Bei den Außenseiterdiäten weicht die Ernährung meist erheblich von den üblichen Essgewohnheiten ab. Dabei wird über einen kurzen Zeitraum eine extreme Nährstoffauswahl durchgeführt. Viele Außenseiterdiäten gehen nach dem Prinzip fettreich, andere sind extrem eiweißreich, und nur wenige basieren auf einer kohlenhydratreichen und fettarmen Ernährung.
Die meisten Außenseiterdiäten begründen ihre Maßnahmen mit angeblich biochemisch fundierten Zusammenhängen. So versprechen Diäten, die sehr fett- oder eiweißreich sind, wie z. B. die Atkins- oder Eskimodiät, Erfolge durch bestimmte lipolytische Substanzen, die das Fett angeblich nur so dahinschmelzen lassen. Diese Stoffe sollen sich hauptsächlich in fett- und eiweißreichen Lebensmitteln befinden. Vertreter dieser Substanzen sind beispielsweise Carnitin, Methionin oder Lysin.
Carnitin spielt biochemisch eine Rolle beim Fetttransport. Bei den genannten Diäten soll alleine durch den erhöhten Verzehr von carnitinreichen Lebensmitteln eine verbesserte Fettverbrennung erzielt werden. Als weitere lipolytische Substanzen gelten die Aminosäuren Methionin und Lysin, die ebenfalls die Lipolyse steigern sollen. Lysin ist zum einen eine chemische Vorstufe von Carnitin, zum anderen eine Vorstufe für verschiedene Produkte, die in die ß-Oxidation eingehen. Dies alleine reicht den Autoren dieser Diäten als Begründung aus, dass durch eine vermehrte Aufnahme dieser Substanzen die Fettverbrennung gesteigert werden soll. Durch die Kombination mit Obst sollen außerdem bestimmte Enzyme zugeführt werden, die den Prozess der Fettverbrennung zusätzlich unterstützen.
Ein weiteres wichtiges Prinzip dieser Art der Außenseiterdiäten ist die bewusste Auslösung einer Ketonämie durch sehr fettreiche und kohlenhydratarme, insgesamt aber hypokalorische Ernährung, kombiniert mit übermäßigem Sport. Die Ketonämie zügelt den Appetit und die Wasserausscheidung wird angeregt.
Andere Außenseiterdiäten begründen ihre Erfolge damit, dass Eiweiß in hohen Mengen die aktive Form des Schildrüsenhormons T3 aktiviert. Dadurch soll zum einen der Grundumsatz erhöht werden, was zu einer Energiebedarfssteigerung führt, zum anderen soll es den unerwünschten Jo-Jo-Effekt bei stark kalorienreduzierten Diäten verhindern. Thyroxin und Trijodthyronin "zünden" an der Fettzelle die Fettverbrennung über einen second messenger, dem cyclischen Adenosin-Monophosphat cAMP. Bei diesem Prozess wird auch die zelluläre Bereitschaft erhöht, sich für Stresshormone zu öffnen.
Ein weiteres biochemisches Prinzip beruht darauf, dass durch Stresshormone eine erhöhte Energiefreisetzung ausgelöst wird. Cortisol setzt die Lipolyse durch Katecholamine, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und verschiedene Wachstumshormone in Gang. Durch die Kombination von Fisch und Obst (Eiweiß, Vitamin B6 und C) soll diese Ausschüttung von Stresshormonen erzielt werden. Bei der Nahrungsmittelauswahl geschieht dies durch eine hohe Zufuhr von Eiweiß, Zitronensaft und jodiertem Speisesalz. Soja-Lecithin soll ebenfalls die Versorgung sichern.
Extreme und einseitige Ernährungsweisen können gefährlich sein
All diese biochemischen Mechanismen sind zwar richtig, lassen sich aber außerhalb des Reagenzglases auf den Menschen und die Zufuhr durch Lebensmittel nicht übertragen. Jedoch überzeugen diese scheinbar fundierten wissenschaftlichen Aussagen den Laien. Dies ist gefährlich. Durch die einseitige Ernährung drohen Mangelerscheinungen sowie eine Erhöhung der Blutlipide und Harnsäure. Die absichtlich herbeigeführte Ketonämie bringt den Säure/Basen-Haushalt des Körpers durcheinander. Das proteinsupplementierte Fasten unter Energiemangel führt nicht zu einer Aktivierung des Schilddrüsenhormons T3, sondern zum Anstieg der Speicherform T4 bzw. zum Anstieg der inaktiven Form rT3. Nach Beendigung der Diät bleiben die T3-Spiegel ebenfalls erniedrigt. Allgemein wird der Einfluss auf die Schilddrüsenhormone durch die Ernährung (mit Ausnahme Jod) als sehr gering eingestuft. Eine Steigerung des Grundumsatzes ist hier eher der erhöhten körperlichen Aktivität zuzuschreiben.
Der wenn auch nur kurzfristige Erfolg dieser Diäten basiert meist auf enormen Wasserverlusten in der ersten Zeit. Durch den Appetitverlust und die doch sehr eintönige Ernährung essen die meisten Menschen insgesamt verhältnismäßig wenig Kalorien. Oftmals sind diese Diäten hypokalorisch aufgebaut. Durch die Kombination mit einem intensiven Sportprogramm wird der Energieverbrauch angehoben.
Außenseiterdiäten haben den Vorteil, dass der Teilnehmer genau unterscheiden kann, ob er "Diät" lebt oder nicht. Der Nachteil dabei ist, dass eine erforderliche Umstellung der üblichen Ernährungsgewohnheiten nicht eingeübt werden kann. Damit verfällt man nach Beendigung der Diät nur allzu schnell wieder in seine alten Essgewohnheiten, was zu einer Gewichtszunahme führt. Langfristig gesehen kann diese Form der Diät keinen Erfolg bringen. Durch die starke Kalorienreduktion während der Diät kommt es infolge einer Grundumsatzreduzierung im Anschluss an die Diät zu einer schnelleren Gewichtszunahme.
Alternative Ernährungsformen - eine echte Alternative?
Alternative Ernährungsformen unterscheiden sich von der allgemein üblichen Ernährung und sollen diese dauerhaft ersetzen. Viele alternative Ernährungsformen basieren auf dem Trennkost-Prinzip (Trennkost nach Hay, Fit for Life) oder auf einer ovo-lacto-vegetabilen Ernährung. Dazu zählen z. B. der Vegetarismus nach Bircher-Benner sowie die Vollwertkost nach Bruker. Andere alternative Ernährungsformen entstehen aus religiös-philosophischen Hintergründen, wie z. B. die Makrobiotik oder die anthroposophische Ernährungslehre. Die meisten Vertreter dieser Kostformen versprechen Heilung diverser Erkrankungen.
In der Bevölkerung erfreuen sich diese Ernährungsformen heute immer größerer Beliebtheit. Eine im Jahre 1991 durchgeführte Repräsentativbefragung in Baden-Württemberg zeigte, dass 93% der Haushalte mindestens eine alternative Ernährungsform kennen, 19% schon mal eine ausprobiert haben und 5 - 7% sich weniger streng bzw. sehr streng nach einer bestimmten alternativen Kostform ernähren.
Das Prinzip der Trennkost beruht auf pH-Wert-Unterschieden
Das Trennkost-Prinzip beruht auf der Laborbeobachtung, dass verschiedene Nährstoffe unterschiedliche pH-Niveaus benötigen. Hay leitet davon ab, dass aufgrund der Mischung von Nährstoffen eine Übersäuerung im Körper entsteht, die für diverse Erkrankungen verantwortlich sein soll. Um dies zu vermeiden, sollen dem Körper Nährstoffe seiner Ansicht nach bereits getrennt zugeführt werden. Er unterteilt dabei Lebensmittel in konzentrierte Lebensmittel (vorwiegend kohlenhydrat- bzw. eiweißhaltig) und neutrale Lebensmittel (Fett, Gemüse, Gewürze). Andere Ernährungsmodelle gehen einen Schritt weiter und trennen nicht nur die Nährstoffaufnahme, sondern unterscheiden auch verschiedene Tagesrhythmiken. So unterscheidet Diamond zwischen Aufnahme-, Verarbeitungs- und Ausscheidungszyklus. Er empfiehlt wasserreiche Lebensmittel, da unsere Erde auch zu 70% aus Wasser besteht. Aber Wasser selbst sollte kaum getrunken werden, besser wäre destilliertes Wasser, da sonst ein "Mineralienraub" stattfinden würde. Die meisten Trennkost-Diäten sind hypokalorisch aufgebaut.
Das Prinzip der Trennung ist wissenschaftlich nicht haltbar. Der Erfolg dieser Diäten beruht auf einer stark kalorienreduzierten Kost. Durch die daraus resultierende Einschränkung der Lebensmittelauswahl ergeben sich häufig Mangelerscheinungen. Die Empfehlung, destilliertes Wasser zu trinken, ist gesundheitsschädlich.
Pflanzliche Lebensmittel zur Deckung des Grundbedarfs
Viele alternative Kostformen basieren auf einer ovo-lacto-vegetabilen Ernährungsweise. Der Grundbedarf soll mit pflanzlichen Lebensmitteln abgedeckt werden, die meist aus ökologischem Anbau stammen sollen. Manche Ernährungsvorschriften gehen dabei so weit, dass sie grundsätzlich empfehlen, nur nicht zubereitete Lebensmittel (Rohkost) zu essen. Eine ovo-lacto-vegetabile Kostform entspricht prinzipiell dem Bild einer gesunden Ernährung nach den Regeln der DGE. Von einer Empfehlung, hauptsächlich rohe Lebensmittel zu essen, sollte jedoch dringend Abstand genommen werden, denn dadurch können z. B. vermehrt Schadstoffe aufgenommen werden.
Manche alternative Ernährungsformen entstammen bestimmten religiösen bzw. philosophischen Anschauungen und sind daher aus rein naturwissenschaftlicher Ansicht nicht zu beurteilen. Einige dieser Kostformen sind jedoch sehr einseitig und führen bei dauerhafter Anwendung zu einer Mangelernährung. Eine ovo-lacto-vegetabile Ernährung kann prinzipiell positiv bewertet werden. Zudem führen die Anhänger dieser Ernährungsformen meist allgemein einen gesunden Lebensstil. Das Versprechen des Heilens bestimmter Erkrankungen durch diese Ernährungsformen muss allerdings als grob fahrlässig bezeichnet werden.
Fazit
Zusammenfassend kann aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gesagt werden, dass die meisten Modediäten im Hinblick auf die von uns gestellten Anforderungen keine akzeptablen Alternativen bieten. Da die meisten Vertreter auf einen schnellen Erfolg und nicht auf die Umstellung der Ernährungs- bzw. Lebensgewohnheiten ausgelegt sind, können diese Diäten zwar kurzfristig das gewünschte Resultat erzielen, aber der Langzeiterfolg der Maßnahme und die daraus resultierenden positiven Effekte bezüglich der Prävention von gewichtsbedingten Erkrankungen werden nicht erreicht.
Außenseiterdiäten und viele alternative Ernährungsformen sind v. a. wegen ihrer Einseitigkeit abzulehnen. Die biochemischen Prinzipien derjenigen Außenseiterdiäten, die einen direkten Einfluss bestimmter Substanzen auf den Fettstoffwechsel oder den Grundumsatz zugrunde legen, sind ernährungswissenschaftlich nicht haltbar. Bei diesen Theorien werden aus hochkomplexen biochemischen Abläufen bestimmte Einzelkomponenten herausgenommen und ohne wissenschaftlichen Beweis ihrer Wirksamkeit als so genannte "Fettkiller" vermarktet. Auch die Belegung der Lebensmittel mit bestimmten Eigenschaften (Yin-Yan, Sauer-Basisch, ...) oder das Gebot, Nahrungsmittel getrennt zu verzehren, entbehren jeder naturwissenschaftlichen Grundlage. Die Wirksamkeit solcher Diätmaßnahmen lässt sich durch die Kalorienrestriktion dieser Kostformen und nicht durch die dahinter stehende Philosophie begründen. Unverantwortlich wird es dann, wenn alternative Ernährungskonzepte die Heilung bestimmter Erkrankungen versprechen. Durch diese nicht bewiesenen und falschen Versprechungen werden bei den Betroffenen Hoffnungen geweckt, die nicht nur eine konventionelle Behandlung behindern, sondern evtl. sogar verhindern können. Vorurteilsfrei muss jedoch auch gesagt werden, dass einige lacto-vegetabile Kostformen ernährungsphysiologisch günstiger sind als die viel zu fette und eiweißreiche deutsche Hausmannskost.
Formuladiäten sollten Patienten mit einem deutlich erhöhten BMI (> 30) als Einstieg in eine längerfristige verhaltenstherapeutische Maßnahme vorbehalten sein und in Zusammenarbeit mit Arzt und Ernährungsberater durchgeführt werden.
Literatur: Eine Liste der verwendeten Literatur ist auf Anfrage bei den Verfassern erhältlich.
Frühjahrszeit ist Diätzeit. Das kann man seit einigen Wochen wieder eindrucksvoll an jedem Kiosk erfahren. Von unzähligen Zeitschriftentiteln lachen einem Überschriften zu Diätartikeln entgegen. Die Flut dieser Veröffentlichungen als Anlass für gewichtsreduzierende Maßnahmen zu nehmen, schadet dabei den meisten Menschen nicht. Bei der Wahl der Diät sollte man jedoch vorsichtig vorgehen. Einer zu schnellen Gewichtsabnahme folgt in aller Regel eine noch schnellere Gewichtszunahme und einseitige Diäten führen nicht nur zum Verlust von Pfunden, sondern auch zu einer qualitativen Mangelernährung. Wir geben Ihnen in dieser Ausgabe einen Überblick über die Vielfalt der kursierenden Diäten und nehmen diese kritisch unter die Lupe.
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