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- DAZ 19/2001
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Die Seite 3
An dem in dieser Woche zum ersten Mal von Bundesgesundheitsministerin Schmidt einberufenen Runden Tisch ging es darum, mögliche anstehende Veränderungen in unserem Gesundheitswesen zu diskutieren. Der Runde Tisch soll alle am Gesundheitswesen Beteiligte zusammenbringen, um zukünftige Richtungen der Gesundheitspolitik auszuloten. Einer der Hauptpunkte des ersten Treffens war dabei unser heutiges System der Arzneimittelversorgung, das unter der Überschrift "Modernisierung der Arzneimittelversorgung" stand. - Moment mal, ist das nur eine unbedachte Formulierung, ein Arbeitstitel für eine Sitzung oder verbirgt sich dahinter schon Programm? Wenn Letzteres zuträfe, bedeutete dies, dass unsere heutige Arzneimittelversorgung als veraltet, als antiquiert angesehen wird? Heißt das etwa, dass man bereits mit der Absicht angetreten ist, unser System über den Haufen zu werfen?
Eine Arbeitsgruppe Gesundheit hat dem Bundesgesundheitsministerium weitreichende Vorschläge zur Änderung des Apothekengesetzes (ApoG) vorgelegt. Die Befugnisse von Klinikapotheken im ambulanten Bereich würden dadurch erheblich ausgeweitet. Die Arbeitsgruppe schlägt vor, bei der von Rot-Grün gewollten integrierten Versorgung öffentliche Apotheken und Klinikeinrichtungen gleichberechtigt einzubinden - über die Zytostatikaherstellung hinaus. Auch die Rückführung von Impfstoffen in die Apotheken-pflicht solle wieder gestrichen werden, so der Vorschlag.
Für mich zeugt das von Aktionismus: da soll nur "etwas" gemacht werden, das anders ist, das den Charakter des Neuen und Fortschrittlichen trägt, ohne sich zu vergegenwärtigen, wie leistungsfähig, sicher und modern unser heutiges System bereits ist. Diejenigen, die nach einer Modernisierung rufen, haben nicht die Veränderungen und den Wandel erkannt, den die Apotheken und damit auch die Arzneiversorgung in den letzten Jahren mitgemacht haben. Die Apotheke und das Arzneiversorgungssystem von 2001 ist bei weitem nicht mehr die Institution von beispielsweise 1970. Freilich, einige Veränderungen haben sich aufgrund politischer Einflüsse und Zwänge zum Sparen vollzogen, viele Umgestaltungen haben sich jedoch von innen heraus ergeben, aus der Verantwortung der Apothekerinnen und Apotheker heraus, der Bevölkerung eine zeitgemäße Arzneimittelversorgung anzubieten. Die Arzneimittelbeschaffung und Abgabe, die Logistik, ist weltweit vorbildlich, außerdem preiswert und sicher. Hinzugekommen sind ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot der Apotheke, verschiedene Dienstleistungen, der Aufbau einer pharmazeutischen Betreuung - und demnächst die Kompetenz in Klinischer Pharmazie. Wer will hier behaupten, die Apotheke und letztendlich damit auch die Arzneiversorgung habe sich nicht gewandelt und bedürfe einer Modernisierung?
Da sollten Politiker doch einmal genau hinschauen, übrigens auch auf unsere Zahlen, die die Abteilung Wirtschaft und Soziales der ABDA diese Woche in Berlin vorstellt. Sie belegen, dass die Apotheke, der Vertrieb der Arzneimittel über unser heutiges Apothekensystem kein Preistreiber im Gesundheitswesen ist. Die Preisentwicklung bei Arzneimitteln war im vergangenen Jahr wiederum moderat, die Lebenshaltungskosten sind, ausgehend vom Preisniveau des Jahres 1992, weit stärker gestiegen.
Stark gesunken ist seit 1978 die Handelsspanne der Apotheken, also der Wertschöpfungsanteil der Apotheken in der Arzneimittelversorgung: Er ist von 28,4% auf 20% zurückgegangen. Es ist Böswilligkeit, wenn man der Apotheke Preistreiberei vorwirft. Die Belastungen der Krankenversicherung kommen nicht vom Vertrieb der Arzneimittel. So muss man auch sehen, dass die Zuzahlungen gesenkt wurden, die Hälfte der über 500 Mio. Rezeptblätter sind von der Zuzahlung befreit. Und wer ausländische Systeme als Vorbild hinstellt, sollte auch da genau hinsehen: in Deutschland sind seit 1992 die Gesamtarzneimittelausgaben um 25% gestiegen, in den USA dagegen um 109% - und in diesem Land gibt es u. a. Versandhandel und Apothekenketten.
Werfen wir einen Blick nach Bayern: Dass es oft auf eine gute und zündende Idee ankommt, zeigt die Aktion eines Straubinger Apothekers, der eine ganze Stadt ins "Abnehm-Fieber" versetzt. Mit seiner Fasten-Aktion brachte er bereits viele Bürgerinnen und Bürger des bayerischen Städtchens dazu, abzuspecken. Sogar die Medien haben bereits über seine spektakuläre Aktion berichtet, die die Apotheke positiv ins Gespräch bringt. Lesen Sie unseren Bericht über die Straubinger Fasten-Aktion.
Peter Ditzel
Bilanz 2000: Die Apotheke ist modern, effizient und preisgünstig
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