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Reisemedizin: Krank im Ausland – wer hilft?
Auslandsreisen auch in sehr entfernte Gebiete sind zur Normalität geworden, sowohl beruflich als auch privat. Mehr als 30 Millionen Bundesbürger reisen jährlich ins fremdsprachige Ausland, darunter viele ältere Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Viele Menschen buchen Last-Minute-Reisen und haben dann keine Zeit mehr, sich über gesundheitliche Probleme im Zielland zu informieren oder gar Vorsorge zu treffen. Auch die Reiseveranstalter informieren in ihren Prospekten noch viel zu selten über mögliche Risiken.
Obwohl das Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf seit zehn Jahren Ärzte und Apotheker aus dem gesamten Bundesgebiet in mehrtägigen Kursen im Bereich der Reisemedizin fortbildet (bisher erhielten 2000 Ärzte das Zertifikat und Mitarbeiter von mehr als 1500 Apotheken nahmen an Fortbildungen teil) und sich immer mehr Reisende frühzeitig informieren und für Prophylaxe sorgen, ist das Gesundheitsbewusstsein von Auslandsreisenden und Touristikbranche noch sehr verbesserungsbedürftig. Kaum einer macht sich klar, dass die Hilfsmöglichkeiten sehr gering sein können oder erst durch "Vorkasse" in Gang gesetzt werden. Kaum jemand macht sich wirklich Gedanken darüber, wie es ist, in einem fernen Land krank zu werden oder einen Unfall zu erleiden, in dem man nicht einmal die Landessprache spricht und keiner englisch oder französisch oder deutsch. Besonders schlimm ist die Situation, wenn keine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen wurde und u. U. enorme Kosten auf den Reisenden zukommen.
Wer hilft wirklich, wenn man krank wird?
Das 2. Forum Reisen und Gesundheit hat sich speziell mit diesem Thema beschäftigt. Reisemedizinische Assistance - beruflich oder privat im Ausland - wer hilft bei Gesundheitsproblemen?" lautete das Thema. Ziel war es, das Gesundheitsbewusstsein von Reisenden zu schärfen sowie den Dialog zwischen Tourismus-Branche und Gesundheitssektor auszubauen.
Assistance-Gesellschaften sind das operative Bindeglied zwischen dem Leistungsträger (z. B. der Reiseversicherung) und dem Leistungsnehmer (Patient), also Dienstleister für beide. Sie nehmen den Notruf entgegen, realisieren die Fallabklärung, Transportentscheidung, Organisierung von Hilfeleistung und Kostenübernahme sowie die psychologische Betreuung und Information der Patienten und ihrer Angehörigen. Die Notrufzentralen sind an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden erreichbar und von auf vielen Gebieten erfahrenen, mehrsprachigen Ärzten mit geografischen Detailkenntnissen, kaufmännischem und juristischem Wissen besetzt.
Rückholung wird teuer
Mit der Reisefreudigkeit hat auch die Zahl der medizinischen Rückholungen zugenommen. Für die Entscheidung werden neben rein medizinischen auch psychologische Faktoren sowie Kostengründe berücksichtigt. Fällt die Entscheidung für eine Rückholung, gibt es je nach dem Zustand des Patienten verschiedene Möglichkeiten - Linienflug (sitzend oder liegend, mit oder ohne ärztliche Begleitung, Stretchertransport) oder Ambulanzflug. Dabei entstehen erhebliche Kosten, so kostet ein Ambulanzflug von den Kanarischen Inseln nach Deutschland schon 50 000.- DM. Wer da nicht versichert ist, sieht sich mit erheblichen Kosten konfrontiert.
Als Ergänzung für ultralange Strecken verfügt die Lufthansa als erste Fluggesellschaft der Welt (bisher nur im Jumbo 747/400) über die Möglichkeit eines Patienten-Transport-Compartments (PTC). Diese Einheiten haben modernste Ausstattung, die auch den Transport Schwerkranker ermöglichen (Defibrillator, Beatmungsgerät, Überwachungsmonitor, Platz für Arzt und Sanitäter, Abschirmung von den übrigen Passagieren). Der Einbau erfolgt anstelle von 12 Sitzen innerhalb von einer dreiviertel Stunde, der Patient wird vor dem Einsteigen der übrigen Passagiere hinein verfrachtet. Der Transport von New York nach Deutschland kostet knapp 50 000.- DM und ist damit billiger als ein Ambulanzflug, gleichzeitig wesentlicher komfortabler und kürzer.
Neben der direkten Hilfe bei Erkrankung oder Unfall leisten die Assistance-Gesellschaften auch eine qualifizierte und sachkundige Beratung vor der Reise, um z. B. eine Absicherung auch für nicht gesunde Menschen zu gewährleisten.
Weitere auf dem Forum behandelte Themen waren Erfahrungen im Bereich der reisemedizinischen Betreuung bei beruflichen Einsätzen im Ausland - von notwendigen und sinnvollen Vorbereitungsmaßnahmen für einen Langzeitaufenthalt bis zur Betreuung erkrankter Mitarbeiter, die mögliche Unterstützung durch Tropeninstitute und die EU sowie Dolmetscherdienste. Eine Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit den Konflikten zwischen Selbstverantwortung der Reisenden, Fürsorgepflicht der Reiseveranstalter und Aufgaben der Krankenversicherungen.
Ärzte und Apotheker beziehen über den TravelMED-Service Handbücher, aktuelle Informationsdienste und vielfältige Angebote zur Reisemedizin.
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