DAZ aktuell

Künftig nur noch Instant-Krankenhäuser?

BERLIN (sw). Ab dem 1. Januar 2003 soll ein neues Vergütungssystem für Krankenhausleistungen eingeführt werden, wonach die stationären Behandlungskosten möglichst vollständig auf der Basis von DRG-Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups) vergütet werden. Auf einer Pressekonferenz am 22. März befasste sich die Berliner Ärztekammer mit diesem Thema. Der deutsche Experte, Dr. Bernhard Rochell von der Bundesärztekammer, legte seine Bedenken dar.

Sowohl das geplante System, das so international nirgends gehandhabt wird, als auch die Eile des Vorgehens werden mit Besorgnis gesehen. Heute würden ca. 80 % der Leistungen über tagesgleiche Pflegesätze abgerechnet, dies solle durch die diagnosebezogenen Fallpauschalen ersetzt werden, die sehr dokumentationsabhängig sein werden. Schon heute nimmt die Dokumentation ärztlicher Leistungen teilweise mehr Zeit in Anspruch als die ärztliche Arbeit.

Untersuchungen aus den USA und anderen Ländern, die bereits mit derartigen Instrumentarien arbeiteten, hätten gezeigt, dass es zwar zu einer Abnahme der stationären Belegungsquote, aber zu keiner Abnahme der Gesamtkosten komme. Teilweise würden häufigere Wiederaufnahmen wegen Rückfall, häufigere Entlassung in Pflegeheime oder sogar ein schnellerer Tod beobachtet. D. h., es entstünden erhebliche Risiken für die Patienten dadurch, dass sie zu schnell aus dem Krankenhaus entlassen würden; das bisherige System, Patienten möglichst lange liegen zu lassen, um Geld zu bekommen, verkehre sich ins Gegenteil.

Die Krankenhäuser in Deutschland seien noch nicht gut auf das neue System vorbereitet. Noch verfüge keine deutsche Klinik auch nur über allgemeine Kodierregelungen, Kalkulationshandbücher oder die Information, ob sie in die Kalkulation einbezogen würden. Dennoch sollen die Ergebnisse dieser Kalkulation in die Relativgewichte umgerechnet werden. Millionen ärztlicher Überstunden würden bei der Kalkulation nicht berücksichtigt und dieser Rechtsbruch werde durch die Einführung des DRG-Systems zementiert.

Das neue Vergütungssystem wird von den Experten nicht grundsätzlich abgelehnt. Die damit verbundene erhöhte Transparenz wird durchaus begrüßt, aber es werden andere Rahmenbedingungen und mehr Zeit gefordert. Unter den gegenwärtig vorgesehenen Bedingungen befürchtet man massive Fehlanreize - erlös- statt bedarfsbezogenes Fallmanagement, Orientierung an Minimalstandard, Hemmung medizinischer Innovation. Außerdem nehme die mit der Leistungsdokumentation verbundene Bürokratie Ausmaße an, die die Zeit für die eigentliche Aufgabe des Arztes - die Behandlung des Patienten - gefährdeten. Qualität, Humanität für Arzt und Patient gingen den Bach hinunter, es gehe nur noch um Wirtschaftlichkeit. Die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern fordert mehr Zeit, um das System so gestalten zu können, dass auch die Kostenträger mehr darüber wissen, was mit dem Patienten geschieht, um sich über die Ziele zu einigen und richtige Anreize setzen zu können.

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