Prisma

Virengift verursacht "Streptokokken-Schnupfen"

Sie sind Auslöser für Mittelohrentzündung, Scharlach oder Meningitis und stellen Ärzte immer wieder vor Probleme Ų die grampositiven Kugelbakterien der Streptokokken-Familie. Amerikanische Wissenschaftler wollen den Erregern nun mit einer neuen Waffe zu Leibe rücken. Ein aus Bakteriophagen gewonnenes Enzym soll sie bekämpfen.

Hintergrund für diesen Ansatz ist das Wissen, dass auch Bakterien krank werden und andere Bakterien anstecken können: Was für den Menschen die Bakterien sind, sind im Fall der Bakterien die Bakteriophagen. Diese virusähnlichen Organismen infizieren Bakterienzellen und nutzen dann die bakterielle "Infrastruktur", um sich selbst zu vermehren und weitere Bakterien anzustecken. Die Zellwand der Bakterien überwinden die Phagen dabei mithilfe eines speziellen Enzyms. Und genau dieses Enzym wollen die Wissenschaftler von der Rockefeller Universität in New York nun ausnützen, um gezielt Streptokokken zu bekämpfen. In einem ersten Versuch, dessen Ergebnisse vor kurzem in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academof Sciences" veröffentlicht wurden, setzten sie winzige Mengen des Enzyms im Reagenzglas einer großen Anzahl von A-Streptokokken zu. Ergebnis: Innerhalb von Sekunden waren sämtliche Streptokokken abgetötet.

In einem weiteren Schritt wollen die Forscher das Enzym nun synthetisch herstellen und dann zu einem Arzneimittel weiterentwickeln. Als Arzneistoff gegen bereits bestehende Streptokokken-Infektionen eignet sich das Enzym nach Ansicht der Wissenschaftler allerdings nicht. Vielmehr soll es der Verminderung des Ansteckungsrisikos dienen. Gedacht ist z. B. an die Entwicklung eines Mundsprays, das die auf den Schleimhäuten sitzenden Bakterien in Schach halten soll. Ein solches Sprakönnte bei Risikopatienten den Einsatz von Antibiotika überflüssig machen und somit auch dem Problem der Resistenzbildung entgegenwirken.

Quelle: Proceedings of the National Academof Sciences 2001, Vol. 98, Nr. 7, S. 4107 – 4112

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.