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Berichte
Mykologie: MYK' 2001 in Marburg
In seiner Eröffnungsrede erinnerte der Vorsitzende der Gesellschaft, Prof. Dr. Hans C. Korting von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Universität München, an den Dermatologen Professor Götz, der die Gesellschaft vor 40 Jahren gründete. Er betonte, dass es sich bei Mykosen häufig um weit verbreitete Erkrankungen handelt. Beispielsweise sind von Fußmykosen etwa ein Drittel der Bevölkerung betroffen. Die Lebensqualität dieser Patienten ist häufig stark beeinträchtigt, und außerdem kann die Erkrankung bedingender Faktor für schwerwiegende Erkrankungen wie Erysipel sein.
Echinocandine
Aufgrund der zunehmenden Resistenz gegen Azol-Antimykotika, der häufig erheblichen Nebenwirkungen der systemischen Polyen-Antimykotika und der im Allgemeinen oft unbefriedigenden Wirksamkeit der vorhandenen Antimykotika gegen systemische Mykosen ist es wichtig, nach neuen Stoffen zur Behandlung von Mykosen zu suchen.
Eine neuartige wichtige Stoffklasse stellen die Echinocandine dar. Eine Substanz dieser Stoffklasse, das Caspofungin, ist in den USA bereits zugelassen. Eine weitere, Micafungin, befindet sich in der klinischen Prüfung. Echinocandine hemmen die 1,3-≠-D-Glucan-Synthase. Dieses Enzym ist wichtig für den Aufbau einer intakten Pilzzellwand und kommt in den meisten Candida- und Aspergillus-Spezies, nicht aber in Säugetierzellen vor. Echinocandine wirken gegenüber Candida-Spezies fungizid, gegenüber Aspergillus-Spezies fungistatisch.
Ein Vortrag hatte zum Thema, in welchem Maße Micafungin und Fluconazol bei Candida spp. die Adhärenz (d. h. die Anlagerung an die Wirtsoberfläche) beeinflussen. Die Adhärenz des Pilzes an die Wirtszellen stellt den initialen Schritt der Infektion dar und ist somit ein wichtiger Virulenzfaktor. Fluconazol verringert die Adhärenz nur um 30%, Micafungin hingegen um 70%. Echinocandine könnten auch für die Prophylaxe bedeutsam werden, besonders für Patienten nach Organtransplantation oder mit Neutropenie – auch im Rahmen einer Kombinationstherapie.
Virulenzfaktoren von Pilzen
In einem weiteren Vortrag ging es um die molekularen Mechanismen der Virulenz des Schimmelpilzes Aspergillus fumigatus, der häufig die Lunge, das ZNS oder den Gastrointestinaltrakt immunsupprimierter Personen befällt. Die Letalität immunsupprimierter Patienten mit invasiven Aspergillosen liegt trotz des Einsatzes von Antimykotika bei 90%. Die Standardtherapeutika sind immer noch Amphotericin B beziehungsweise liposomales Amphotericin B.
Warum gerade Aspergillus fumigatus zu invasiven Mykosen führt, versucht man gerade zu erforschen. Ein wichtiger Virulenzfaktor scheint die Polyketid-Synthase zu sein, die durch ein pksP-Gen kodiert wird. Die Mutation dieses Gens führt zu einer deutlichen Abschwächung der Virulenz im Mausmodell.
Ein weiterer häufiger Erreger von Pilzinfektionen ist Candida albicans. Diese fakultativ humanpathogene Hefe führt besonders bei abwehrgeschwächten Personen, wie z. B. HIV-Patienten und Organtransplantierten, häufig zu lokalen Infektionen der Haut und Schleimhäute. In bestimmten Fällen kann es sogar zu systemischen Infektionen kommen. Ein wichtiger Virulenzfaktor von Candida albicans sind die sekretorischen Aspartat-Proteinasen (Sap 1–10). Sie sind der Aspartat-Proteinase des HI-Virus sehr ähnlich.
In einem In-vitro-Modell der vaginalen Kandidose konnte nachgewiesen werden, dass durch das Ausschalten bestimmter Sap-Gene der Pilz wesentlich schlechter in der Lage ist, in die Schleimhaut einzudringen. Auch durch die Zugabe von verschiedenen HIV-Proteinaseinhibitoren konnte in vitro das Eindringen des Pilzes in die Schleimhaut verringert werden. In Zukunft wird man versuchen, durch Molekülvariation von HIV-Proteinaseinhibitoren Substanzen zu entwickeln, die spezifischer die Proteinasen von Candida albicans hemmen.
In einem Vortrag wurden die humanen ß-Defensine vorgestellt. Das sind vom menschlichen Organismus synthetisierte Peptide, die unspezifisch antimikrobiell wirken. Man untersuchte die Expression zweier Defensine in einem Modell der oralen Kandidose. Dabei zeigte sich, dass die Konzentration eines der beiden Defensine bei der Infektion mit Candida albicans deutlich anstieg. Diese Reaktion könnte ein Ausgangspunkt zur Entwicklung neuer antifungaler Behandlungsstrategien sein.
Tropische Dermatomykosen
Der Kongress wurde auch durch die Vorträge internationaler Gastredner bereichert. Ein Vortrag von Prof. Dr. U. Budimulja aus Jakarta, Indonesien, handelte von tropischen Dermatomykosen. Die häufigste Dermatomykose in Indonesien ist die Tinea cruris, eine meist durch den Erreger Trichophyton rubrum hervorgerufene Infektion der Unterschenkel, die sich durch rote, schuppende und juckende Knötchen bemerkbar macht. Die Tinea imbricata ist in Teilen Indonesiens endemisch. Ihre Symptome sind juckende, überwiegend am Stamm auftretende, konzentrische, bräunliche Ringe, hervorgerufen durch Trichophyton concentricum. Diese werden mit Itraconazol und Terbinafin behandelt.
Abschließend lässt sich sagen, dass bei der interdisziplinären Tagung sowohl Mediziner als auch Pharmazeuten neue Erkenntnisse für die Praxis gewinnen konnten.
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