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Der 11. September 2001 hat die Welt verändert - auch unser Leben in Deutschland. Zwar beteuern Politiker derzeit vor der Kamera, Deutschland sei nicht unmittelbar vom Terrorismus bedroht, doch wir spüren bereits die Auswirkungen der Bedrohung Amerikas, z. B. bei den verschärften Sicherheitsbestimmungen auf Flughäfen, durch Überlegungen und Diskussionen zum Thema Sicherheit in Deutschland bis hin zu Gedanken, das Bankgeheimnis zu lockern. Außerdem: der Bundeskanzler hat den USA weitgehende Solidarität zugesagt; wie schnell kann es passieren, dass wir diese Zusage im Kampf gegen den Terrorismus aktiv einlösen müssen. Noch ist es nicht soweit, doch wer weiß, wie lange die Ruhe hält. Ohne in Panik zu verfallen: für mich ist diese Ruhe trügerisch. Denn letztlich ist auch Deutschland als Teil der westlichen Welt ein Land, das nicht im Einklang mit den anarchischen, fundamentalistischen Zielen der Talibans steht. Auch wenn die USA Ziel der grausamen Terroranschläge war: immerhin haben die Selbstmordattentäter in unserem Land gelebt und studiert.

Solche Gedanken leiten über zu Fragen, was im Ernstfall passiert, wie wir gerüstet sind für - auch nur schwer vorstellbare - Terroranschläge? Eines dieser Szenarien, das in den letzten Tagen sogar konkrete Formen annimmt, sind Terroranschläge mit biologischen Waffen, Stichwort Milzbranderreger. Die heimtückische und gleichsam brutale Art dieser Anschläge führt vor Augen, wozu diese Terrorbestien fähig sind. Biologische Waffen - unser Titelbeitrag in diesem Heft befasst sich mit diesem Thema. Die Auslösung von Krankheit als Waffe einzusetzen, ist zwar kein neues Thema, es erhält jedoch in der heutigen Zeit mehr Aktualität denn je. Vor diesem Hintergrund ist es richtig, sich über diese Bedrohungen und über mögliche Gegenmaßnahmen zu informieren.

Der Terroranschlag in den USA und die latente Bedrohung durch Terroristen wirft die Frage auf: Wie sind wir für Katastrophenfälle durch Krieg und Terrorattacken gerüstet? Wie steht es um den Zivilschutz (in den 80er Jahren z. B. ein heißes Thema)? Gibt es für den Notfall genügend Vorräte z. B. an Medikamenten? Denken Sie nur das Szenario durch, dass Milzbranderreger bei uns weit verbreitet würden und Tausende von Menschen infiziert werden! Sind ausreichend Antibiotika vorhanden, um eine rasche Behandlung einzuleiten?

Was man sich und der Öffentlichkeit dabei vor Augen halten sollte: Ist bei solchen Katastrophen eine rasche Arzneiversorgung gefragt, so ist diese am besten durch die derzeit vorhandene dezentrale Struktur unserer Apotheken und Großhandlungen in den Griff zu bekommen. Würde unsere Bevölkerung dagegen weitgehend durch Versandapotheken versorgt, wäre die Versorgung mit Arzneimitteln im Katastrophenfall auf jeden Fall anfälliger aufgrund des zentralen Arzneimittellagers, der Notwendigkeit des Verschickens und auch der Gefahr, dass ein Terroranschlag ein solches Arzneilager vernichtet, verseucht oder was auch immer. Vielleicht bringen diese Argumente versandhandelsfreundliche Politiker zur Einsicht.

Wechseln wir das Thema, aber bleiben wir bei der Überschrift "Neuorientierung". Es ist zwar schon seit einiger Zeit bekannt, doch jetzt scheint es mehr und mehr konkrete Formen anzunehmen: Die ABDA zieht um nach Berlin! Das ist beschlossene Sache. Der Umzug soll voraussichtlich in 2003 stattfinden. Im Klartext: unsere "Standesführung" wird den erst vor wenigen Jahren bezogenen Neubau in Eschborn verlassen und in Berlin in exponierter 1a-Lage (Nähe Gendarmenmarkt) ein repräsentatives ehemaliges Bankgebäude beziehen. Voraussichtliche Kosten dieses Vorhabens: über 40 Millionen Mark! Ja, Sie haben richtig gelesen, das ist die Riesensumme, die sich unsere Standesfürsten für ihr neues Domizil genehmigen wollen, um näher an der Bundespolitik zu sein. Über 40 Millionen Mark - hinzu kommen die Querelen und die Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern, die nicht nach Berlin wechseln wollen oder wechseln können. Nicht zu vergessen die Schwächung unserer Berufsvertretung dadurch, dass dann fähige Mitarbeiter(innen) mit ihrem Know how aus der ABDA ausscheiden. Dies wird die ABDA immens viel Kraft und Auseinandersetzungen nach innen kosten, Kraft und Geld, die in dieser schwierigen Zeit für die wichtige Darstellung der Apotheke nach außen nicht zur Verfügung stehen. Da ist die Frage erlaubt, ob der Umzug wirklich sein muss?

Nein, meine ich, denn unsere Berufs- und Gesundheitspolitik lässt sich genauso von Eschborn aus erledigen. Denkbar wäre auch eine gesplittete Lösung: nur führende Köpfe wechseln nach Berlin oder ein neuer berufspolitischer Sprecher vertritt die ABDA in der Berliner Gesundheitspolitik. Schreiben Sie uns, ob Sie für den Umzug der ABDA nach Berlin sind oder nicht.

Peter Ditzel

Neuorientierungen

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