Berichte

Wissenschaftstheorie: Bacon contra Aristoteles

Prof. Dr. Jürgen Klein, Lehrstuhlinhaber für Englische Literaturwissenschaft und Landeskunde (Geistes- und Kulturgeschichte Großbritanniens) an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald hielt am 21.Juni 2001 einen Vortrag vor den Mitgliedern des Hermann-Schelenz-Instituts für Pharmazie und Kulturgeschichte e.V. in Heidelberg zum Thema "Francis Bacon und die Naturphilosophie der Renaissance".

Klein zeigte an den unveröffentlichten Schriften Bacon's zwischen 1603 und 1608, die zurzeit von "The Advancement of Learning" verfasst wurden, dass Bacon mit der Aristotelischen Tradition ins Gericht ging, indem er die Syllogistik als nichtoperationale Methode ablehnte, die Teilung des Kosmos in supra- und sublunare Sphäre seinem Konzept der "unified science" als abträglich erkannte und die Elementenlehre im Grundsatz zugunsten der Demokritischen Atomtheorie bezweifelte.

Bacon's Programm hingegen hob ab auf eine "allgemeine Naturwissenschaftstheorie". Diese empiristisch ausgerichtete Theorie widersprach der Einteilung der "Philosophie" bei Aristoteles in theoretische Philosophie (Abstraktion und Universalien-orientierte beweisende Wissenschaften, besonders Physik, Mathematik, Metaphysik), praktische Philosophie (Handlungswissenschaften) und produktive Philosophie (Herstellen von Dingen durch "Kunst", wie Dichtung, Rhetorik, Medizin), weil sie alle drei Zweige als interferierend und interagierend begriff.

Bacon lehnte die – zumeist italienischen – Naturphilosophien der Renaissance ab. Seine Naturforschung fragte durch Induktion (inklusive Experiment) danach, wie die Natur ihre Prozesse nach dem Kausalprinzip strukturiert. Die Findung von "general laws of nature" und ihre Anwendung im Sinne einer "scientia operativa" sollte der Verbesserung des menschlichen Lebens dienen. Dies war für den Puritaner Bacon die einzig mögliche Kompensation für die Erschwernisse des Lebens, die sich aus der Vertreibung aus dem Paradies ergeben haben. Autorreferat

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