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Deutsche Krebshilfe: Tumor-Meldepflicht gefordert
Die 1974 gegründete Organisation ist eine reine Spendenorganisation. Dass sie großes Vertrauen in der Bevölkerung genießt, zeigt das anhaltend hohe Spendenaufkommen - rund 133 Mio. Mark im Jahr 2000. Erbschaften und Vermächtnisse machten mit über 50 Mio. Mark den größten Anteil aus, 42,8 Mio. stammen aus Einzelspenden und Mitgliedsbeiträgen.
Die Deutsche Krebshilfe und ihre Tochterorganisationen haben mit den Spendengeldern im Jahr 2000 156 Projekte gefördert, darunter 120 innovative Forschungsvorhaben, die die Behandlungsansätze bei Krebs optimieren und neue wirkungsvolle Therapien entwickeln wollen. Mittel wurden auch für die Palliativmedizin, die psychosoziale Betreuung Krebskranker und die Arbeit zahlreicher Selbsthilfegruppen ebenso zur Verfügung gestellt wie für den Härtefonds sowie für Information und Aufklärung.
Die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Prof. Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski, nutzte die Veranstaltung, um auf einen großen Misstand hinzuweisen: das Fehlen einer bundesweiten flächendeckenden epidemiologische Krebsregistrierung. Über die Zahl der an Krebs Erkrankten gibt es nur Schätzungen - 350 000 jährliche Neuerkrankungen, vier bis fünf Millionen Menschen mit Krebs insgesamt in Deutschland.
Um den Kampf gegen den Krebs wirksam führen zu können, ist aber eine genaue Epidemiologie erforderlich. Ein bevölkerungsbezogenes Krebsregister, das die Häufigkeit des Auftretens von Neuerkrankungen pro Jahr, geordnet nach Krebsformen, Alter, Geschlecht u. a. Merkmalen der Patienten enthält, ist eine wichtige Grundlage für die Suche nach den Ursachen der Krebsentstehung, Außerdem können mit Hilfe von Krebsregisterdaten Präventions- und Früherkennungsprogramme entwickelt und bewertet werden.
Register nur im Saarland
Deutschland ist in Sachen Krebsregister trotz dieser bekannten Bedeutung ein Entwicklungsland. Das einzige vollständige Register gibt es im Saarland. Das Gemeinsame Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, das auf einer der international größten Datensammlungen, dem Tumorregister der DDR von 1952 bis 1989, aufbaut, stellt ebenfalls eine wesentliche Datenquelle dar und ist auf dem Weg, auch aktuell wieder vollzählig zu werden.
In den meisten Bundesländern ist die Beteiligungsrate noch viel zu niedrig - einerseits wegen der hohen Arbeitsbelastung der Ärzte, andererseits wegen des vermutlich unzureichenden Wissens über die Bedeutung epidemiologischer Krebsregister. Die Deutsche Krebshilfe appelliert daher an alle Ärzte und Zahnärzte, alle Krebskrankheitsfälle an das epidemiologische Krebsregister zu melden und weist darauf hin, dass erst bei einem Erfassungsgrad von über 90% wissenschaftlich fundierte Aussagen getroffen werden können. Sie bietet unter bestimmten Voraussetzungen finanzielle Unterstützung an.
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