Pharmaceutical Care

K. LenneckeMöchten Sie diese Therapie durchführen

Seit Anbeginn der Menschheit sind Menschen auf der Suche nach Heilmitteln, die Schmerzen lindern, Wunden heilen lassen und Wohlergehen versprechen. Gefunden wurde vieles, zum Beispiel das "Universal-Spezifikum" des Baders aus dem Roman "Der Medicus" von Noah Gordon. Wenn einem so viel Gesundheit versprochen wird - sollte es dann nicht selbstverständlich sein für jeden Patienten, diese Medizin vom Heilkundigen dankbar anzunehmen und auch regelmäßig anzuwenden, um in den Genuss der Wirkung zu kommen?

Nun, das "Universal-Spezifikum" des Baders verkauft sich, wie wir weiterlesen können, so gut, dass der Bader ausgiebig speisen und angenehm leben kann. Ob dieses Mittel geholfen hat, können wir nicht sagen. Wir wissen noch nicht einmal, ob seine Patienten dieses Mittel überhaupt angewendet haben.

Compliance in der Arzneitherapie, so nennt man das Ausmaß, in dem das Verhalten des Patienten bezüglich der Einnahme seines Medikaments mit dem medizinischen Rat übereinstimmt (s. Definition). Non-Compliance bedeutet, dass der Patient von der verordneten Therapie abweicht. Schon im antiken Griechenland wird an der Compliance der Patienten gezweifelt. Hippokrates (ca. 460 - ca. 375 v. Chr.) wird folgende Aussage zugeschrieben: "Der Arzt soll sich immer bewusst sein, dass Patienten lügen, wenn sie behaupten, dass sie eine bestimmte Medizin eingenommen haben." Non-Compliance war also bekannt - war sie deshalb auch (schon immer) ein Problem?

Arzneimittel mit zweifelhaftem Nutzen

Zu Zeiten von Hippokrates wurden Vorgänge im gesunden und im kranken Organismus mithilfe der Humorallehre erklärt. Danach existiert ein Organismus im Wechselspiel aus vier Säften, die jeweils den vier Elementen und entsprechenden Primärqualitäten zugeordnet werden können: Blut ist (wie Luft) warm - feucht, Schleim (wie Wasser) kalt - feucht, gelbe Galle (wie Feuer) warm - trocken und schwarze Galle (wie Erde) kalt - trocken. Die Krankheitsdiagnose beschränkte sich beim damaligen Kenntnisstand auf die Feststellung der vom Patienten geäußerten Beschwerden und der genauen Beobachtung des Kranken, um die "Primärqualitäten" der Krankheit zu ermitteln. Fühlte sich der Patient feucht und kalt an, so litt er an einem Überschuss von Schleim; fühlte er sich feucht und heiß an, galt als Krankheitsursache der Überschuss von Blut.

Hauptaufgabe des Arztes war es, die Selbstheilungstendenz des Körpers zu unterstützen, indem er in das Gleichgewicht der Körpersäfte eingriff; dabei war die Arzneitherapie nur eine der drei Säulen der hippokratischen Medizin (s. Grafik). Die Vorstellung bestand darin, "krankhafte Säfte" durch Aderlass, Schröpfen, schweißtreibende, abführende, harntreibende und Erbrechen hervorrufende Mittel abzuleiten. Diese Vorstellung war die Grundlage aller abendländischen Krankheitslehren von der Antike bis ins 17. Jahrhundert und war auch danach noch einflussreich. Sogar im Vademecum für Pharmazeuten von 1969 werden aufgeführt:

  • Liquor Kalii arsenicosi (Fowlersche Lösung) als Stärkungsmittel für Kinder,
  • Kalomel als Laxans, Cholagogum und Diuretikum,
  • Liquor Plumbi subacetici (Bleiessig) als Adstringens in Salben, Linimenten und Augentropfen,
  • Phenol als Bestandteil von Salben. Non-Compliance war vielleicht auch bei der Anwendung dieser Mittel weit verbreitet. War das ein Problem? Nein, denn dieses Vermeidungsverhalten erscheint im Nachhinein vernünftig und eher gesundheitsfördernd als schädlich.

    Moderne Arzneitherapie - Arzneimittel mit nachgewiesenem Nutzen

    Anfang des 20. Jahrhunderts führte Ehrlich Salvarsan als eines der ersten synthetischen Specifica in die Therapie der Syphilis ein. Es folgten 1932 die Sulfonamide durch Domagk und 1940 Penicillin durch Fleming. Zum ersten Mal standen den Medizinern Arzneimittel zur Verfügung, die mit fast 100%iger Sicherheit gegen bestimmte Krankheiten helfen, die mit fast ebenso hoher Wahrscheinlichkeit unbehandelt zum Tod führten.

    Noch jünger sind die Herz-Kreislauf-Therapeutika. 1963 wurde Propranolol als erster Betablocker in die Therapie der Hypertonie eingeführt. Weiterentwicklungen führten z. B. 1986 zu Bisoprolol und 1991 zu Carvedilol, die heute noch in der Verordnung sind. Mit den AT(II)-Rezeptorantagonisten ist 1995 schließlich noch eine neue Wirkstoffgruppe in die Verordnung gelangt, die die Therapierichtlinien erneut verändern wird.

    Ähnliches gilt für fast alle anderen Indikationen von Arzneimitteln: Die ersten wirksamen Therapieprinzipien wurden zumeist Anfang oder Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckt und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weiterentwickelt. Das bedeutet für die Arzneitherapie generell: Kaum eine Therapie ist älter als 50 Jahre, die meisten Behandlungsmethoden und -möglichkeiten haben sich auch noch in den letzten 20 Jahren grundlegend geändert (s. Tab. 1).

    Wie ist die Wirksamkeit dieser neuen Arzneien einzuschätzen? Bei der Verwendung von Antibiotika liegt der Nutzen in den meisten Fällen auf der Hand. Während unbehandelte Fälle von Wundinfektionen im 2. Weltkrieg fast immer zum Tod geführt haben, sind die mit Penicillin behandelten Patienten wieder genesen. Während Scharlach vor 50 Jahren noch eine lebensgefährliche Krankheit darstellte, kann durch den Einsatz von Antibiotika die Gefahr gebannt werden. Der richtige Einsatz von Antibiotika bringt fast zu 100% Genesung und Gesundheit, während ohne Antibiotika langwierige, schwere, häufig tödliche Krankheitsverläufe zu erwarten sind.

    Bei Analgetika ist die Wirksamkeit ebenso offensichtlich. Bei Einnahme einer ausreichenden Dosierung eines Analgetikums werden die Schmerzen gemildert oder ganz genommen. Die Lebensqualität wächst. Der Patient erfährt einen großen Nutzen. Die Wirksamkeit von Herz-Kreislauf-Therapeutika besteht darin, Gesundheitsrisiken zu minimieren. Antihypertonika z. B. senken das Risiko eines Herzinfarkts oder das Todesrisiko aufgrund von kardiovaskulären Ursachen. Auch hier scheint der Nutzen offensichtlich zu sein.

    Non-Compliance - bei moderner Arzneitherapie kein Problem?

    Die moderne Arzneitherapie verlängert und verbessert zweifellos unser Leben. Jetzt sollte Non-Compliance kein Problem mehr sein - oder doch? Das Problem "Compliance" ist vielschichtig und unübersichtlich geworden. Genaue Einnahmeregeln und Dosierschemata sind schwieriger zu befolgen als die Verordnung einer einmaligen Einnahme. Die Anwendung verschiedener spezieller Arzneiformen, wie z. B. Zerbeißkapseln, Sublingualtabletten, Retarddragees, Dosiersprays, Dosieraerosole, Pulverinhalatoren, können den Patienten verunsichern.

    Die Frage nach der Compliance spaltet sich auf in zahlreiche Aspekte:

  • Wie oft wurde das Arzneimittel angewendet?
  • In welcher Dosierung?
  • Wann, d. h. zu welcher Tageszeit und in welchem Abstand zu den Mahlzeiten?
  • Wie wurde es angewendet; entspricht die Anwendung der speziellen Arzneiform?
  • Wie lange wurde die Therapie durchgehalten?

    Eine eindeutige Compliancemessung ist im Therapiealltag enorm aufwendig und deshalb nahezu unmöglich. Ein Patient müsste rund um die Uhr beobachtet werden, um jeweils Einnahmemengen, Einnahmezeitpunkte und Abstand zu den Mahlzeiten festzuhalten. In den meisten Untersuchungen zur Compliance beschränkt man sich auf eine sog. Arzneimittelschwundmessung ("Pill Count"). Zu Beginn wird eine genau abgemessene Menge an Tabletten ausgegeben, zu verschiedenen Zeiten wird überprüft, wie viele Tabletten noch vorhanden sind, und der beobachtete Arzneimittelschwund mit dem theoretischen Verbrauch verglichen. Die auf die Weise ermittelte Compliancerate gibt einen groben Hinweis auf die Compliance des Patienten, sie sagt jedoch nichts über das tatsächliche Einnahmeverhalten aus. Eine 50%ige Compliance wird ermittelt bei einem Patienten, der gezielt seine Dosierung halbiert hat, der seine Behandlung nach der Hälfte der Zeit abgebrochen hat oder seine Arzneimitteleinnahme dem Zufall überlassen hat (s. Abb. 1).

    Complianceraten im therapeutischen Alltag

    Der Patient verlässt mit einem Rezept die Arztpraxis. Ohne lange darüber nachzudenken gehen wir davon aus, dass er damit in die Apotheke kommt, um es gegen sein Arzneimittel einzulösen. Doch längst nicht jeder Patient erscheint in der Apotheke: nach verschiedenen Studien wird geschätzt, dass 20% aller Rezepte nie eingelöst werden. Man spricht hier von primärer Non-Compliance.

    Der größte Teil der Patienten geht jedoch in die Apotheke und holt sich die entsprechenden Medikamente ab. Die Patienten gehen hoffentlich informiert und gut beraten mit ihrem Arzneimittel nach Hause, aber nicht alle denken daran, sofort mit der verordneten Therapie zu beginnen: ca. 30% aller Patienten, die ihre Medikamente zur Verfügung haben, wenden diese gar nicht an. Sie verhalten sich total non-compliant gleich zu Beginn der Therapie (sekundäre Non-Compliance).

    Immerhin 60% aller abgeholten Arzneimittel werden zu Therapiebeginn noch verordnungsgemäß verwendet. Diese Therapietreue hält jedoch nicht immer solange wie verordnet an: Weitere 30% der Patienten brechen ihre Therapie vorzeitig ab oder verhalten sich partiell non-compliant. Das heißt, nur ein Drittel aller Medikamente, die in der Apotheke ausgegeben werden, werden mit ausreichender Compliance über die verordnete Dauer angewendet (s. Abb. 2).

    In Untersuchungen zur Non-Compliance wird das Ausmaß deutlich; die Zahlen lassen sich auf fast alle Indikationen übertragen [5]:

  • 50% aller Hypertoniker nehmen ihre Arzneimittel nicht regelmäßig ein.
  • 40% aller Hypertoniker verwenden eine zu niedrige Dosierung.
  • 37% aller insulinpflichtigen Diabetiker ziehen eine falsche Insulinmenge auf.
  • 54% aller Asthmatiker koordinieren das Auslösen des Ventils ihres Dosieraerosols nicht mit dem Einatmen.

    Folgen der Non-Compliance

    Was sind die Folgen der Non-Compliance? Aus medizinischer Sicht bedeutet das Verhalten des Patienten zunächst einmal eine Verzögerung seiner Heilung oder eine Verlängerung des schlechten Gesundheitszustands. Als Folge davon ergeben sich verlängerte Arbeitsunfähigkeitszeiten, eventuell Krankenhauseinweisungen, in einigen Fällen lebenslange Behinderungen und Pflegebedürftigkeit. Die nicht angewendeten Arzneimittel werden unverbraucht vernichtet. In jeder Apotheke ist das Problem des Arzneimülls bekannt. Der Umfang der unverbrauchten Arzneimittel hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre ungefähr verdoppelt [1]. Als Reaktion auf das Versagen der Therapie startet der Arzt eventuell wiederholt neue Therapieversuche und erweitert die Diagnostik.

    Die Kosten der Non-Compliance setzen sich wie folgt zusammen:

    Kosten vermeidbarer Krankenhauseinweisungen + Kosten vermeidbarer Pflegeleistungen + Kosten zusätzlicher Arztbesuche + Kosten von Notfalleinweisungen + Kosten nicht eingenommener Medikamente + indirekte Kosten, z. B. Verlust an Produktivität bzw. an Arbeitseinkommen.

    Alles das verursacht vermeidbare Kosten in Milliardenhöhe (s. Tab. 2). Nur im Extremfall erkennt der Patient einen Zusammenhang zwischen seiner Therapieverweigerung und seinem Gesundheitszustand. Er nimmt die Krankheitssymptome nur selten wahr oder erklärt eine Veränderung seiner Beschwerden mit ganz persönlichen Argumenten, wie z. B. Aufregung, Stress, Nahrung, Veranlagung, Bestrafung.

    Fazit: Non-Compliance ist ein Problem!

    Wirksame Arzneimittel stehen zur Verfügung. Trotzdem verhalten sich Patienten zu etwa 50% non-compliant. Durch ihre Non-Compliance schaden die Patienten ihrer Gesundheit und dem Gesundheitssystem; es entsteht ein großer volkswirtschaftlicher Schaden.

    Ursachen von Non-Compliance

    Was sind die Ursachen für Non-Compliance? Man kann generell vier Faktoren unterscheiden: Krankheit, Therapie, die Beziehung zum Arzt bzw. Apotheker und den Patienten selbst (s. Abb. 3). Die Krankheit spielt selbstverständlich eine Rolle für das Ausmaß der Compliance. Patienten lassen sich schlecht zu einer Arzneitherapie motivieren, wenn sie keine Beschwerden spüren, wie z. B. bei Hypertonie oder Fettstoffwechselstörungen. Patienten sollten jedoch eine deutlich höhere Bereitschaft zur Therapietreue mitbringen, wenn ihre Krankheit einen Leidensdruck erzeugt und das Aussetzen der Therapie lebensbedrohliche Symptome verursacht. Aber selbst bei der Behandlung chronischer Schmerzen, von Asthma bronchiale oder bei der Immunsuppression nach Transplantationen verhalten sich Patienten non-compliant.

    Ausschlaggebend für die Compliance ist weniger die Krankheit selbst, als das Krankheitsverständnis des Patienten. Menschen ohne Beschwerden werden sich meist als "gesund" bezeichnen. Leichte Beschwerden können sie lange ignorieren, ohne auf die Idee zu kommen, sich eine ärztliche Diagnose einzuholen und einer Therapie zu unterziehen. Menschen sind in der Lage, selbst schwere Beschwerden zu verdrängen und eine Behandlung abzulehnen oder eine Nicht-Behandlung zu akzeptieren. Diese Menschen werden Krankheiten ohne Beschwerden, wie z. B. Hypertonie oder Fettstoffwechselstörungen, nicht behandeln wollen. Falls eine ärztliche Diagnose vorliegt, werden diese Menschen sie anzweifeln oder einfach ignorieren. Die Arzneitherapie wird nicht eingehalten. Die Verminderung eines Risikos einer potenziellen Krankheit - auch einer potenziellen Todesursache - ist nichts, was der Patient bei der Einnahme des Arzneimittels spürt.

    Ein typisches Beispiel ist das Rauchen und die damit verbundenen Risiken eines Bronchialkarzinoms. Jeder (abgewöhnungsunwillige) Raucher kann mindestens einen langjährigen Raucher nennen, der ohne Einschränkung seiner Gesundheit über 90 Jahre alt geworden ist, und gleichzeitig mindestens einen Menschen, der sich sein Leben lang gesund ernährt hat und Nichtraucher war und trotzdem früh gestorben ist. Ähnliches gilt jedoch auch für Krankheiten mit stärkeren Beschwerden. Menschen sind in der Lage, Schmerzen zu verdrängen, sich an Beschwerden zu gewöhnen und auch in solchen Fällen eine Behandlung zu verweigern.

    Umgekehrt gibt es empfindliche Menschen, die ständig in sich hineinspüren. Sie erleben leichte Veränderungen ihrer Körperempfindungen als krankhaft. Sie holen ärztlichen Rat ein, um durch die Diagnose des Arztes, gesund zu sein, doch weiter beunruhigt zu werden. Diese Menschen sind bereit, Therapien durchzuführen, auch wenn keine medizinische Indikation vorliegt. Sie benutzen missbräuchlich Medikamente, laufen von Behandlung zu Behandlung auf der Suche nach der "ernsten" Diagnose, derer sie sich sicher sind, und scheuen auch vor - unnötigen - Operationen nicht zurück. Während also medizinisch gesunde Menschen Arzneimittel unnötigerweise und manchmal missbräuchlich einnehmen, verweigern medizinisch kranke Patienten ihre Therapie.

    Die Therapie sollte so einfach wie möglich sein, um eine optimale Compliance zu erreichen. Eine einmalige Einnahme scheint hier am sichersten zu sein. Sobald die Therapie über längere Zeit durchgeführt werden muss, lässt die Compliance des Patienten nach. Dieser Effekt verstärkt sich, sobald mehrere Arzneimittel mehrmals täglich eingenommen bzw. angewendet werden sollen. Das Dosierungsintervall und die Anzahl der einzunehmenden Arzneimittel hängt von der individuellen Therapie ab und lässt sich nur eingeschränkt verändern. Durch Einsatz von Depotpräparaten und Kombinationsarzneimitteln kann jedoch versucht werden, den Therapieplan möglichst gut an die Bedürfnisse des Patienten anzupassen.

    Besonders schwierige Situationen entstehen, wenn Patienten bei mehreren Ärzten gleichzeitig in Behandlung sind, von diesen Ärzten jeweils mehrere Medikamente regelmäßig verschrieben bekommen und zusätzlich noch Selbstmedikation betreiben. Unter diesen Bedingungen werden Arzneimittel nur noch zufällig richtig und regelmäßig angewendet. Die Patienten können nur selten entscheiden, welche Medikamente vorrangig eingenommen werden sollten und welche nach Bedarf. Zudem sind hier Doppelverordnungen, Arzneimittelwechselwirkungen und -nebenwirkungen wahrscheinlich. Um Schaden abzuwenden und eine effektive Therapie mit ausreichender Compliance zu erreichen, ist hier der Therapieplan unter enger Kontrolle zu straffen.

    Der Wunsch nach Selbstbestimmung

    Fragt man die Patienten selbst, warum sie ihre Arzneimittel gar nicht erst aus der Apotheke geholt haben oder warum sie ihre Arzneimittel schließlich nicht angewendet haben, so ergibt sich ein auffälliges Ergebnis: Abweichungen vom verordneten Therapieschema sind nur selten zufällig, sondern meist bewusste und eigenverantwortliche Entscheidungen des Patienten - auf Kosten des Gesundheitssystems, zu Lasten der Krankenkassen.

    Patienten nennen hauptsächlich Gründe, die belegen, dass sie die Therapie an sich anzweifeln [5]:

  • "Ich will das Medikament nicht nehmen."
  • "Ich brauche das Medikament nicht."
  • "Ich dachte, es würde nicht helfen."
  • "Ich habe Bedenken wegen der Nebenwirkungen."
  • "Ich habe etwas gelesen oder gehört, was mich verunsichert hat." In diesen Formulierungen erkennt man Zweifel an der ärztlichen Diagnose und der durchzuführenden Therapie, ein tiefes Misstrauen gegenüber unserem Versorgungssystem als Ganzes und den Wunsch nach Selbstbestimmung. Die Folge davon ist Non-Compliance als eine Art Trotzreaktion.

    Machen wir uns deutlich, wie ein typischer Arztbesuch im Alltag aussieht: Ein Patient kommt mit unklaren, leichten Beschwerden. Der Arzt erhebt eine Anamnese, stellt eine Diagnose und empfiehlt ihm eine Therapie, häufig eine Arzneitherapie. Der Arzt geht davon aus, dass der Patient, der mit einem medizinischen Problem zu ihm kommt, auf jeden Fall eine Behandlung wünscht - sonst wäre er gar nicht gekommen. Der Patient erlebt dieselbe Situation anders. Er hat seit längerer Zeit leichte Beschwerden. Er hat auch eine Idee, woher diese Beschwerden kommen. Er weiß genau, wann die Beschwerden auftreten und wann es ihm gut geht. Wahrscheinlich hat er schon einen Selbstbehandlungsversuch hinter sich. Aber die Beschwerden haben angehalten und er beginnt sich Sorgen zu machen, dass es sich um etwas "Ernstes" handeln könnte. Deshalb geht er jetzt doch einmal damit zum Arzt. Er erwartet vom Arzt ein Gespräch über seine Ängste und Sorgen und die Bestätigung, dass er keine schwere Krankheit hat und deshalb auch keine Behandlung benötigt. Stattdessen folgt eine gezielte Befragung zur Anamneseerhebung, in der der Patient seine Beobachtungen und Krankheitstheorien nicht erzählen kann. Schließlich wird der Patient mit einem Rezept in der Hand entlassen, ohne dass ihm eine konkrete Diagnose genannt worden wäre oder ein Hinweis gegeben worden wäre, wie der Arzt seine Beschwerden einschätzt. Das verordnete Arzneimittel holt er sich zwar aus der Apotheke, um aus dem Beipackzettel vielleicht die Diagnose herauszulesen. Nach dem Studium der möglichen Nebenwirkungen stellt er sein Medikament jedoch zur Seite und nimmt es nie ein.

    Statt beruhigt zu sein, macht sich der Patient nun mehr Sorgen als vorher. Nach zwei Wochen besucht er den Arzt noch einmal, der stellt ihm ein weiteres Rezept aus über ein anderes Medikament. Auch das holt sich der Patient zwar aus der Apotheke. Er hat vor, es einzunehmen, falls es ihm mal schlechter geht.

    Beruhigt ist der Patient jedoch nicht. Im nächsten Quartal holt er sich eine zweite ärztliche Meinung ein. Vielleicht landet er schließlich bei einem Heilpraktiker, bei dem er sich verstanden fühlt. Wahrscheinlich verschwinden die Beschwerden nach einiger Zeit von selbst. Bei einem solchen Ablauf werden unnötig Kosten produziert: Der Patient geht mit leichten Beschwerden wiederholt zum Arzt und er holt sich mehrere Arzneimittel, die er alle nicht einnimmt. Er ist sich dabei nicht bewusst, welche Kosten er produziert.

    Dass Patienten nicht daran denken, dass die ärztliche Diagnosestellung und Beratung Kosten verursacht, zeigt sich auch, wenn Patienten in der Apotheke die Preise der Medikamente mit der Zuzahlung vergleichen:

  • "Ich muss das Arzneimittel ganz selbst bezahlen? Wieso bezahle ich dann überhaupt meine Krankenversicherung?"
  • Ein Patient war wegen starker Erkältungsbeschwerden bei einem Vertretungsarzt. Da er keine Krankenversichertenkarte vorlegen konnte, hatte ihm der Arzt ein Privatrezept ausgestellt. In der Apotheke bezahlt er 7,99 DM für sein Arzneimittel. Der Mann wundert sich: "Wenn ich das Medikament sowieso ganz bezahlen muss, ist doch gleich, ob ich ein Kassenrezept oder ein Privatrezept bringe. Also brauche ich doch auch dem Arzt meine Versichertenkarte nicht mehr vorzulegen."

    Noch größere Probleme wirft eine Diagnose auf, wenn die Krankheit keine Beschwerden und damit keinen Leidensdruck verursacht. Wird der Patient schließlich mit einem Rezept in der Hand entlassen, ist es fraglich, ob der Patient die verordnete Therapie überhaupt beginnt. Er hatte nie das Gefühl, krank zu sein. Der Patient kann die Notwendigkeit einer Behandlung nicht einschätzen, und es wird nicht versucht, ihn in die Therapieentscheidung mit einzubeziehen. Möglicherweise glaubt er, die Behandlung würde nur begonnen, um ihn als Patienten an die Praxis zu binden, damit der Arzt "seinen Fall" abrechnen kann und auch noch der Apotheker etwas an ihm verdient.

    Möchten Sie diese Therapie durchführen oder nicht?

    Bislang gilt, dass nach jeder Diagnosestellung eine Therapie erfolgt. Patienten erwarten immer noch nach jedem Arztbesuch ein Rezept, Ärzte lassen sich darauf ein. Arzneimittel werden verordnet, aus der Apotheke abgeholt und doch nie eingenommen. Ein Umdenken ist erforderlich: Nach der Diagnosestellung folgt nicht automatisch eine Therapie. Jeder Patient, der eine Therapie beginnt, sollte sich aktiv für eine Therapie entscheiden müssen, es darf keine passive Folge eines Arztbesuchs sein.

    Dafür braucht der Patient vor Therapiebeginn Informationen über

  • Schwere der Krankheit,
  • Nutzen der Therapie,
  • Art und Dauer der Therapie,
  • Wirkung und Nebenwirkung ihrer Arzneimittel,
  • Art der Anwendung, Zeitpunkt der Einnahme,
  • Mögliche Risiken und Folgen der Nichtbehandlung Diese Informationen geben dem Patienten die Möglichkeit, zu entscheiden, ob er die Arzneitherapie überhaupt beginnen möchte oder nicht. Der Patient sollte hier auch über die Kosten der Therapie informiert werden, um bewerten zu können, ob sie ihm das wert ist oder nicht. Arzneimittelkosten und auch Arztrechnungen sind offenzulegen, Patienten sollten direkt an den Kosten beteiligt werden, damit sie auch hier Verantwortung übernehmen.

    Vor Therapiebeginn könnte ein Behandlungsvertrag aufgesetzt werden, in dem der Patient sich bereit erklärt bzw. verpflichtet, seine Krankheit zu behandeln. Im anderen Fall könnte der Patient beim Arzt eine Erklärung unterschreiben, dass er eine konsequente Behandlung nach medizinischen Richtlinien ablehnt.

    Eine solche Erklärung könnte die Voraussetzung sein für eine Behandlung zulasten der gesetzlichen Krankenkassen. Patienten leben bislang in dem Glauben, jede Therapie - so auch evtl. die ineffektive, unsachgemäße Therapie, die non-compliant durchgeführt wird - stünde ihnen zu. Was ihnen zusteht, ist eine sinnvolle konsequente Therapie, nicht aber eine unregelmäßige Arzneimitteleinnahme, die keinem Therapieschema folgt und somit zu keiner Verbesserung des Gesundheitszustands führt.

    Für die Behandlung banaler Beschwerden gilt die Tatsache, dass eine Behandlung tatsächlich nur selten notwendig ist. Die Beschwerden verschwinden auch ohne Behandlung. Patienten sollten keine teuren Plazebos erhalten, sondern ehrliche Informationen über die Notwendigkeit einer Therapie. Für die Behandlung von Krankheiten wie Diabetes (Typ 2) oder Fettstoffwechselstörungen ist die Arzneimitteltherapie nur zweitrangig. Der wichtigste Behandlungsansatz besteht in einer Änderung der Lebensweise des Patienten.

    Man muss sich fragen, ob Patienten, die nicht bereit sind, ihre Ernährungsweise umzustellen, die Arzneimitteltherapie einhalten werden. Ist eine Arzneimitteltherapie unter diesen Voraussetzungen überhaupt sinnvoll? Können wir es uns leisten, Zivilisationskrankheiten mit teuren Arzneimitteln zu behandeln, wenn der Patient keine Anzeichen einer ausreichenden Krankheitseinsicht erkennen lässt?

    Das heißt, auch bei Krankheiten, die nach medizinischen Gesichtspunkten behandlungspflichtig sind, muss zunächst die Bereitschaft zur Therapiemitarbeit geschaffen und das Einverständnis des Patienten eingeholt werden. Viele Hypertoniker sehen den Nutzen ihrer Behandlung auch nach ausgiebigen Beratungsgesprächen nicht ein. Diese Menschen sollten nach eigener Entscheidung keine Arzneimittel verordnet bekommen, damit die verschriebenen Arzneimittel nicht ungenutzt in deren Schränken herumliegen.

  • Eine antihypertensive Therapie, die für ein paar Wochen durchgehalten wird, dann aber wieder unterbrochen wird, birgt bei Absetzen der Medikamente das Risiko einer hypertensiven Krise, die im akuten Fall zur Notfallaufnahme ins Krankenhaus führen kann.
  • Eine Asthmatherapie, bei der die chronische Cortisoninhalation unterbrochen wird, kann zu einer Exazerbation des Asthma führen und auch hier zu einer Notfalleinweisung in die Klinik. Als Ergänzung zum schriftlichen Behandlungsvertrag ist zu überlegen, wie der Patient durch eine Änderung der Zuzahlungsregelung dazu gebracht werden kann, verantwortungsvoll mit seinen Arzneimitteln umzugehen.

    Unsere bisherige Zuzahlungsregelung hat zur Folge, dass Patienten sich mit Großpackungen eindecken, weil der hier anfallende Rezeptanteil günstiger ist als bei den kleinen Packungen. Alternativen hierfür sind Zuzahlungen, die entsprechend der Packungsgröße proportional mitwachsen, z. B. 20 Tabl. (N1) 3 DM, 50 Tabl. (N2) 7,50 DM, 100 Tabl. (N3) 15 DM, oder eine Zuzahlung, die prozentual vom Verkaufspreis abhängt, z. B. 10%.

    Am effektivsten wäre sicherlich eine Privatabrechnung aller Arzt- und Arzneimittelkosten mit dem Patienten, mit nachfolgender Kostenerstattung durch die Krankenkassen und prozentualer Beteiligung des Patienten. In dem Fall ist dem Patienten (schmerzhaft) bewusst, wie viel Kosten er durch Arztbesuche und Arzneimittel verursacht und dass es an ihm liegt, mit den ihm zur Verfügung stehenden Medikamenten sinnvoll umzugehen.

    Complianceförderung durch Therapiebetreuung

    Wenn sich ein Patient schließlich unter diesen Bedingungen für eine Therapie entscheidet, reicht es nicht aus, ihn regelmäßig mit Arzneimitteln zu versorgen, sondern er sollte Anspruch haben auf eine konsequente Therapiebetreuung (s. Abb. 4). Er braucht Information zu

  • Wirkung der Arzneimittel und Nutzen der Anwendung,
  • Einnahme, Anwendung je nach Arzneiform,
  • Dosierung und Häufigkeit der Anwendung,
  • Wirkungseintritt,
  • Dauer der Therapie,
  • Kontrolle des Behandlungserfolgs,
  • Unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Wechselwirkungen. Diese Informationen braucht er bereits bei der Erstverordnung, um Anwendungsfehler möglichst zu vermeiden. Er braucht jedoch Information und Beratung nicht nur zu Beginn seiner Therapie, sondern im gesamten Therapieverlauf. Denn im regelmäßigen Umgang mit seinen Arzneimitteln treten zwangsläufig Probleme auf, wie z. B. Vergesslichkeit im Alltag, wachsende Bequemlichkeit, immer wiederkehrende Zweifel am Nutzen und an der Notwendigkeit der Therapie nach aktuellen Zeitungs- und Fernsehberichten bis hin zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen im Verlauf der Therapie. Um solche therapiebezogenen Probleme möglichst frühzeitig aufzudecken und zu lösen, wird eine konsequente Verlaufskontrolle durch den Arzt und Apotheker notwendig. Die gesamte Medikation und der Therapieverlauf sollten enger überwacht werden. Dafür bietet sich die Pharmazeutische Betreuung an. Mithilfe eines vom Apotheker erstellten Medikationsprofils (s. Abb. 5) kann eine mögliche Non-Compliance des Patienten, wie Dosierungsänderungen oder Absetzen der Medikation, frühzeitig erkannt werden. In regelmäßigen Beratungsgesprächen kann der Apotheker gemeinsam mit dem Patienten dessen therapiebezogene Probleme zeitnah besprechen, Ursachen aufdecken und nach Lösungen suchen. Der Patient lernt dabei den Umgang mit seiner Krankheit und deren Therapie in enger Zusammenarbeit mit dem Apotheker bis hin zum Selbstmanagement.

    In einer Studie bekamen Hypertoniker Tablettendosen, bei denen ein Mikrochip im Deckel registrierte, wann und wie oft die Dose geöffnet wurde. Vor Beginn der Studie hatten alle Patienten einen konstant erhöhten Blutdruck. Allein nach Einführung des Kontrollsystems sank er deutlich ab, obwohl die Behandlung nicht geändert worden war. Das Gefühl, beobachtet zu werden, und die zusätzliche Information über die Bedeutung einer regelmäßigen Tabletteneinnahme hat bereits dazu geführt, die Patienten zu einer besseren Mitarbeit in der Therapie anzuregen [2]. Aus Studien zur Umsetzung von Pharmazeutischer Betreuung ist bekannt, dass intensive Beratung und Information und Betreuung der Therapie zu einer verbesserten Patientencompliance und zu einer Verbesserung der Gesundheitssituation der Patienten führen [8, 12].

    Unsere Einstellung zur Arzneitherapie - auf halbem Weg zwischen Mittelalter und 21. Jahrhundert

    Unsere Einstellung zur Arzneitherapie und unser Gesundheits- bzw. Krankheitsbewusstsein hängt von individuellen Faktoren ab. Bedenken wir, die moderne Arzneitherapie ist erst ca. 50 Jahre alt, sie ist blutjung - nichts im Vergleich zu den Jahrhunderten und Jahrtausenden, die die Menschheit mit einer Humoralpathologie gelebt hat. Noch unsere Großeltern und Eltern sind mit einer Arzneitherapie aufgewachsen, die ihre Wurzeln in der Volksheilkunde hatte, deren Nutzen nicht belegt war und der gegenüber eine gewisse Skepsis angebracht war. Der übermäßige Gebrauch von Abführmitteln, der Wunsch nach "Entgiftung" des Körpers, die Frage nach "Blutreinigungstees" - alles das sind Reste unserer mittelalterlichen Vorstellung über Gesundheit und Krankheit.

    Betrachten wir die Arzneianwendung aus dieser Perspektive, erkennen wir: Das allgemeine Gesundheitsverständnis ist immer noch geprägt von mittelalterlichen Vorstellungen über Gesundheit und Krankheit. "Traditionelle" Arzneimittel waren häufig unwirksam oder sogar schädlich, sodass eine Therapieverweigerung nicht geschadet, sondern vielleicht sogar Nutzen gebracht hat. Der modernen Arzneitherapie wird dieselbe Skepsis entgegengebracht wie den bisherigen traditionellen Arzneien.

  • Diese Zeiten sind vorbei. Uns stehen nun hochwirksame, hocheffektive Therapien zur Verfügung, die sinnvoll eingesetzt werden können. Notwendig für die meisten Therapien ist eine ausreichende Compliance des Patienten, ein ausreichendes Maß an Eigenverantwortung, um wirksame Arzneimittel nicht sinnlos zu vergeuden, sondern effektiv einzusetzen. Hierfür brauchen Patienten mehr Hilfe und Unterstützung als bisher üblich, z. B. durch eine Pharmazeutische Betreuung (Abb. 6).

    Sind die Zeiten der mittelalterlichen Behandlungsmethoden wirklich vorbei? Immer mehr Menschen suchen ihr "Heil" bei Heilpraktikern oder Ärzten, die alternative Therapiemethoden anbieten. Hier werden wie vor Hunderten von Jahren Blutegel aufgesetzt, Aderlässe durchgeführt, harntreibende und abführende Tees verordnet und die alte Humorallehre wieder mit Leben gefüllt [9]. Viele Patienten erwarten immer noch die Wunderheilung - "Jetzt nehme ich eine Tablette, und dann bin ich wieder gesund" -, statt Verantwortung für ihre eigene Gesundheit zu übernehmen. Während Patienten sich die Behandlung durch wissenschaftlich ausgebildete Ärzte von ihrer Krankenversicherung "schenken" lassen und teure Diagnose- und Behandlungsmethoden einfordern, sind sie bei ihrem Heilpraktiker bereit, seine Beratung und Behandlung privat zu begleichen.

    Patienten wollen und sollen über ihre Behandlung selbst bestimmen. Das bedeutet nicht nur, dass sie Versicherungsleistungen annehmen oder ablehnen dürfen, sondern dass sie lernen, mit den Leistungen sparsam und effektiv umzugehen. Es erscheint sinnvoll, die Patienten an den Kosten, die sie verursachen, zu beteiligen. Sparen auf dem Rücken der Patienten, darum soll es nicht gehen, aber es muss darum gehen, die Vergeudung von Ressourcen einzudämmen.

    Zusammenfassung

    Die Einnahme von Arzneimitteln gehört für viele Menschen zum Alltag hinzu, fast genauso selbstverständlich wie Essen und Trinken. So wie bei der Nahrungsaufnahme sie mal mehr und mal weniger Hunger haben und entsprechend mehr oder weniger essen, passen sie auch die regelmäßige Arzneianwendung an ihr aktuelles Befinden "nach Gefühl" an: Dosierungen werden verringert oder heraufgesetzt, Therapieschemata werden abgewandelt, Behandlungen werden ganz unterbrochen. Dieses Verhalten kann bei der Anwendung von milden oder auch bedenklichen Heil- und Wundermitteln der vergangenen Jahrhunderte akzeptiert werden; die moderne Arzneitherapie benötigt jedoch ein konsequentes Einnahmeverhalten und eine gute Mitarbeit der Patienten. Allen beteiligten Personengruppen - Ärzte, Apotheker und Patienten - sollte das Problem der Non-Compliance bewusst sein, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, Compliance in der Arzneitherapie zu verbessern und unsere heutigen Therapiemöglichkeiten effektiv und sicher anzuwenden.

    Literatur [1] Bronder, E., Klimpel, A.: Unverbrauchte Arzneimittel. Dtsch. Apoth. Ztg. 141, 677-682 (2001). [2] Brunner, H.: Int. J. Clin. Practice 53, 38 (1999). [3] Cowen, D.L., Helfand, W.H.: Die Geschichte der Pharmazie in Kunst und Kultur. DuMont, Köln 1990. [4] Gordon, Noah: Der Medicus. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1987. [5] Heuer, H.O., Heuer, S., Lennecke: Compliance in der Arzneitherapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1999. [6] Müller, Irmgard: Hildegard von Bingen. In: Klassiker der Medizin. Hrsg.: D. v. Engelhardt u. F. Hartmann. Verlag C.H.Beck, München 1991. [7] Schipperges, H.: Die Kranken im Mittelalter. Verlag C.H. Beck, München 1990. [8] Schulz, M.: Pharmazeutische Betreuung - ein Beitrag zur Gesundheitsökonomie. Presseinformation der ABDA, 3./4. Mai 1999. [9] Stiftung Warentest: Handbuch - Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin, 1996. [10] Vollmer, T., Kielhorn, A.: in: F. Petermann, Compliance und Selbstmanagement. Hogrefe, 1998. [11] Weisser, Ursula: Hippokrates, Galen. In: Klassiker der Medizin. Hrsg.: D. v. Engelhardt u. F. Hartmann. Verlag C.H. Beck, München 1991. [12] Winterstein, A.: Pharmaceutical Care - Grundlagen und Methoden zur Nutzenevaluation, Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin, 1999.

    Schon vor 2400 Jahren warnte der Arzt Hippokrates seine Kollegen davor, dass Patienten lügen könnten, wenn sie behaupten, dass sie eine bestimmte Arznei eingenommen haben. Im Laufe der Zeit ist das Problem der Non-Compliance eher größer als kleiner geworden. Viele Patienten sehen den Sinn der ärztlichen Verschreibung nicht ein. Sie fühlen sich fremdbestimmt, und wenn ihr Leiden keine direkten Komplikationen verursacht, halten sie Arzneimittel oft für überflüssig oder sogar für potenziell schädlich. In solchen Fällen ist der Apotheker gefordert, die Compliance der Patienten durch eine umfassende pharmazeutische Betreuung zu verbessern.

    0 Kommentare

    Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.