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Bundesgesundheitsministerium: Disease-Management-Programme jetzt schon Mitte 2
Zuerst sollen Programme für Brustkrebs, Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen geschaffen werden. Da es für diese Krankheiten unter Experten bereits unstrittige Behandlungsleitlinien gebe, sollten diese Programme auch möglichst schnell zum Einsatz kommen. Hierdurch würden "für die Krankenkassen erstmals Anreize gesetzt, sich speziell um chronisch Kranke zu kümmern", sagte Schmidt vergangenen Montag in Berlin. Bei der Entwicklung der Programme will Schmidt den Kassen weitgehend freie Hand lassen. Einzelne Kassen sollen Versorgungsverträge mit einzelnen Ärzten ohne Beteiligung der Kassenärztlichen Vereinigung schließen können. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte dieses Vorgehen bereits letzte Woche scharf kritisiert, da sie einen "Qualitätsverlust" fürchtet und Deutschland auf dem Weg in einen "Kassenversorgungsstaat" sieht.
Bessere Behandlung und Kostensenkung erhofft
Der Kölner Gesundheitsökonom Karl Lauterbach schätzt, dass durch die frühere Einführung der Disease-Management-Programme bereits im kommenden Jahr rund 700 Millionen Mark zusätzlich zwischen den Kassen umverteilt werden können. Neben einer besseren Behandlung der Kranken erhofft er sich langfristig auch eine Senkung der Gesamtausgaben der Krankenkassen.
Bedenken beim Bundesversicherungsamt
Das Bundesversicherungsamt (BVA) soll die neuen Behandlungsprogramme zertifizieren und ihre ordnungsgemäße Abwicklung kontrollieren. Der Präsident des BVA, Rainer Daubenbüchel, hat jedoch seine Zweifel an der raschen Umsetzung des Disease-Management. Sein Amt müsse nun neben der Rechnungsprüfung auch Aufgaben der medizinischen Qualitätskontrolle durchführen. Damit betrete die BVA "völliges Neuland", die notwendigen Bearbeitungsstrukturen müssten erst geschaffen werden.
Bonus für Aufsuchen von Hausärzten
Die Bundesgesundheitsministerin erwägt zudem, Versicherten finanzielle Anreize anzubieten, wenn sie eine Einschränkung ihrer freien Arztwahl akzeptieren. Wer bereit sei, immer zuerst zu einem Hausarzt zu gehen und nur mit einer Überweisung einen Facharzt aufzusuchen, könnte über geringere Beiträge oder niedrigere Zuzahlungen belohnt werden. In anderen Ländern hätten unter solchen Voraussetzungen 90 Prozent der Versicherten Hausarzttarife gewählt.
Eckpunkte der Reform frühestens im April 2002
Trotz dieser und anderer Einzelreformen schloss die Ministerin weitere Beitragssatzerhöhungen jedoch nicht aus. Sie räumte ein, sie habe keinen Überblick, wie sich die Beiträge entwickeln werden. Auf konkrete Eckpunkte einer umfassenden Gesundheitsreform will sich Schmidt jedoch nach wie vor nicht festlegen. Sie verweist bislang lediglich auf das Wahlprogramm der SPD, dass im April 2002 verabschiedet werden soll.
Weiterer Anstieg der Arzneimittelausgaben
Darüber hinaus berichtete das "Handelsblatt" am vergangenen Dienstag, dass bei den Krankenkassen weitere Beitragserhöhungen drohen, da die Arzneimittelausgaben im zweiten Quartal 2001 wiederum gestiegen seien. Es heißt, die Ausgaben der Kassen in diesem Bereich haben sich um 10,4 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten dieses Jahres (7,8 Prozent) erhöht. Die Krankenkassen hatten einen solchen Anstieg befürchtet, nachdem Schmidt die Ausgabenobergrenzen für Arzneimittel gestrichen hatte. Während die Ministerin weiterhin daran glaubt, dass die Ärzte die Ausgaben über mit den Kassen vereinbarte Richtgrößen senken werden, schließen es die Grünen nicht aus, die Budgetierung wieder aufleben zu lassen, wenn die Kosten weiter steigen.
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