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Bilanzpressekonferenz: Erfolgreicher Jahresabschluss für Phoenix Pharmahandel
Der Phoenix-Vorstandsvorsitzende, Dr. Bernd Scheifele, betonte auf der Bilanzpressekonferenz am 17. Juli in Mannheim, man sei insbesondere bei den Umsatzerlösen im Inland stolz darauf, dass es erstmalig seit Jahren gelungen ist, den Margenverfall zu stoppen: "Phoenix hat das Marktwachstum voll mitgemacht, gleichzeitig den Rohertrag verbessert und die Produktivität deutlich gesteigert. Durch unser straffes Kostenmanagement konnten wir die mehrfachen Benzinpreiserhöhungen weitestgehend kompensieren und die gestiegenen Finanzkosten mehr als wettmachen", begründete der Vorstandsvorsitzende den Erfolg.
Im Hinblick auf Personalkosten, die in diesem Geschäftsjahr ähnlich wie die Sachkosten weitgehend stabil waren, kündigte Scheifele für das Folgejahr Einsparungen von sechs Prozent an. Allerdings dürfe man entsprechende Maßnahmen nicht als "Jobkiller"-Aktivitäten missverstehen. So werde künftig durch flexiblere Teilzeitarbeitslösungen und den Abbau von Überstunden versucht, sich auf die produktionsintensiven Spitzenzeiten zur Mittagszeit und am späten Nachmittag zu konzentrieren, zu der Zeit also, während der die Apotheker die meisten Bestellungen aufgeben. Generell habe man den Anspruch, durch kontinuierliche Verbesserungen im Hinblick auf Qualität und Effizienz konzerninterne Strukturen, Prozesse und Dienstleistungen permanent weiterzuentwickeln.
Als einen wesentlichen Erfolgsfaktor wertete der Vorstand auch die solide Gesellschafterstruktur. Zum dritten Mal in Folge haben die Gesellschafter eine Kapitalerhöhung durchgeführt, deren Summe sich in diesem Jahr auf 105 Mio. DM beläuft.
Clevere Beteiligungen
Das abgelaufene Geschäftsjahr war insbesondere durch strategische Einkäufe gekennzeichnet. So hat sich die Phoenix durch die Beteiligung beim Markführer des nordeuropäischen Pharmagroßhandels, der Tamro Oyi, eine "vielversprechende Ausgangsposition im sehr schnell wachsenden Pharmamarkt Skandinaviens" verschafft. Durch die Beteiligung an der Amedis AG und die Übernahme von Uhlmann-Eyraud SA ist der deutsche Marktführer in der Schweiz auf den zweiten Platz der Pharmagroßhändler vorgerückt. Und in Italien, dem drittgrößten Pharmamarkt in Europa, wird Comifar (Phoenix) Marktführer durch das Joint Venture mit der Adivar S.p.A.. Die Reorganisation von Phoenix in Großbritannien "wurde erfolgreich abgeschlossen."
Auf die Frage eines Journalisten, ob damit die Phase der Firmeneinkäufe beendet sei, antwortete Dr. Scheifele zunächst mit dem sibyllinischen Beckenbauer-Zitat "Schaun wir mal", um dann zu präzisieren, dass man derzeit nicht an neue Märkte denke. Grundsätzlich befinde man sich in einer Konsolidierungsphase.
Auch das neue Geschäftsjahr habe gut begonnen. Für das zweite Geschäftshalbjahr erwarte man keinen Einbruch, es sei höchstens möglich, dass es "etwas weniger lebhaft als das erste" verlaufe.
Zweistelliger Zuwachs avisiert
Für die Zukunft prognostizierte Dr. Bernd Scheifele ebenfalls eine positive Entwicklung: "Wir planen für das Geschäftsjahr 2001/2002 einen zweistelligen Zuwachs beim Betriebsergebnis im In- und Ausland. Beim Konzernumsatz erwarten wir eine Steigerung um mehr als 20 Prozent. Ausschlaggebende Faktoren dafür sind Konsolidierungseffekte und marktbedingte Umsatzsteigerungen." Bei einem Ranking in der FAZ Anfang Juli war der Pharmagroßhändler unter den ersten 100 Handelsunternehmen in Deutschland auf Platz 13 gelistet und lag damit noch sieben Plätze vor der Drogeriekette Schlecker.
Bei der Frage, inwieweit das Unternehmen durch eine mögliche Verbindung der Pharmagroßhändler Anzag und Sanacorp beunruhigt sei, wiegelte Scheifele ab: "Eine Entscheidung des Kartellamtes, die voraussichtlich im September getroffen wird, den Zusammenschluss anzuerkennen, würde ich nicht sonderlich spannend finden, schließlich sind beide Unternehmen auch jetzt Marktteilnehmer. Viel interessanter wäre es zu sehen, was geschieht, wenn der Zusammenschluss nicht genehmigt wird: Dann nämlich stellt sich die Frage, ob Sanacorp seine Minderheitenbeteiligung bei der Anzag aufrecht erhält oder nicht."
Bei den Direktgeschäften zwischen Pharmaunternehmen und Apotheken ist ein anwachsender Trend zu verzeichnen. Derzeit hat das Direktgeschäft einen Anteil von acht Prozent. Dr. Scheifele wies darauf hin, dass es sich bei der Zunahme vorwiegend um hochpreisige Arzneimittel wie beispielsweise zur Bekämpfung von Krebs handle.
Strukturkomponente entscheidend für Arzneimittelausgaben
Obwohl die Zahl der verordneten Arzneimittel in den vergangenen vier Jahren permanent zurückgegangen ist und auch die Selbstmedikation weitgehend stagniert, ist die Zahl der Ausgaben, welche die Gesetzlichen Krankenversicherungen für Arzneimittel aufwenden mussten, im gleichen Zeitraum gestiegen. Allerdings gilt es, bei dieser zunächst widersprüchlichen Aussage neben der rückläufigen Mengenkomponente auch die Strukturkomponent mit einzubeziehen. Mit der Strukturkomponente wird die Verordnung neuer und innovativer Arzneimittel bezeichnet.
Im Hinblick auf politische Entwicklungen vertrat Scheifele die Ansicht, dass sich Bundeskanzler Schröder nicht vor der Wahl 2003 zu einer Gesundheitsreform provozieren lasse. Er vermutete, dass nach einer ausführlichen Diskussion erst Anfang 2004 mit einer Umsetzung der Reform zu rechnen sei.
An die Adresse der Krankenkassen gerichtet forderte der Phoenix-Vorsitzende mehr Wettbewerb. Dies bedeute, dass die Festschreibung des Mindestbeitrags auf 12,5 Prozent entfallen müsse.
Mehr Transparenz gefordert
Ebenso wichtig sei es auch, für mehr Transparenz im Gesundheitswesen zu sorgen. So sollte jeder Kassenpatient eine Kopie der für ihn abgerechneten Leistungen nach dem Arztbesuch erhalten. Scheifele sprach sich auch für eine Offenlegung der Punktwerte des Arztes und auch der Benennung der Anzahl dieser abgerechneten Punkte aus. Dies diene der Aufklärung und habe eine Kontrollfunktion.
Kritik übte der Phoenix-Vorstand auch an der Zahl von 50 Prozent zuzahlungsbefreiter Rezepte. Dies sei "eine problematische Entwicklung, bei der man sich fragt, ob tatsächlich die Hälfte der Bevölkerung als sozial schwach eingestuft werden muss". Die Zuzahlungsbefreiung sei vermutlich auch ein Wettbewerbsinstrument unter den Kassen, die mit großzügigen Befreiungen Mitglieder locken.
Grundsätzlich sei es ein Fehler der derzeitigen Regierung gewesen, die Zuzahlung zu senken: "Wäre die Eigenbeteiligungen auf Seehofer-Niveau geblieben, dann würde diese Einnahmekomponente jetzt nicht fehlen!" Im Hinblick auf die Situation in den europäischen Nachbarländern sei eine Absenkung der Mehrwertsteuer sinnvoll.
An DocMorris gerichtet, bezeichnete er das Geschäftsgebaren der Niederländer als Störung des Wettbewerbs. So seien die Arzneimittelpreise bei ärmeren Ländern wie etwa Griechenland von staatlicher Seite auf ein für die Bevölkerung erschwingliches Niveau festgelegt worden. Ein Zurückführen dieser für hiesige Verhältnisse sehr billigen Arzneimittel verzerre somit den inländischen Wettbewerb. Auch die Konzentration der Niederländer auf 300 Präparate im Vergleich zu über 100 000 Medikamenten, welche beispielsweise durch Phoenix ausgeliefert werden, sei nicht fair.
Die Phoenix Pharmahandel AG schrieb auch für das Geschäftsjahr 2000/2001 schwarze Zahlen und konnte den Erfolg des Vorjahresergebnis noch einmal steigern. Die Konzernumsatzerlöse beliefen sich auf 16,8 Mrd. DM und haben sich damit um 11,2 Prozent erhöht. Die Inlandsumsatzerlöse stiegen auf 5,7 Prozent, die Auslandsumsatzerlöse kletterten auf 7,8 Mrd. DM.
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