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- DAZ 38/2001
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Die Seite 3
Der grausame Terroranschlag auf die USA, bei dem Tausende von Menschen getötet wurden, beeinflusste Stimmung und Arbeit auf dem diesjährigen Apothekertag in München. Die Bilder, die zeigten, wie Flugzeuge in das World Trade Center, einem Symbol für Kapital und Macht der westlichen Welt, rasten, und wie die beiden mächtigen Stahltürme in sich zusammensackten als wären sie Kartenhäuser, waren auch am Veranstaltungsort des Apothekertags, dem Kongresszentrum der Münchner Messe, in unseren Köpfen präsent. Solche Bilder vergisst man nie.
Das belastete die Arbeit - überhaupt, wie nichtig und unwichtig sind angesichts dieser Ereignisse doch Diskussionen um Arzneitaxe, Arzneimittelpass und aut idem. Dennoch war es richtig, den Apothekertag nicht abzusagen. Es ist in solchen Zeiten richtig, nach Gedenken und Schweigen zum Alltag zurückzukehren. Alles andere wäre Kapitulation vor dem Terrorismus.
So lag es sicher an diesen Ereignissen, dass die Diskussionen und Debatten nur langsam in Gang kamen. Über viele Anträge wurde ohne Wortmeldungen und Aussprachen abgestimmt. Meinungsaustausch darüber, was eigentlich wirklich hinter so manchem Antrag steckte oder was er bedeutete, unterblieben oder wurden nur marginal geführt. Somit sind bei diesem Apothekertag viele Frage offen geblieben. Es war ein Apothekertag, der mehr Fragen aufwarf als Antworten gab.
Normal war der Apothekertag aber auch deswegen nicht, weil er aus der Gesundheitspolitik Vorlagen bekam wie sonst kaum: die Bundesgesundheitsministerin höchstpersönlich griff eine von den Apothekern schon seit langem vorgebrachte Forderung auf, den Apothekersachverstand bei der Arzneimittelauswahl zu nutzen. Sie plädierte dafür, den Apothekern prinzipiell für die Aut-idem-Substitution zu ermächtigen, um damit zu einer kostengünstigeren Arzneimittelversorgung beizutragen. Das GKV-Defizit hatte hier Vorschub geleistet. Ein Antrag auf dem Apothekertag machte sich zwar für aut idem stark, der Antrag wurde auch angenommen, aber über Einzelheiten und Auswirkungen diskutierte man nicht. Dabei gäbe es viele Detailfragen zu klären.
Ähnlich das Thema Arzneimittelpass. Auch hier die Vorlage aus der Politik, die angesichts der Lipobay-Affäre in Zukunft die Kompetenz der Apotheker stärker nutzen will. Ein geeignetes Werkzeug sieht die Bundesgesundheitsministerin hier im elektronischen Arzneimittelpass bzw. einer Patientenchipkarte, wie von der ABDA bereits entwickelt. Ein Arbeitskreis beschäftigte sich zwar mit der neuen telematischen Zukunftsmusik wie Chipkarte, elektronisches Rezept und Internetvernetzung, eine tiefergehende Diskussion, die Für und Wider ansprach, sich mit der Freiwilligkeit oder der Pflicht zur Karte befasste oder die simple Frage anschnitt, was denn passiert, wenn der Patient seine Karte vergisst, verliert oder nicht vorlegen will, fand nicht statt. Ganz zu schweigen von Aussprachen über das elektronische Rezept und den verschiedenen Lösungen, die von Experten vorgeschlagen werden.
Mit Errungenschaften für unsere berufliche Zukunft und unserem Berufsbild wie der Klinischen Pharmazie oder der pharmazeutischen Betreuung setzte man sich auseinander, ging aber nicht in die Tiefe. Auch das Thema Versandhandel beeindruckte nicht sonderlich, ganz zu schweigen von europäischen Fragen - Tagesgeschäft, das es abzuarbeiten galt.
Es war ein Apothekertag, der Gedenkminuten einlegte, und gleich danach versuchte, seine Tagesordnung durchzuziehen. Mit Ruhe wurden selbst realitätsferne oder schwache Klein-Klein-Anträge abgearbeitet. Es war ein Apothekertag, der Chancen hatte, ein aktueller, mutiger und sogar progressiver Apothekertag zu werden. Stattdessen entwickelte er sich wenig spektakulär - von Aufbruchstimmung gar, wie sie der ABDA-Präsident gespürt haben will und in seinen Schlussworten ansprach, war nicht nur bei mir nichts angekommen.
Vielleicht sollten wir den diesjährigen Apothekertag als das nehmen was er war: ein Apothekertag kurz nach dem 11. September, unter dem Eindruck von Terror, Zukunftsangst und Ungewissheiten.
Unsere Berichte und unsere Gedanken in Kommentaren und Randnotizen möchten Ihnen zeigen, wie wir den Apothekertag 2001 erlebt haben.
Peter Ditzel
Kein "normaler" Apothekertag
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