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Treuhand-Jubiläumsfeier: Eine Steuerberatungs-Erfolgsstory
Genscher sprach über die Globalisierung, die deutsche Wiedervereinigung und die Rolle Europas, das dank seiner Erfahrungen bei Fragen der politischen Integration eine weltweite Vorbildfunktion habe. Dr. Walter Leetsch, Vorsitzender des Vorstandes des Treuhand Verbandes Deutscher Apotheker e.V. und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Treuhand Hannover GmbH, verwies bei seiner Begrüßungsrede darauf, dass dem Name der Treuhand zwar kein weltweiter Ruf vorauseile, dass aber dieser Name immerhin in Deutschland bekannt sei und den Ruhm und das Vermögen der Stadt Hannover vermehre. Gleichzeitig rief er auch noch einmal den tieferen Grund der Verbindung von Apothekern und Steuerberatern in Erinnerung: Schon bei der Gründung der Magdeburger Apotheken Buchstelle, habe diese den Vorteil gehabt, dass sie verlässliche Daten liefern konnte, mit denen man bis heute Politik machen kann. Für die gute Zusammenarbeit mit der ABDA-Abteilung Wirtschaft und Soziales unter der Leitung von Dr. Frank Diener bedankte er sich bei der Standesvertretung.
Hans-Günter Friese, Präsident der ABDA, bedankte sich seinerseits sehr herzlich bei der Treuhand für deren kompetente Beratung. "Bei einem Gesamtumsatz aller 21600 deutschen Apotheken von annähernd 53 Milliarden Mark im vergangenen Jahr, kommt der Information und Beratung eine Schlüsselfunktion zu!" Friese weiter: " Wir können von Glück reden, dass es die Treuhand gibt." Der Präsident wünschte ein westfälisches "Glückauf" und konstatierte, dass es den Apothekern gut gehe, so lange es der Treuhand gut gehe, "insofern wünschen wir der Treuhandfamilie auch für die Zukunft alles Gute!"
Steuerverwirrung als Arbeitsgrundlage
Werner Wimmer, Sprecher des Vorstandes der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, bezeichnete die Treuhand als "Pfadfinder im Steuerdschungel" und wünschte ihr eine stetig anhaltende "Steuerverwirrung, so dass nie zu wenig Arbeit verbleibt."
Reinhard Garbe, Sprecher der Geschäftsführung der Treuhand Hannover GmbH, ließ schließlich die Geschichte der Treuhand Revue passieren. Er machte deutlich, dass die tieferen Wurzeln des Jubiläums weit vor dem Zeitpunkt von vor 50 Jahren liegen. So warb schon 1926 die "Landwirtschaftliche Privatbuchstelle" des Magdeburger Bücherrevisors Johannes Schultze mit Unterstützung des Apothekervereins Berlin im gesamten Reichsgebiet in Apotheken darum, Buchführung und Steuerberatung übernehmen zu dürfen. Die Werbung war von Erfolg gekrönt, schon einen Monat nach dieser ersten Initiative wurde eine eigene Abteilung für die Apothekenbuchführung eingerichtet.
1927 wurde von Johannes Schultze die eigenständige Apotheken-Buchstelle gegründet, die stark expandierte und 1939 fast die Hälfte der reichsdeutschen Apotheken betreute. Neben den Buchführungssystemen wurde hier auch betriebswirtschaftliches Material gesammelt und statistisch ausgewertet - so entstand der erste Apotheken-Betriebsvergleich.
Weinstube in Buchungsstelle integriert
Launig wies Reinhard Garbe auch darauf hin, was für ein umtriebiger Bursche jener Schultze war, der im Haus der Apotheken-Buchstelle auch eine Weinschänke untergebracht hatte: "Ich weiß nicht, ob der Erfolg unmittelbar mit diesem Weinausschank verbunden war, aber ich weiß, dass wir mit unseren Mandanten nach einer erfolgreichen Beratung gerne ein gutes Glas Wein trinken."
Nach dem Tode des Gründers versuchte dessen Frau Gertrud Schultze die Arbeit ihres Mannes fortzusetzen, allerdings mit wenig Erfolg. Nicht zuletzt deshalb übernahm die Deutsche Apotheken-Buchstelle e.V. die Arbeit der Witwe, wenn auch mit einem nur geringen Restbestand an Mandanten. Johannes Schultze war übrigens während der Kriegswirren in Russland verschollen.
Am 1.11.1959 schließlich nahm die Treuhandgesellschaft Deutscher Apotheken und pharmazeutischer Betriebe mbH - die heutige Treuhand Hannover GmBH - ihre Tätigkeit auf und übernahm dabei sämtliche Mandanten und Mitarbeiter der vormaligen Deutschen Apotheker Buchstelle e.V. .
Im August 1960 erhielt die Treuhand die Zulassung als Steuerberatungsgesellschaft. Ein für damalige Verhältnisse signifikantes Anwachsen des Mandantenstammes um mehrere Hundert Kunden wurde nach der Niederlassungsbeschränkung für Apotheker im Jahre 1958 verzeichnet. Anfang der siebziger Jahre wurde der EDV-gestützte Betriebsvergleich eingeführt. Nach dem Wegfall der Mauer entstanden neue Geschäftsverbindungen. Als erste Niederlassung in der ehemaligen DDR wurde der Gründungsort Magdeburg erwählt. Und nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung in Weimar 1992 wurde die Deutsche Apotheken Buchstelle e.V. in Treuhand Verband Deutscher Apotheker e.V. umbenannt.
Reinhard Garbe verzichtete darauf, sämtliche Erfolge der Treuhand im Detail zu schildern, betonte aber, dass er es als besonderen Erfolg ansehe, dass die Treuhand maßgeblich mit daran gewirkt habe, dass das Zwei- bzw. Mehrkontenmodell auf den Weg gebracht wurde, mit dessen Hilfe es manchem Apotheker erst möglich war, ein Haus zu finanzieren.
Treuhand heute Marktführer
Heutzutage sind fast 1000 Apotheker und Apothekerinnen Mitglied im Treuhand-Verband. Die Treuhand Hannover GmbH ist heute mit einem Umsatz von 65,6 Millionen Mark in Deutschland die führende Steuerberatungsgesellschaft. 3100 Apotheker und 570 niedergelassene Ärzte und Zahnärzte lassen derzeit ihre Buchführung, die Lohn- und Gehaltsabrechnung, die Steuererklärung und ihren Jahresabschluss von der Treuhand durchführen. Mit 19 Niederlassungen und sieben Regionalbüros ist die Treuhand deutschlandweit flächendeckend vertreten. Insgesamt beschäftigt die Treuhand 630 Mitarbeiter. Die genossenschaftsähnliche Struktur der Treuhand Unternehmensgruppe garantiert eine konsequente Kundenorientierung. Der Treuhand-Verband, dessen Mitglieder fast ausschließlich selbstständige Apotheker und Apothekerinnen sind, hält 74 % Gesellschaftsanteile an der Treuhand - eine Konstruktion, die Marktnähe verspricht.
Beim dem der Feier vorausgegangenen Pressegespräch wurde deutlich, dass die Vergütung der Beratertätigkeit im Vergleich mit anderen Steuerberatern im Mittelfeld liegt.
Situation der Apotheker wird pessimistisch beurteilt
Im Hinblick auf die Zukunft des deutschen Apothekenwesens zeigte sich Geschäftsführerin Ursula Hasan-Boehme auf Nachfrage der Presse eher pessimistisch und verwies auf einen externen Betriebsvergleich der Treuhand. Danach machen etwa elf Prozent der deutschen Apotheken einen Jahresumsatz von unter 1,25 Millionen Mark. "Bei einer solchen Situation hängt es von den Rücklagen der betroffenen Apotheken ab, wie lange sie damit überleben können. Vermutlich verschwinden die meisten nicht schlagartig von der Bildfläche, aber nach einer gewissen Zeitspanne werden wir mehr Schließungen als heute zu verzeichnen haben." In diesem Zusammenhang wies Reinhard Garbe darauf hin, dass es auch heute schon zu viele Schließungen gäbe und etliche Apotheken nur aufgrund der "Selbstausbeutung" der Apotheker überlebensfähig seien.
Der in Hannover ansässige Treuhand-Verband Deutscher Apotheker e.V. feierte am 29. Oktober sein 50-jähriges, die Tochtergesellschaft Treuhand Hannover GmbH ihr 40-jähriges Bestehen. Dabei wurde deutlich, dass die Geschichte der Treuhand überwiegend von Erfolg geprägt ist. Und so verwunderte es auch nicht weiter, dass als Gastredner hochkarätige Prominenz, nämlich der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher, gewonnen werden konnte. Genscher sprach über die Globalisierung, die deutsche Wiedervereinigung und die Rolle Europas, das dank seiner Erfahrungen bei Fragen der Integration eine weltweite Vorbildfunktion habe.
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