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Service
S. WindArzneimittelinformationsdienst AMiD – S
Die Flut an neuen Informationen über Medikamente oder medikamentöse Therapien kann inzwischen auch von spezialisierten Fachleuten kaum mehr bewältigt werden. Die Aufgabe des Apothekers, Arzneimittelinformationen zu beschaffen, zu bewerten und den Bedürfnissen des Empfängers entsprechend bereitzustellen, erfordert komplexe Informationssysteme. Kompetente Unterstützung bei der Informationsbeschaffung und Informationsbewertung ist dringend erforderlich.
Idee und Ansatz
Dieses Szenario war Mitte 1997 einer der Hauptgründe für die gewählten Vertreter der Berliner Apothekerschaft, intensiv über den Aufbau einer Arzneimittelinformationsstelle in der Apothekerkammer Berlin nachzudenken. Nach ersten Überlegungen, diese in der Geschäftsstelle anzusiedeln, bildete man im Vorstand und in der Geschäftsführung die Meinung, für dieses Vorhaben auf die Suche nach geeigneten Kooperationspartnern zu gehen. Die Einbindung der auf dem Gebiet der Arzneimittelinformation sehr erfahrenen Krankenhausapotheken lag nahe.
Das Projekt wurde in einer Sitzung der Leiter der Berliner Krankenhausapotheken präsentiert und stieß auf großes Interesse. Die Vorteile dieser Kooperation liegen auf der Hand: Praxisnahe und verlässliche Informationen, Nutzung der bereits vorhandenen Infrastruktur, Medien und Erfahrungen sowie der kurze Draht zu den medizinischen Fachabteilungen.
Auf Einladung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe trafen sich Anfang November 1998 Vertreter aller Kammern, die bereits Arzneimittelinformationsstellen eingerichtet hatten, sowie interessierte Standesorganisationen zum Erfahrungsaustausch in Münster. Als Resümee wurde festgehalten, dass die regionalen Arzneimittelinformationsstellen der Apothekerkammern dazu beitragen, die Beratung zum Arzneimittel im Zuständigkeitsbereich der Apothekerschaft zu belassen.
Realisierung als Modellprojekt
Gemäß Beschluss der Delegiertenversammlung vom September 1997 war der Arzneimittelinformationsdienst zunächst nur als einjähriges Modellprojekt genehmigt. Innerhalb dieses einen Jahres gelang es den Kooperationspartnern und der Geschäftsführung, die hohen an AMiD gesetzten Ziele zu erreichen. So wurden zum einen Antworten auf spezielle Fragen im Beratungsalltag der Kollegen geliefert und damit die pharmazeutische Kompetenz der Berliner Apothekerinnen und Apotheker bei Ärzten und Patienten gestärkt.
Darüber hinaus konnte mit AMiD, trotz der sehr turbulenten gesundheitspolitischen Lage, eine kollegiale und sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhausapotheken und den öffentlichen Apotheken aufgebaut werden. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelte sich auch aufgrund der klaren Strukturen, der Transparenz und der Regularien von AMiD, die sowohl von den Anfragenden als auch von den Antwortenden eingehalten werden.
Etablierte Dienstleistung
Vor diesem Hintergrund und der guten Resonanz in der Kollegenschaft stand dem positiven Votum der Delegiertenversammlung nichts mehr im Wege. AMiD wurde also als Dienstleistung für alle Angehörigen der Apothekerkammer Berlin etabliert. Natürlich wird die Dienstleistung "Bereitstellung von Informationen rund um das Arzneimittel" für die Kollegenschaft ständig optimiert und weiterentwickelt.
Ein erster Schritt in diese Richtung war die Veröffentlichung von vier ausgewählten AMiD-Fragen und Antworten in jedem Rundschreiben. Die Seiten können aus dem Rundschreiben entnommen werden. Es wurden bereits 44 Fragen und Antworten publiziert. Ein Service, der übrigens zuerst von der Apothekerkammer Berlin und mittlerweile auch von zahlreichen anderen Kammern angeboten wird.
Ferner wird mit der Rubrik "Arzneimittelinformationsdienst" im Rundschreiben der Apothekerkammer Berlin wird Hilfe zur Selbsthilfe für den pharmazeutischen Alltag geboten. Durch die Zusammenstellung von erläuterten Literaturlisten, die Vorstellung von Institutionen mit zentraler Bedeutung für das Gesundheitswesen und mit der Besprechung von leicht verfügbaren Online-Informationsquellen kann jeder Kammerangehörige in jeder Situation das richtige Informationsmedium finden und nutzen.
Nutzung des AMiD
Wie können die Berliner Apothekerinnen und Apotheker den Arzneimittelinformationsdienst nutzen? Alle Angehörigen der Apothekerkammer Berlin können AMiD Fragen zu speziellen und komplexen Themen rund um das Arzneimittel stellen. Fragen, die mit der gängigen Fachliteratur und EDV in der Apotheke zu beantworten sind, werden allerdings nicht bearbeitet. Über 70% der an AMiD gerichteten Anfragen stammen von Ärzten und Patienten, die über die Apotheke vor Ort an den Arzneimittelinformationsdienst weitergeleitet werden. Direkte Anfragen dieser Personenkreise an AMiD werden nicht beantwortet.
Alle Anfragen werden schriftlich per Post oder per Fax unter Verwendung des in jedem Rundschreiben enthaltenen Formblattes an die Kooperationspartner der Apothekerkammer Berlin gerichtet. Um Missverständnisse zu vermeiden und eine exakte Dokumentation zu gewährleisten, ist die schriftliche Form erforderlich. Es werden keine telefonischen Anfragen entgegengenommen. Bei der Beantwortung wird vorausgesetzt, dass der Anfragende bereits gängige Informationsquellen, wie Beipackzettel, Rote Liste, PZ, Fach-Info, DAZ und ABDA-Datenbank, zu Rate gezogen hat. Die Anfragen werden von den Krankenhausapotheken grundsätzlich schriftlich beantwortet. Die Zufriedenheit der Anfragenden wird mit Hilfe eines Meinungsbogens erfasst. Der Meinungsbogen liegt der Antwort bei und ist an die Apothekerkammer Berlin zurückzusenden.
Von Oktober 1999 bis September 2000 wurden 250 Anfragen an AMiD gestellt (Abb. 1). Im Durchschnitt wurden 21 Anfragen pro Monat bearbeitet. 56% der Anfragen wurden von der Apotheke des Universitätsklinikums Benjamin Franklin, 39% von der Apotheke des Städtischen Krankenhauses Moabit gGmbH und 5% durch das Unfallkrankenhaus Berlin (erst seit Juni 2000 für AMiD tätig) beantwortet.
Über ein Drittel oder 34% der AMiD-Kontakte diente zur Beantwortung von ärztlichen Fragen an die Apotheke (Abb. 2). Bemerkenswert ist die große Zahl an öffentlichen Apotheken, die AMiD in Anspruch nahmen: In dem betrachteten Zeitraum von zwölf Monaten richteten 126 öffentliche Apotheken Fragen an AMiD. Dies entspricht über 14% aller öffentlichen Apotheken in Berlin.
Neben diesen statistischen Kenngrößen freuen wir uns besonders über die hohe Akzeptanz und Zufriedenheit mit AMiD. 41% der Anfragenden teilten uns ihre Meinung zu AMiD mit und sandten die Meinungsbögen an die Apothekerkammer Berlin zurück. Damit können repräsentative Aussagen zur Zufriedenheit gemacht werden (Abb. 3).
Nahezu alle beurteilten Antworten entsprachen in ihrem Inhalt (98%), Umfang (97%) und in der Umsetzbarkeit in die Praxis (96%) den Erwartungen der anfragenden Kolleginnen und Kollegen. Dieses Votum ist ein deutlicher Beweis für die hervorragende Qualität und das hohe Niveau der von den drei beteiligten Krankenhausapotheken gegebenen Informationen.
Ausblick
Die Zukunft von AMiD steht, wie so viele Dinge, unter dem Vorzeichen der angespannten Lage im Gesundheitswesen. Insbesondere die aktuelle Krankenhausplanung in Berlin führt dazu, dass sich die Bedingungen und die Ausrichtung der Berliner Krankenhäuser und damit auch der Krankenhausapotheken ständig ändern und weiterentwickeln. Um die Belastung der Krankenhausapotheken durch AMiD zu vermindern, wurde das AMiD-Team Mitte 2000 durch die Apotheke des Unfallkrankenhauses Berlin unter der Leitung von Dr. Jörg Brüggmann verstärkt. Es bleibt abzuwarten, ob die Verwaltungen der Krankenhäuser weiterhin das Engagement ihrer Apotheken tragen. Denn der Aufwand der drei Krankenhausapotheken für AMiD als Dienstleistung für die gesamte Berliner Apothekerschaft ist groß.
Diese Veränderung in der Struktur der Krankenhausapotheken waren für Dr. Jochen Kotwas, Leiter der Apotheke des Universitätsklinikums Benjamin Franklin, ein Grund, ab 1. März 2001 nicht mehr als Kooperationspartner von AMiD zur Verfügung zu stehen. Für Ersatz ist jedoch gesorgt: Als neuer Kooperationspartner wurde die Apotheke der Zentralklinik Emil von Behring gewonnen.
Im Namen der gesamten Berliner Apothekerschaft bedanken wir uns für die professionelle Zusammenarbeit mit dem Team der Apotheke des Universitätsklinikums Benjamin Franklin. Das eingebrachte Know-how und das große Engagement aller beteiligten Krankenhausapotheken war und ist der Garant für das hohe Niveau der Dienstleistung AMiD.
Kastentext: Chronologie des AMiD
März 1998: AMiD - der Arzneimittelinformationsdienst der Apothekerkammer Berlin stellt sich vor. Die Delegiertenversammlung stimmt mit überwältigender Mehrheit der Einrichtung eines Arzneimittelinformationsdienstes zu. Die für eine zwölfmonatige Modellphase erforderlichen finanziellen Mittel werden genehmigt. Im März 1998 wird das Modellprojekt AMiD und die Kooperationspartner, die Apotheke des Krankenhauses Moabit gGmbH sowie die Apotheke des Universitätsklinikums Benjamin Franklin der FU der Berliner Apothekerschaft vorgestellt. Zeitgleich nimmt der Informationsdienst seine Tätigkeit auf.
November 1998: Erster bundesweiter Erfahrungsaustausch in Sachen "Regionale Arzneimittelinformationsstellen". Es wird deutlich, dass die Apothekerkammer Berlin mit AMiD einen umgehend reagierenden Informationsdienst aufgebaut hat. Die gesuchten Arzneimittelinformationen werden auf hohem Niveau bereitgestellt. Erfahrungen und Vorlagen von AMiD wurden bei der Einrichtung von Informationsstellen in anderen Bundesländern übernommen.
Februar 1999: Von der Modellphase zur ständigen Einrichtung. Nach dem erfolgreichen Verlauf des befristeten Modellversuchs beschließt die Delegiertenversammlung in ihrer 25. Sitzung am 17. Februar 1999, AMiD als feste Dienstleistung für alle Kammerangehörigen fortzuführen.
Kastentext: Hilfsmittel für die Arzneimittelinformation
Arzneimittelinformationen für die pharmazeutische Praxis Teil I Basierend auf den Erfahrungen der an AMiD beteiligten Kooperationspartner wird allen Kolleginnen und Kollegen eine Liste von Informationsquellen und Publikationen mit übergeordneter Bedeutung für die pharmazeutische Praxis zur Verfügung gestellt. Sicher eine solide Grundlage für die Arzneimittelinformation in der öffentlichen Apotheke.
Arzneimittelinformationen für die pharmazeutische Praxis Teil II Als Fortsetzung wird eine Auswahl verschiedener Berliner Institutionen auf dem Gebiet der Information rund um die Gesundheit und das Arzneimittel präsentiert. Die Vorstellung des Robert Koch-Institutes (RKI), des Institutes für Tropenmedizin und des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) soll zu Transparenz auf dem Informationssektor beitragen.
ABDATA - aktuelle Arzneimittelinformationen für Apotheker und Ärzte Der aufgeklärte Patient braucht umfassend informierte Ansprechpartner. Darum werden bei ABDATA Pharma-Daten-Service alle relevanten verfügbaren pharmazeutischen und wirtschaftlichen Daten über Arzneimittel gesammelt, ausgewertet, strukturiert, aktualisiert und aufbereitet.
www.deutscher-apothekerverlag.de/DAZ und www.pharmazeutische-zeitung.de Die beiden großen pharmazeutischen Fachzeitschriften sind im Internet vertreten. Der Zugang zu den Seiten ist kostenlos. Mit Informationen über neue Arzneistoffe, einem umfangreichen Online-Archiv und täglichen Nachrichten bieten die Redaktionen eine sinnvolle Ergänzung zur Druckausgabe.
Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) Das DIMDI ist ein Institut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Zu seinen Kernaufgaben gehört es, der fachlich interessierten Öffentlichkeit die aktuellen Informationen aus dem gesamten Gebiet der Biowissenschaften einfach und schnell zugänglich zu machen. Ausgehend von den Schwerpunkten Gesundheitswesen und Medizin wurde das Informationsangebot stetig erweitert.
Kastentext: Management des AMiD
- Die Anfragen aus den Apotheke werden schriftlich mit Formular aus dem Rundschreiben und näheren Hintergrundinformationen gestellt.
- Die Apotheker der kooperierenden Krankenhausapotheken erarbeiten die Antworten.
- Alle Anfragen werden schriftlich beantwortet und in einer Datenbank detailliert dokumentiert.
- Die Zufriedenheit wird mit Hilfe der Meinungsbögen abgefragt. Jeder Negativbeurteilung wird unmittelbar nachgegangen, eine Klärung herbeigeführt und ggf. mit den Anfragenden Rücksprache gehalten.
- Es finden quartalsweise Sitzungen der AMiD-Beteiligten statt.
- Die eingegangenen Anfragen und gegebenen Antworten werden in der Kammergeschäftsstelle gesichtet und ausgewählte Beispiele im Rundschreiben veröffentlicht.
- Die umfangreiche EDV-Dokumentation wird allen AMiD-Beteiligten in Form einer Recherche-Datenbank zur Verfügung gestellt.
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