Arzneimittel und Therapie

Leukämie-Behandlung mit Imatinib: Höhere Responseraten und längeres Ansprec

Novartis gibt bekannt, dass die neuesten Daten aus den Phase-II-Zulassungs-Studien des Präparates Glivec® (Imatinib, s. auch DAZ 27/01, S. 39 ff) einen kontinuierlichen Anstieg der Ansprechraten bei Patienten in allen drei Phasen der chronisch myeloischen Leukämie (CML) zeigten.

Die CML ist eine maligne hämatologische Erkrankung, die im Knochenmark entsteht und zu einem überschießenden Wachstum von Blutstammzellen führt. Die meisten Patienten befinden sich über fünf Jahre in der chronischen Phase und treten danach in ein Krankheitsstadium ein, das man als akzelerierte Phase bzw. im Endstadium als Blastenkrise bezeichnet. Diese führt gewöhnlich innerhalb von zwei bis sechs Monaten zum Tode.

Imatinib ist in mehreren Ländern, einschließlich den USA und der Schweiz, zugelassen. Die Zulassung bezieht sich auf die Behandlung von Patienten mit CML in der Blastenkrise, in der akzelerierten Phase oder in der chronischen Phase nach Therapieversagen von Interferon alfa. Die Effektivität einer Glivec-Therapie zeigt sich vor allem im hämatologischen und zytogenetischen Ansprechen.

Klinische Daten

Daten in der chronischen Phase der CML nach Therapieversagen von Interferon alfa zeigen, dass die Patienten in bis zu 91% der Fälle eine hämatologische Response zeigen (95% Konfidenzintervall KI). Entscheidender ist in diesem Zusammenhang, dass der Anteil der Patienten in der chronischen Phase, der ein zytogenetisches Ansprechen aufweist (ein stärkeres Maß für die Wirksamkeit der Substanz), auf Werte von 49% bis 55% ansteigt (95% KI). Bei diesen chronischen CML-Patienten liegt der Anteil der überlebenden Patienten nach einem Jahr schätzungsweise bei 98%.

In den weiter fortgeschrittenen Phasen der Erkrankung (akzelerierte Phase und Blastenkrise), die üblicherweise mit einer schlechteren Prognose und Therapieversagen verbunden sind und bei denen andere Behandlungsalternativen nicht mehr möglich waren, erzielt Imatinib ein gesteigertes hämatologisches Ansprechen. In der akzelerierten Phase der CML konnte eine hämatologische Response von 69% (95% KI) für mehr als vier Wochen gezeigt werden. Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber einer hämatologischen Ansprechrate von 63% (95% KI) zum Auswertungszeitpunkt Februar 2001. Von diesen Patienten lebten nach einem Jahr noch nahezu 70% der behandelten Patienten ohne Progression in die Blastenkrise. Letztere ist die am schwierigsten zu behandelnde Phase der CML.

Die aktualisierten Daten zur Blastenkrise zeigen, dass 52% (KI 95%) der Patienten eine hämatologische Antwort aufwiesen, wobei die Reaktion bei 29% (KI 95%) während mindestens vier Wochen anhielt. Dies stellt gegenüber den Daten vom Februar 2001 eine weitere Verbesserung des Ansprechens dar (Februar 2001: 26% [95% KI]).

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass 65% der Patienten, die ein hämatologisches Ansprechen in der Blastenkrise aufwiesen, dieses Ansprechen über mehr als sechs Monate aufrecht erhalten konnten, mit einer geschätzten durchschnittlichen Ansprechdauer von 8,3 Monaten. Für die gesamte Studienpopulation der Patienten mit Blastenkrise (unabhängig davon, ob ein Patient angesprochen hatte oder nicht) beträgt das durchschnittliche Überleben zur Zeit sieben Monate. Dies ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber den drei bis sechs Monaten, die mit der konventionellen Chemotherapie erreicht werden.

Neue klinische Studien gestartet

In Zusammenarbeit mit klinischen Forschern hat Novartis mehr als 50 zusätzliche Studien begonnen, die den Stellenwert von Glivec in Kombination mit anderen Medikamenten und in höheren Dosen bei Patienten in den fortgeschrittenen Phasen einer CML untersuchen. Weitere Ziele sind die Kombination von Glivec mit der Knochenmarkstransplantation sowie der Stellenwert von Glivec bei anderen Leukämien und soliden Tumoren.

Im Gegensatz zur CML, wo ein einzelner, wohlbeschriebener Defekt (Bcr-Abl) als verantwortlich für die Krebsentstehung identifiziert werden konnte, liegen bei soliden Tumoren gewöhnlich multiple Defekte vor. Da Imatinib ausschließlich ausgewählte Zielstrukturen und Proteine inhibiert, ist es unwahrscheinlich, dass Imatinib bei soliden Tumoren als Einzelmedikament wirken wird. Es ist jedoch klar, dass Ergebnisse aus diesen ersten monotherapeutischen Studien wichtige Daten dafür liefern werden, wie in Kombinationsstudien am ehesten Erfolge zu erzielen sind.

Bei einem speziellen soliden Tumor, dem gastrointestinalen Stroma-Tumor (GIST) wies Glivec in einigen vorläufigen Studien vielversprechende Resultate als Einzelmedikament auf. Die GIST-Tumoren zeigen die Eigentümlichkeit, dass sie durch die Aktivität eines einzelnen Proteins (CD 117) in ihrem Wachstum gesteuert werden. Vorläufige Daten, die den Wert von Glivec in der Behandlung von GIST evaluierten, wurden im Mai 2001 auf dem alljährlichen Kongress der American Society for Clinical Oncology (ASCO) präsentiert. Novartis plant die Zulassungsunterlagen für diese Indikation weltweit Ende 2001 einzureichen.

Aktuelle Daten für Imatinib, ein neues Arzneimittel zur Behandlung der chronisch myeloischen Leukämie (CML), geben neue Hoffnung für die Patienten: Sie zeigen ein kontinuierliches Ansteigen der Ansprechraten bei Patienten in allen drei Phasen dieser tückischen Erkrankung. Auch bei der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) gibt es Fortschritte: Jetzt wurde mit dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab (MabCampath®) eine neue Behandlungsoption in Europa zugelassen.

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