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Arzneimittel und Therapie
Zervixkarzinom: Bessere Vorsorge gefordert
Nach offiziellen Zahlen des Robert Koch-Instituts sterben derzeit jährlich etwa 2600 Frauen in Deutschland an Gebärmutterhalskrebs, etwa 6000 Neuerkrankungen sind zu verzeichnen. Besonders betroffen sind Frauen ab 30 Jahren.
Derzeitiges Früherkennungsprogramm hat Grenzen
Im Rahmen des 1971 eingeführten gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms ist der HPV-Test nicht vorgesehen. Die Krankenkassen gestatten derzeit Frauen ab einem Alter von 20 Jahren einen jährlichen PAP-Abstrich, mit Kosten von rund 500 Millionen DM.
Die Einführung des PAP-Abstrichtests, bei dem Zellen auf die ausgebrochene Krankheit bzw. Vorstufen untersucht werden, hat bis Mitte der achtziger Jahre zu einer deutlichen Reduktion von Neuerkrankungen und Todesfällen an Gebärmutterhalskrebs in Deutschland geführt. Seitdem sind die Zahlen konstant hoch geblieben. Gemessen an der Bevölkerung liegt Deutschland bei dieser Erkrankung damit auf dem drittschlechtesten Rang in Westeuropa.
Viele Experten sind überzeugt, dass die Abstrichmethode als alleiniger Bestandteil des Früherkennungsprogramms an ihre Grenzen gestoßen ist. Insbesondere deshalb, weil aufgrund fehlerhafter Abstrichentnahmen sowie mangelhafter Auswertung nur eine fünzigprozentige Sicherheit bei der Beurteilung des Gebärmutterhalskrebses und seiner Vorstufen gegeben werden kann.
Weltweit wird derzeit untersucht, in welcher Form der neue HPV-Test in die nationalen Früherkennungsprogramme eingebaut werden kann. In Studien mit mehr als 50000 Frauen in Europa und den USA konnte die Sicherheit des Tests bestätigt werden. So liegt z.B. der negative Vorhersagewert bei nahezu 100 Prozent, d.h. Frauen, bei denen keine HPV-Viren nachgewiesen wurden, können mindestens fünf Jahre sicher sein, nicht an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.
Bis zur Vorlage weiterer Studien, die insbesondere die Untersuchungsintervalle, Kosten sowie die Kombination von HPV-Test, PAP-Abstrich und Kolposkopie beurteilen sollen, zeichnet sich weltweit folgender Konsens ab: Bei nicht einwandfreien Abstrichergebnissen sollte ein HPV-Test zusätzlich durchgeführt werden. Neben der besseren Früherkennung hätte dies den Vorteil, dass vielen Frauen unnötige Operationen erspart werden könnten.
Bundestag diskutiert über bessere Krebsvorsorge
Noch gibt es von den medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland keine eindeutigen Stellungnahmen zur Einbeziehung des HPV-Tests in das nationale Früherkennungsprogramm. Der Gesundheitsausschuss des Bundestages diskutiert jedoch zurzeit über eine bessere Gesundheitsversorgung von Frauen. Dabei spielt insbesondere die Verbesserung der Krebsvorsorge eine wesentliche Rolle. Im Rahmen dieser Debatte werden dabei Wissenschaftler u.a. zur aktuellen Situation des deutschen Früherkennungsprogramms befragt.
Professor Ernst Rainer Weissenbacher, Gynäkologe am Münchner Klinikum Großhadern, einer der Experten, die sich schon seit längerer Zeit für den HPV-Test einsetzen: "Derzeit die größte diagnostische Sicherheit bietet die Triage aus Abstrich, HPV-Test und Kolposkopie. Wir sollten nicht länger warten, um diese Sicherheit unseren Frauen zugute kommen zu lassen."
Dies fordert auch die dreißigjährige Berlinerin Isabella Rödner, eine von jährlich 6000 betroffenen Frauen. Trotz regelmäßiger Vorsorge mit dem PAP-Abstrich wurde bei ihr ein mikroinvasives Plattenepithelkarzinom übersehen. Sie hatte Glück, dass bei einem positiven HPV-Test der Tumor noch sehr klein war. Isabella Rödner: "Ich finde es gut, dass sich die Politik jetzt dieses Problems annimmt. Wir brauchen mehr Aufklärung über das HPV-Virus in der Öffentlichkeit und ein fortschrittliches Früherkennungsprogramm. Ich möchte dazu beitragen, dass anderen Frauen mein Schicksal oder gar Schlimmeres erspart bleibt."
Die Initiative HPV-Test wird sich in Kürze mit einem offenen Brief an Gesundheitsministerin Ulla Schmidt wenden und sie um ihre Unterstützung bitten.
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