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Arzneimittel und Therapie
Leberzirrhose: Weniger Blutungen mit Vapreotid
Bei der Leberzirrhose bilden sich im unteren Bereich der Speiseröhre häufig Krampfadern, so genannte Ösophagusvarizen. Da diese dünnwandig und prall gefüllt sind, neigen sie beim Husten, Erbrechen oder jeder anderen Form der Drucksteigerung zum Platzen. Bei etwa 40% der Patienten enden diese Blutungen tödlich. Zusammen mit dem Leberkoma sind sie die häufigste Todesursache bei Leberzirrhose.
Weniger Blutungen mit Somatostatin-Analoga
Indem der Druck in der vom Darm zur Leber führenden Pfortader verringert wird, kann die Häufigkeit der Blutungen gesenkt werden, und die Lebenserwartung der Patienten steigt. Möglich ist dies mit dem Einsatz von Somatostatin-Analoga. Somatostatin ist ein natürliches Gewebshormon, das der Ausschüttung von anderen Hormonen wie dem Wachstumshormon oder Insulin entgegenwirkt. Somatostatin selbst kann nicht für eine langfristige Behandlung eingesetzt werden, da es im Körper zu schnell abgebaut wird.
Octreotid (Sandostatin) ist ein aus acht Aminosäuren bestehender synthetischer Abkömmling des Somatostatins. Octreotid senkt den Druck in der Pfortader, indem es den arteriellen Zustrom ins Pfortadergebiet vermindert. Noch besser sollen sich die Varizenblutungen mit dem neuen Somatostatin-Analogon Vapreotid eindämmen lassen.
Blutungen besser kontrollieren
In einer neuen Studie wurde der Effekt von Vapreotid an 227 Patienten mit Leberzirrhose untersucht. Alle Studienteilnehmer wurden aufgrund akuter Blutungen im unteren Bereich der Speiseröhre ins Krankenhaus eingeliefert. Innerhalb von etwa zwei Stunden nach ihrer Einlieferung und noch vor der endoskopischen Venenverödung erhielten sie entweder Vapreotid oder Plazebo. Der Vapreotidgruppe wurden zuerst 50 mg Vapreotid als Bolus intravenös injiziert, danach erhielten diese Patienten eine Dauerinfusion über einen Zeitraum von fünf Tagen, mit der pro Stunde 50 mg Vapreotid in den Körper eingebracht wurden. Etwa drei Stunden nach dem Start der Infusion wurde die endoskopische Behandlung durchgeführt. 31 Patienten mussten aus der Untersuchung ausgeschlossen werden, da deren Blutungen nicht durch einen überhöhten Druck in der Pfortader entstanden waren. Danach verblieben jeweils 98 Patienten in der Vapreotid- und in der Plazebogruppe.
Das Ergebnis: Starke Blutungen wurden während der endoskopischen Behandlung bei 31% der mit Vapreotid behandelten Patienten beobachtet, im Vergleich dazu bei 46% der Plazebogruppe. Innerhalb der fünf darauf folgenden Tage, an denen die Infusion mit Vapreotid fortgesetzt wurde, überlebten 65 der 98 Patienten aus der Vapreotidgruppe und nur 49 von 98 aus der Plazebogruppe. Auch benötigten die Patienten aus der Vapreotidgruppe deutlich weniger Bluttransfusionen.
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass akute Varizenblutungen bei Patienten mit Leberzirrhose mit einer Kombination aus Vapreotid und endoskopischer Venenverödung besser kontrolliert werden können als mit der endoskopischen Behandlung allein. Einen positiven Einfluss auf die Überlebensrate zeigte die Kombinationstherapie dagegen nur in den ersten fünf Tagen. Die Patienten wurden jedoch noch über weitere 42 Tage beobachtet. Nach dieser Zeit konnte bezüglich der Überlebensrate kein Unterschied mehr in beiden Gruppen festgestellt werden. la
Quelle: N. Engl. J. Med. 344, 23-28 (2001)
Die bei Patienten mit Leberzirrhose häufig auftretenden Ösophagusvarizen im unteren Bereich der Speiseröhre können zu lebensbedrohlichen Blutungen führen. Um diese Blutungen besser kontrollieren zu können, werden zusätzlich zur endoskopischen Behandlung Somatostatin-Analoga eingesetzt. Mit dem neuen Somatostatin-Analogon Vapreotid sollen die Blutungen jetzt effektiver eingedämmt werden können.
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