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Berichte
Klinische Pharmazie: Pharmazeutisches Wissen für Morgen
Vorstandsmitglied Dr. Jens Schneider, Augsburg, betonte, dass die neuen Vorgaben der Universität praktische Arbeit nicht am Arzneimittel, sondern am Patienten beinhalten, um deren Lebensqualität zu verbessern. So enthält die geänderte Approbationsordnung das Fach Klinische Pharmazie. Bis jedoch Studenten mit entsprechendem Wissen in die Apotheke kommen, vergehe zu viel Zeit. Schneider regte deshalb die Gründung weiterer regionaler Qualitätszirkel an.
Klinische Pharmazie
Über die Klinische Pharmazie referierten Prof. Dr. Sigurd Elz und PD Dr. Siavosh Mahboobi von der Universität Regensburg. Ab dem Wintersemester 2001 werden Studenten nach der geänderten Approbationsordnung ausgebildet. Durch Hereinnahme des Faches Klinische Pharmazie steigt der Anteil der medizinischen Fächer am Unterricht um 12,4% auf 19,1%.
Bereits im ersten Ausbildungsabschnitt (1. bis 4. Semester) werden sechs Wochenstunden den Grundlagen von Anatomie und Physiologie gewidmet, nach Prof. Elz wahrscheinlich zu früh. Vom 5. bis 8. Semester gibt es sechs Stunden Klinische Pharmazie, drei Stunden Pathophysiologie und Pathobiochemie, sechs Stunden pharmakologische und toxikologische Demonstration, vier Stunden Krankheitslehre und vier Stunden Pharmakotherapie. Die klinische Pharmazie soll folgende Inhalte vermitteln:
- Klinische Studien,
- Pharmazeutische Betreuung,
- Arzneimittelinformation,
- Dosisindividualisierung,
- Ernährungstherapie,
- Therapeutisches Drug Monitoring.
In die Ausbildung sollen in interdisziplinärer Weise alle Lehrstühle des Instituts für Pharmazie einbezogen werden.
Erste Erfahrungen liegen mit 77 Studenten vor, die einerseits mit den zuständigen Assistenten Seminare durchführten, andererseits ihr Wissen durch Gastseminare vertieften. Am Beispiel der Betalactamantibiotika wurde ein Studentenseminar vorgestellt, das unter Einsatz moderner Kommunikationstechnik eindrucksvoll über Gewinnung, Derivatisierung, Analytik, Stabilität, pH-Abhängigkeit und Wirkungsmechanismus dieser Substanzgruppe informierte.
Im Rahmen der Gastseminare wurden Ärzte und Apotheker eingeladen. Dabei wurden Patienten vorgestellt, mit denen die Studenten in Kenntnis der Krankheitsbilder und Röntgenaufnahmen sprechen konnten. Die Seminare fanden u.a. mit Chefapotheker Ulrich Rothe, Apotheke des Klinikums der Universität Regensburg, statt.
Wie PD Mahboobi berichtete, haben sich die Seminare in guten Klausuren und hervorragender Vorbereitung auf das Staatsexamen niedergeschlagen. Für das Wintersemester 2001/02 ist geplant, sowohl Ärzte bei der Visite zu begleiten als auch Gesprächsrunden mit Ärzten und Medizinstudenten sowie Apothekern aus Offizin und Krankenhaus durchzuführen.
Arzneimittelinformationsstelle
Der Leiter der Arzneimittelinformationsstelle der Bayerischen Landesapothekerkammer, Chefapotheker Ulrich Rothe, berichtete über erste Erfahrungen von einem Pilotprojekt, das in die studentische Ausbildung eingebunden ist. Durchschnittlich kommen derzeit etwa 100 Anfragen pro Monat, die aber nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern zu Spitzen von bis zu 16 Anfragen am Tag führen. Im Wesentlichen wird nach Therapiemöglichkeiten (19%), Phytopharmaka (14%) sowie Zulassung und Forschung (9%) gefragt. Die Anfrager sind zu 41% Patienten, zu 39% Apotheker und zu 20% Ärzte.
Die Arbeitsweise der Informationsstelle ist von Qualitätssicherungsmaßnahmen geprägt. Im Vordergrund stehen Nachvollziehbarkeit, Eingabe in einer Datenbank (Amino) und das Vier-Augen-Prinzip (Review-System). Ein der Antwort angehängter Fragebogen zur Zufriedenheit ist eine zusätzliche Qualitätssicherung. Rechtliche Stellungnahmen gibt die Informationsstelle nicht ab.
In die Bearbeitung der Anfragen sind Studenten einbezogen. Im vorausgehenden Unterricht lernen sie die Nutzung von Datenbanken im Wissenschaftsbereich der Universität und im Internet. 80 Studenten des 7. und 8. Semesters führen jeweils eine Woche Praktikum durch, auch während der Ferien. Nach ersten Erfahrungen sind die Studenten sehr motiviert. Da aber die EDV-Kenntnisse unterschiedlich sind, ist ein hoher Betreuungsaufwand erforderlich, der das Arbeitstempo senkt. Für Ausbildungszwecke ist das Besprechen beantworteter Fragen besser geeignet. Rothe wünschte sich ein Feedback von der Kollegenschaft.
Optimierung der Schmerztherapie
Apothekerin Wiltrud Probst vom Klinikum Heidenheim berichtete an zwei Fallbeispielen über die Möglichkeiten zur Optimierung einer Schmerztherapie. Der Klinische Pharmazeut beschäftigt sich mit
- Auswahl der Arzneimittel,
- Alter des Patienten,
- Nebenwirkungen der Arzneimittel,
- Messbarkeit des analgetische Effekts.
Zur Schmerztherapie gibt es einen Stufenplan der WHO: 1. Nichtopioid (z. B. Metamizol) plus evtl. Adjuvans, 2. Schwaches Opioid plus Nichtopioid (z. B. Tilidin plus Metamizol) plus evtl. Adjuvans, 3. Starkes Opioid plus Nichtopioid plus evtl. Adjuvans (z.B. Morphin plus Metamizol plus Carbamazepin).
In einem Fall war zu berücksichtigen, dass die Analgesie im Alter aus verschiedenen Gründen (z.B. verminderte Nierenleistung) länger anhält und z. B. von 2,5 auf 4 Stunden steigen kann, sodass die analgetische Dosis auf 30% bis 50% gesenkt werden konnte.
In einem anderen Fall stellte sich heraus, dass eine Applikation von 3 x 50 mg Tramadol als Tropfen nicht zu einem für eine Analgesie ausreichenden Blutspiegel führte und durch eine Infusion ersetzt werden musste. Die Gabe einer magensaftresistenten Diclofenac-Zubereitung führte bei Einnahme nach dem Essen erst nach 7 bis 8 Stunden zu wirksamen Blutspiegeln und wurde durch eine Gabe vor dem Essen ersetzt.
Zur Schmerztherapie kann der Apotheker in folgender Weise beitragen:
- Optimierung von Dosis, Dosisintervall und Applikationsform,
- Förderung der Compliance durch Information und Aufklärung,
- rationale Arzneimittelauswahl,
- Erkennung von Wechselwirkungen,
- Beratung zu Nebenwirkungen,
- Arzneimittelanamnese,
- Befüllung von Schmerzpumpen.
Die Bayerische Landesapothekerkammer veranstaltet am 17./18. November 2001 in Erlangen einen Wochenend-Workshop zur Pharmazeutischen Betreuung, vor allem für den Berufsnachwuchs, zum Thema "Patienten und pharmazeutische Betreuung".
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