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- DAZ 18/2001
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Die Seite 3
Nordrhein ist mit Sicherheit nicht die einzige Region, in der vordatierte Rezepte auftauchen. Dass Vordrucke mit Ausstellungsdaten der nächsten Monate über den HV-Tisch gereicht werden, ist nicht neu. Offenkundig gibt es jetzt aber mehr Ärzte, die unter Budgetdruck so handeln. Daher dürfte es vor allem in den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), in denen das Budget noch nie gereicht hat, den Trend dazu geben. Manche niedergelassenen Ärzte versuchen, ihr Arznei-Budget so zu schonen. Das Vordatieren ist bekanntlich aber unzulässig. Sie kämen in Teufels Küche, falls Sie ein solches Rezept belieferten und der Amtsapotheker kassierte es.
Wie ist die Situation in Ihrer Apotheke? Reden Sie mit den Pappenheimern unter den Ärzten in Ihrer Nähe, wenn die auf diese Idee kommen? Berichten Sie der DAZ von Ihren Erfahrungen. In Nordrhein ist die KV informiert worden. Ihr Chef hat umgehend eine Klarstellung in der dortigen KV Zeitung angekündigt, das ist sehr begrüßenswert. Auch wenn die Knute des Arzneimittelbudgets mit der Haftung für die Ärzte aus deren Einkommen noch besteht - was bei einigen der Antrieb für das Vordatieren sein dürfte - bleibt diese Verschreibungspraxis unrechtmäßig.
Solche Hinweise rücken die Schattenseiten der Budgetpolitik ins Scheinwerferlicht. Budgets gehören abgeschafft und durch Intelligenteres ersetzt. Bleibt zu hoffen, dass die Bundesgesundheitsministerin das umsetzt. Angekündigt hat sie es, zuletzt in ihrem Rückblick auf die 100 Tage im Amt. Bisher gibt es wohlklingende Worte und etliche Ansätze, wir werden sehen, wie es weitergeht.
Schnell gehandelt hat Ulla Schmidt, als sie am Wochenende zum Runden Tisch am 7. Mai einlud. Hervorragend: Ein Apotheker ist dabei. Die Ministerin setzt auf den Dialog aller Beteiligten. Es ist schon erstaunlich, wie zielstrebig sie nach vorn marschiert. Der Ansatz, die unterschiedlichen Meinungen der Betroffenen einzubeziehen und so Politik zu gestalten, ist ja sehr vernünftig. Ihre Vorgängerin Andrea Fischer hatte es geschafft, in sehr kurzer Zeit die gesamte Branche gegen sich aufzubringen, da schienen große Schritte angesichts verhär- teter Fronten gar nicht mehr möglich.
Tatkräftig ist die Sozialdemokratin beim Streit um die Festbeträge vorgegangen. Da drohte unter der grünen Vorgängerin ein Entwurf in den Schubladen zu verschimmeln. Jetzt gibt es einen abgestimmten Kompromiss zwischen Ministerium, Industrie und gesetzlichen Krankenkassen. Das zähe Ringen um die Sparsumme von 650 Millionen Mark bei den Arzneikosten war allerdings denkwürdig. Wurde die Höhe womöglich ausgewürfelt? Von 1,4 Milliarden, 1,2 Milliarden, einer Milliarde bis hin zu 500 Millionen oder schlussendlich 650 Millionen Mark war einiges im Gespräch. Nun gibt es den Gesetzentwurf dazu, da lassen die Kassenvertreter ihre Muskeln spielen (siehe AZ Nr. 18). Auch hier laufen Gespräche, wir informieren Sie, sobald feststeht, ab wann bei den Festbeträgen abgeknapst wird. Das zieht den Umsatz in der Apotheke nach unten.
Cannabisprodukte als Arzneimittel - darüber wird außer in Fachzeitschriften wie der DAZ oft in Tagesmedien berichtet. Undifferenziert werden Cannabis-Arzneimittel auch schon mal als "Wundermittel" für alle möglichen schweren Erkrankungen dargestellt. Häufig geht das einher mit der Forderung der Legalisierung von Hanf. Das sind aber zwei Paar Schuhe, sagen die Bundesärztekammer (BÄK) und das Bundesgesundheitsministerium dazu. Ein Fazit lautet: Cannabis-Arzneimittel mit Dronabinol als dem Hauptwirkstoff von Hanf können auf Betäubungsmittelrezepten verschrieben werden, Apotheken können dies bereitstellen. Lesen Sie, was die Repräsentanten der BÄK und des Ministeriums dazu ausführen.
Ein bedeutsames Ereignis fand in Tübingen statt. Am 27. April würdigte die Fachwelt im Hörsaalzentrum der Universität das Lebenswerk eines "der ganz Großen" in der Pharmazie. 27 Jahre lang hatte Professor Hermann Philipp Theodor Ammon das Fach Pharmakologie an der Universität Tübingen gestaltet, nun ist er emeritiert. Mehr als 80 Doktoranden haben unter Ammons Betreuung ihren akademischen Grad erhalten, etliche von ihnen waren wie die Repräsentanten aus allen Bereichen der Pharmazie zur Feier gekommen. Der gebürtige Nürnberger, der parallel zur Pharmazie Medizin studierte, hat viele Ehrungen erhalten, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1999 ist nur eine davon.
Ob Lehre oder Einsatz für die Forschung - Ammon nahm sich auch Zeit für das Schreiben von Fachbüchern, Generationen von Pharmazie- und Medizinstudentinnen und Studenten, Pharmaziepraktikanten sowie Apotheker haben davon profitiert. Lesen Sie den Bericht über die Feier in dieser Ausgabe.
Susanne Imhoff-Hasse
Achtung: Vordatiert
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