Arzneimittel und Therapie

Parasitenerkrankungen: Eradikation der Malaria ist möglich

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelang es, die Malaria in Europa und den USA auszurotten. Angesichts der Tatsache, dass noch immer etwa 40% der Weltbevölkerung in Endemiegebieten leben und bisher kein ausreichend wirksamer Malariaimpfstoff zur Verfügung steht, gilt es als unmöglich, die Malaria zu eliminieren. In einer aktuellen Studie konnte jedoch gezeigt werden, dass die Eradikation der Malaria grundsätzlich möglich ist, wenn sich die Intervention auf das gesamte Übertragungsgebiet erstreckt und das Risiko, die Malaria zu importieren, minimiert wird.

Auf einer Insel des südwestpazifischen Inselstaates Vanuatu, auf der die Malaria endemisch ist, wurde untersucht, ob eine dauerhafte Eliminierung dieser Erkrankung möglich ist. Die 718 Einwohner der Insel wurden 1991 über neun Wochen mit Chloroquin, Pyrimethamin/Sulfadoxin und Primaquin behandelt. Parallel zur massiven Gabe der Malariamedikamente erhielt die Bevölkerung mit einem Insektizid imprägnierte Bettnetze zum Schutz vor dem Malariaüberträger, dem Anopheles-Moskito. Ebenfalls zur Bekämpfung von Anopheles wurde in Gewässern, die man als Brutstätten von Anopheles-Larven identifiziert hatte, eine sich bevorzugt von Larven ernährende Fischart ausgesetzt.

Vor Beginn der Maßnahmen und über neun Jahre hinweg wurden regelmäßig Blutproben (n = 1015 vor den Interventionen) von Erwachsenen auf Plasmodien getestet und Milzuntersuchungen (n = 366 vor den Interventionen) bei Kindern vorgenommen. Dabei wurden 68 positive Blutproben mit Plasmodium falciparum, 90 mit Plasmodium vivax und eine Probe mit beiden Erregern gefunden. Als Kontrollgruppe dienten die Einwohner zweier Nachbarinseln (Blutproben: n = 755; Milzuntersuchungen: n = 358). Die eine der Kontrollinseln war seit jeher als malariafrei bekannt, und auch während des gesamten Untersuchungszeitraumes konnte dort keine Parasitämie nachgewiesen werden. Die zweite Kontrollinsel wies über den Zeitraum der Untersuchung eine Malariaprävalenz auf, die der Situation auf der Interventions-Insel entsprach.

Seit 1997 malariafrei

Unmittelbar nach Beginn der Maßnahmen ging die Prävalenz der Malaria auf der Interventions-Insel zurück: Bereits kurz nach dem massiven Medikamenteneinsatz konnte kein weiterer Fall von Plasmodium falciparum nachgewiesen werden. Bis 1996 wurden zwar vereinzelte Fälle von Plasmodium vivax gefunden, die jedoch nicht als Neuinfektionen, sondern als Rückfälle eingeschätzt wurden. In neun Jahren gab es keine neuen Malariaerkrankungen, und seit 1997 gilt die Insel als malariafrei.

Der Erfolg der Interventionen wurde auf die Kombination aus dem massiven Malariamitteleinsatz am Studienbeginn und der Minimierung des Infektionsrisikos durch imprägnierte Bettnetze über die gesamte Studiendauer zurückgeführt sowie auf die isolierte Lage der Insel, die einen Erregerimport erheblich erschwert. Die gute Compliance der Inselbewohner mit knapp 90% bei der Medikamenteneinnahme und durchschnittlich 0,94 Bettnetzen pro Bewohner war ebenfalls entscheidend. Der Effekt der larvenfressenden Fische war von untergeordneter Bedeutung.

Die erfolgreiche Malariabekämpfung erfordert eine detaillierte Kenntnis der lokalen epidemiologischen Daten und ein konsequentes, kontrolliertes Vorgehen. Das Instrumentarium zur Eindämmung der Malariaepidemie in Afrika und anderen Pandemiegebieten ist vorhanden. Deshalb darf, auch wenn noch keine Malariavakzine in Sicht ist, das Ziel einer dauerhaften Verringerung der Prävalenz und der endgültigen Eradikation der Malaria nicht aufgegeben werden.

Kastentext: Malaria

Malaria ist die häufigste tropische Parasitenerkrankung: Ihre Prävalenz liegt zwischen 300 bis 500 Millionen klinisch relevanten Erkrankungen pro Jahr. Nach WHO-Schätzungen sterben jährlich weltweit 1,1 bis 2,7 Millionen Menschen an der Malaria. Damit liegt sie nach Tuberkulose und vor AIDS an zweiter Stelle der zum Tode führenden Infektionskrankheiten. Über 90% der Todesfälle ereignen sich in Ländern Afrikas südlich der Sahara.

Literatur: Kaneko, A., et al.: Malaria eradication on islands. Lancet 356, 1560-1564 (2000).

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