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Berichte
Geschichte: Botanik und Phytopharmaka
Das Kloster Maria Laach existiert seit etwa 900 Jahren. Es wurde vom Pfalzgrafen Heinrich gegründet. Auch wenn man, um das klösterliche Leben der Mönche nicht zu stören, nicht in das Innere des Klosters darf, erlaubte ein Film einen Blick hinter die Kulissen. Heute leben, so berichtet Gastpater Georg, 58 Mönche im Alter zwischen 25 und 100 Jahren im Kloster.
Otto Schmeil
Der Fachvortrag von Dr. Anette Schenk beschäftigte sich mit dem Leben und Werk Otto Schmeils. Dabei stand nicht die bei Pharmazeuten allgemein bekannte "Flora von Deutschland" im Mittelpunkt, sondern das überragende didaktische Werk Schmeils. Schmeil wurde 1860 als viertes von fünf Kindern in einer Volksschullehrerfamilie geboren. Er war fünf Jahre alt, als sein Vater starb, und wurde mit zehn Jahren im Waisenhaus der Franckeschen Stiftung in Halle untergebracht. Dies ermöglichte ihm den Besuch der Bürgerschule. Danach absolvierte er die Ausbildung zum Volksschullehrer.
1883 konnte Schmeil eine Stelle in Halle anzutreten. Hier nutzte er die Gelegenheit, sich wissenschaftlich fortzubilden, und beschäftigte sich mit Wasserkrebsen. Seine Arbeiten dazu wurden in der Fachwelt sehr beachtet und brachten ihm letztendlich – ohne dass er je eine universitäre Ausbildung durchlaufen hatte – den Professorentitel ein.
Gleichzeitig bemühte sich Schmeil um eine Verbesserung des naturkundlichen Unterrichts in Schulen. Als er 1894 an der Wilhelmstädter Volksschule als Rektor eingestellt wurde, lernte er dort Jost Fitschen kennen, mit dem er später das Bestimmungsbuch "Flora von Deutschland" herausgab. Zunächst aber konzentrierte er sich darauf, ein für alle Klassenstufen und Schularten passendes Unterrichtswerk für den Biologie-Unterricht zu entwickeln. Diese Schulbücher waren bis etwa 1935 Marktführer und erlebten nach dem zweiten Weltkrieg noch eine Renaissance, bevor sie mit den Schulreformen in den 70er-Jahren endgültig aus den Schulbibliotheken verschwanden. Die didaktische Leistung Schmeils lag in der Konzeption der Bücher: monographische Beschreibungen der Lebewesen mit Anatomie und Morphologie sowie Lebensumwelt. Schmeil starb 1943 in Heidelberg.
Cannabis
Über die Geschichte von Cannabis als Arzneimittel referierte Dr.Manfred Fankhauser. Er erläuterte zu Beginn die Botanik der Hanfpflanze Cannabis sativa. Wichtig für die Gewinnung von Haschisch sind die weiblichen Blütenstände, da sie das berauschende THC enthalten. Bereits vor 2000 Jahren wurde Haschisch als Medikament in einem chinesischen Heilbuch erwähnt. In Indien ist die Pflanze seit etwa 1000 v.Chr. bekannt und war um Christi Geburt auch in Afrika und Europa verbreitet, jedoch nicht als Rauschdroge, sondern als Faserpflanze und als Ölpflanze – das aus den Samen gepresste Öl ist THC-frei.
1839 veröffentlichte der in Indien stationierte irische Arzt William B.O'Shangnessy eine Studie über den Gebrauch von Cannabis indica in der dortigen Heilkunde. Darauf konnten sich Haschisch und THC in der Behandlung zahlreicher Erkrankungen durchsetzen. So gab es zwischen 1880 und 1900 mehr als 100 bekannte Spezialitäten, die Cannabis enthielten: vom Schlafmittel, gemischt mit Barbital oder Chloralhydrat (Promidia®), über Asthmamittel bis hin zu Hühneraugentinkturen. Zahlreiche medizinische und pharmakologische Abhandlungen zu Cannabis und Arzneistoffkombinationen mit Cannabis sind ebenfalls in dieser Zeit entstanden.
Nach und nach verdrängten moderne Medikamente Cannabis aus den traditionellen Anwendungen, zumal die Behandlung mit Cannabis oft nur auf eine Linderung der Symptome gerichtet war. Im Jahre 1951 wurde Cannabis in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz gestellt. Allerdings ist Cannabis als Medikament seit einigen Jahren wieder von erhöhtem Interesse.
Pflanzliche Gynäkologika
Iris Hübsch stellte das Braunschweiger Forschungsprojekt "Zur Geschichte pflanzlicher Arzneimittel in Gynäkologie und Geburtshilfe" vor. Dieses vom Land Niedersachsen geförderte Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, in alten Kräuterbüchern, der Hausväterliteratur und anderen Schriften aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert Arzneipflanzen, die als Gynäkologika im Einsatz waren, zu erfassen. Gleichzeitig werden mit heutigen analytischen Methoden die Inhaltsstoffe dieser Pflanzen herausgefiltert. Mit diesen Ergebnissen aus dem Labor soll dann die Wirksamkeit der Medikamente aus früherer Zeit beurteilt werden. Auf die Abschlussergebnisse darf man gespannt sein.
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