Berichte

Apotheke ohne Grenzen: Hilfe in Katastrophengebieten

Im Rahmen des Pharmazeutischen Kolloquiums am Institut für Pharmazie der Universität Greifswald berichtete Andreas Portugal aus Jarmen am 29. Mai über seine Erfahrungen beim Einsatz als entsandter Apotheker des Vereins "Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V." im Erdbebenkatastrophengebiet in Indien (siehe auch DAZ Nr. 8/2001).

Die Pharmaciens sans Frontieres (PSF) wurden 1985 in Clermont-Ferrand gegründet und sind seit Juni 2000 hier mit der nationalen Organisation "Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V." vertreten. Ihr Ziel ist, akut in Not geratene Menschen weltweit mit Arznei-, Verband- und Heilmitteln zu versorgen sowie langfristige präventive Maßnahmen in Ländern mit schlechter pharmazeutischer Infrastruktur durchzuführen.

Erdbeben in Indien

Das verheerende Erdbeben vom 26. Januar 2001 war auch für Apotheker ohne Grenzen Anlass, sich der Versorgung der notleidenden Bevölkerung im betroffenen indischen Bundesstaat Gujarat anzunehmen. Dabei arbeitete der Referent mit zwei Ärzten und einer Krankenschwester der Hilfsorganisation "humedica international" zusammen. Der Auftrag bestand in der Verteilung der erwarteten Arzneimittelpakete (Emergency Health Kits) und der allgemeinen medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Der eingesetzte Arztbus mit moderner Einrichtung (Ultraschall, EKG etc.) konnte selbst entlegene ländliche Gebieten erreichen.

Da sich das Eintreffen der erwarteten Emergency Health Kits verzögerte, war Portugal zunächst im "medical store" eines indischen Lazaretts eingesetzt. Dort sichtete er die bislang ohne pharmazeutisches Personal jedem zugänglichen Arzneimittel und ordnete sie nach Indikationen, um den Ärzten einen gezielten Zugriff zu ermöglichen. Die Begutachtung der Ärztemuster und die zahlreichen verfallenen Arzneimittel stellten weitere Herausforderungen an den pharmazeutischen Sachverstand.

Insgesamt sei die Lage in den städtischen Gebieten zufriedenstellend ausgefallen, wohingegen die Versorgung der ländlichen Bevölkerung weniger ausreichend erschien. Hier trat neben dem Arzneimittelmangel der Mangel an psychologischer und geistlicher Betreuung für die Betroffenen in den Vordergrund. Die Zusammenarbeit mit christlichen Hilfsorganisationen erwies sich hier als besonders hilfreich.

Mehr Effizienz durch Apotheker

Der Referent hatte Gelegenheit, das Zusammenwirken der unterschiedlichsten Hilfswerke im Einsatzgebiet zu erleben, und stellte zusammenfassend fest, dass sich bei zahlreichen Hilfsorganisationen, die Arznei- und Heilmittel bereitstellen, das Fehlen von Apothekern negativ auswirkt. Arzneimittelspenden werden teilweise ungesichtet an Straßen abgeladen und dienen der Bevölkerung zur Selbstbedienung. Schwerwiegender sei noch die unzureichende Effizienz der gespendeten Arzneimittel. Ungeprüft lagern teils verfallene und vor allem in Art und Menge für das Krisengebiet ungeeignete Arzneimittel in Kartons und werden nicht durch sachkundiges Personal verteilt.

Bewährt habe sich der Einsatz der Emergency Health Kits unter Berücksichtigung der Liste der "Essential drugs" der Weltgesundheitsorganisation. Professionelle Organisationen richten sich nach dieser Liste und setzen auch Apotheker bei der Bewältigung der aufgezeigten Probleme ein, um den in Not geratenen Menschen die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen und den Spendern Rechenschaft über die geleistete Hilfe geben zu können.

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