Berichte

TGL Nordrhein: Rund um das Arbeitsrecht

Mehr als 100 Teilnehner und Gäste konnte der 1. Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) Nordrhein, Apotheker H. J. Keller, Duisburg, zur 14. Fortbildungsveranstaltung auf Norderney vom 23. bis 27. September 2001. Sie wurde gemeinsam von der TGL Nordrhein und der apothekereigenen Genossenschaft Noweda durchgeführt.

Mit Freude und Stolz erinnerte Keller an den Beginn dieser Seminarreihe 1977, die sich zur einzigen Apothekenarbeitsrechts-Veranstaltung im Bundesgebiet entwickelt hat. Keller kommt seit fast 50 Jahren regelmäßig nach Norderney und ist auf der Insel durch Tagungen, Kneipp-Wander-Wochen und viele Gesundheitsvorträge für die Kurverwaltung bekannt.

Billigmedizin ohne Rücksicht auf Qualität und Beratung ersetzt heute Therapiefreiheit und Vielfalt der Therapiemethoden. Die goldenen Zeiten sind längst vorbei, und der Hauptkostenfaktor in den Apotheken, die Personalkosten, bestimmen das Geschehen. Keller wiederholte seine alte These, Kenntnisse im Arbeitsrecht sind für den Apotheker genauso wichtig wie sein fachliches Wissen, obwohl er hier geneigt ist, seine Kenntnisse öfter aufzufrischen.

Keller kritisierte, dass die Apotheker Nordrheins durch keine Organisation in der Bundesspitze vertreten sind, macht dafür aber auch Streitigkeiten untereinander verantwortlich. Er bekannte sich ausdrücklich zum Flächentarif, verlangte aber in der Tarifpolitik ein Mitspracherecht entsprechend der Größe des Verbandes.

Prof. Dr. Eberhard Hamer, Hannover, referierte über das Thema "Der Apotheker – mehr Unternehmer oder mehr Heilberuf?". Hamer hat gerade ein Buch über den Unternehmer herausgegeben. Er ist kein Unbekannter bei der TGL und ließ 1991 eine Diplomarbeit über die Gehaltsstatistiken von 1977 bis 1991 schreiben.

Er versteht es, Missstände über die verwalteten Berufe anzuprangern. Ein Feuerwerk bot Unternehmensberaterin Weingartz, Meerbusch, mit ihrer Darbietung "Charismating – Chance für die Apotheke in unserer turbulenten Zeit". Sie verstand es ausgezeichnet, vom Wandel der Apotheke, über die Sichtweise der Kunden und über bildhafte Praxisbeispiele ihre Hörer zu begeistern.

Traditionsgemäß war ein Vortrag der Berufsordnung gewidmet. Rechtsanwältin Bettina Mecking, Düsseldorf, Justitiarin der Apothekerkammer Nordrhein, sprach über Werbung, Wettbewerb und Berufsordnung. Durch Wegfall der Rabattgesetze haben sich einige Unsicherheiten eingestellt. Dieses Thema muss sicher noch weiter diskutiert werden.

In einem dreistündigen Seminar aus der Praxis des Justitiars der TGL ergaben sich eine Unmenge von Fragen für alle Teilnehmer. Rechtsanwalt Gert Fudicar, Köln, hat in diesem Jahr sein 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert.

Die Kündigung war das Schwerpunktthema des 2. Justitiars, Rechtsanwalt Martin Dierkes, Düsseldorf. Es handelt sich dabei um ein fachspezifisches Thema, wobei sicher seine Empfehlung, sich bei Kündigungsabsichten zunächst einmal hinzusetzen, sodann tief durchzuatmen und dann den Justitiar zu befragen, zutreffend ist. Im zweiten großen Seminar wurde von ihm der Bundesrahmentarifvertrag mit allen seinen Variationsmöglichkeiten besprochen.

In seinem Vortrag "Lügt die Statistik? Ein Spiel mit Zahlen – Gehaltsstatistik von 1977 bis 2001", ging der 1. Vorsitzende Keller auf die Ergebnisse der Gehaltsbefragung, der Teilzeitstatistik und einer Umfrage zum Bundesrahmentarifvertrag ein. Auch gab er wertvolle Tipps für die Praxis bei Stellenbesetzung.

Die "Besonderheiten beim Apothekenleiter als Erblasser", wobei die Betonung auf Apothekenleiter liegt, sowie Testament und Nachfolgeregelung vermittelte Rechtsanwalt Anselm Schrader, Düsseldorf, seinen Zuhörern. Auch hier ist zu raten, unter Hinzuziehung von Notar, Anwalt und Steuerberater, klare Regelungen zu schaffen, anstatt Selbstgestricktes zu verwenden.

Apothekerin Dr. Hoch, Vorstandsmitglied der TGL, sprach im Alternativ-Programm über "Erfolg durch Kommunikation", wie positive Ausstrahlung aktive Kundenbindung schafft.

Über Gestaltungsmöglichkeiten, die sich Apotheken durch die Unternehmenssteuerreform bieten, das Nutzen von Entlastungen und die Möglichkeit der Optimierung durch Wahlrecht bei Betriebsveräußerungen referierte Diplom-Volkswirtin Ursula Hasan-Boehme, Geschäftsführerin der Treuhand Hannover GmbH, Steuerberatungsgesellschaft.

"Personalführung in der Apotheke – welcher Führungsstil ist wann der richtige?" war ein Referat des Leiters des Zentralen Personalwesens der Noweda, Andreas Kock, das manche Überlegungen ergab, die auch im Apothekenbetrieb verwendbar sind.

Zu den Stammreferenten der Norderneyer Tagung gehört Ralf Oetker, Oberhausen, Verkaufspsychologe, der über eine neue Variante "Schlauer als der Klauer, Diebstahl am POS" berichtete und im 2. Teil unter dem Thema "Motivieren ist gut – Vermeidung von Demotivation ist besser", manch praktischen Hinweis in seiner unterhaltsamen Art des Vortrags bot.

Aus aktuellem Anlass wurde zusätzlich ein einstündiger Vortrag "Der Euro kommt – die DM geht" eingeschoben. Als Referent konnte der Regionalleiter der Deutschen Apotheker- und Ärztebank Düsseldorf, Peter Konrad gewonnen werden. Seine lebhaften Ausführungen brachten mit den jedem Teilnehmer überreichten Euro-Unterlagen manch wertvollen Hinweis und erweckten Überlegungen, wie der Übergang von der DM zum Euro apothekenmäßig zu regulieren ist. Wer jetzt noch nicht die Initiative ergriffen hat, muss sich wirklich beeilen.

Den Abschluss des dreitägigen Intensiv-Seminars bildete der 1. Vorsitzende des Apothekenverbandes Nordrhein e.V., Thomas Preis, mit einem aktuellen Situationsbericht unter berufspolitischen und wirtschaftlichen Aspekten, wobei die neuesten Meldungen aus dem Gesundheitsministerium Berlin nich zu kurz kamen.

In seinem Schlussreferat dankte Keller allen Referenten, Mitarbeitern und den zahlreichen Helfern der Kurverwaltung im Haus der Insel. Auch in diesem Jahr wurden eine Menge Aufwand und Vorbereitungen durch das Büro von Marketingchef von Chiari und Frau Vetter von der Noweda und durch Frau Dierkes von der TGL, geleistet. Keller dankte den Firmen Noweda, Stada, Heumann und Wepa für ihre Unterstützung und der Firma Storck für eine Sonderausgabe ihres Ratgebers. HJK

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